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Wolfgang Uhlmann wird 80 Wolfgang Uhlmann wird 80: DDR-Schach-Genie gewann gegen fünf Weltmeister

27.03.2015, 08:19
Schachgroßmeister Wolfgang Uhlmann sitzt in Dresden in seiner Wohnung an einem Schachbrett, einem Geschenk von Fidel Castro.
Schachgroßmeister Wolfgang Uhlmann sitzt in Dresden in seiner Wohnung an einem Schachbrett, einem Geschenk von Fidel Castro. dpa Lizenz

Dresden - Er spielte gegen zehn Schach-Weltmeister, fünf davon hatten gegen ihn das Nachsehen. Und doch ist der Dresdner Schach-Großmeister Wolfgang Uhlmann über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus nur Insidern ein Begriff. Uhlmann, der in den 60er und 70er Jahren zur absoluten Weltspitze gehörte, feiert am Sonntag seinen 80. Geburtstag. Bereits am Abend zuvor erwartet der Elbestädter auf Einladung eines Privatsponsors rund 40 Gäste, neben zahlreichen Prominenten auch seinen Freund und ehemaligen DDR-Fußballnationaltrainer Eduard Geyer.

Im Alter von neun Jahren erlernte Uhlmann das königliche Spiel von seinem Vater. Nach Kriegsende erkrankte er an Tuberkulose und musste ein Jahr im Sanatorium verbringen. „Die Krankheit wurde damals nur mit Essen und Liegen geheilt, Medikamente gab es keine“, erzählt der Jubilar. In dieser Zeit studierte der junge Uhlmann zwei Bücher eines seiner Vorbilder, des russischen Schach-Weltmeisters Alexander Aljechin. „Ich konnte dann fast alles auswendig. Damit war ich meinen Altersgenossen natürlich ganz weit voraus und wurde nach diesem Jahr Dresdner Jugendmeister, dann Sächsischer und 1951 Deutscher Jugendmeister.“

36 internationale Turniersiege

Den ersten internationalen Erfolg feierte der Großmeister 1953 in Erfurt. 1956 wurde ihm der Titel „Internationaler Meister“ verliehen, drei Jahre später „Internationaler Großmeister“.

Uhlmann erlernte den Beruf des Buchdruckers. Diesen habe er aber nie ausgeübt, da er sich so nicht dem Schachsport in vollem Umfang hätte widmen können, berichtet der neben Robert Hübner bekannteste deutsche Schachspieler. Ab 1960 bis zur politischen Wende hatte er einen Vertrag mit dem Bezirksverband Dresden. Dort sei mit der Schülerbetreuung beauftragt gewesen und habe deshalb genügend Zeit für sein Schachtraining gehabt.

Der Altmeister wurde elfmal DDR-Meister, errang 36 internationale Turniersiege und gewann gegen fünf Weltmeister: Bobby Fischer, Michail Botwinnik, Wassili Smyslow, Viswanathan Anand und Alexander Khalifman. Seine größten Erfolge waren die Siege der Turniere 1964 in Havanna gemeinsam mit Smyslow und ein Jahr später mit Borislaw Iwkow vor dem Weltmeister Tigran Petrosjan in Zagreb.

„Mein Schokoladenturnier aber war das Traditionsturnier im südenglischen Hastings, wo immer um die Jahreswende die Weltspitze antritt“, schwärmt Uhlmann im Rückblick. Sechsmal nahm er teil, dreimal ging er als Sieger. „Mein schlechtestes Resultat war der dritte Platz“, betont er stolz.

Experte für „Französische Verteidigung“

1976 konnte der Schach-Großmeister noch einmal am Zonenturnier und anschließend am Interzonenturnier in Manila teilnehmen. Dort infizierte sich Uhlmann mit einem Virus. „Zuhause erkrankte ich daran schwer“, erzählt er. Die Lähmung eines Auges sowie der Beine waren die Folge.

Der Dresdner gilt weltweit als Experte für die Schach-Eröffnung „Französische Verteidigung“. 1981 nahm ihn deshalb Weltmeister Anatoli Karpow zur Vorbereitung auf seinen Herausforderer Wiktor Kortschnoi in sein Beraterteam.

Noch heute spielt der Jubilar, der vor sechs Jahren eine Krebserkrankung besiegte, teilweise in der Bundesliga. „Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich aufgrund des Alters fünf Stunden Schachspielen konditionell nicht mehr durchhalte. Natürlich ärgere ich mich dann, wenn ich verliere, aber ich kann auch verlieren.“ (dpa)