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Aluminium-Unternehmen Novelis investiert: Hier werden Deutschlands Getränkedosen recycelt

Unternehmen investiert knapp zehn Millionen Euro in neue Sortieranlage. In Nachterstedt wird die weltgrößte Aluminium-Recyclinganlage betrieben. Welche Probleme der Standort hat.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 07.11.2024, 18:23
Christian Grossmann leitet das großen Aluminium-Recyclingwerk in Nachterstedt. Dies könnte alle in Deutschland anfallenden Getränkedosen recyceln.
Christian Grossmann leitet das großen Aluminium-Recyclingwerk in Nachterstedt. Dies könnte alle in Deutschland anfallenden Getränkedosen recyceln. Höhne

Nachterstedt/MZ. - Nachterstedt/MZ. Novelis, der weltweit führend größte Recycler von Aluminium, baut sein Werk in Nachterstedt aus. Für knapp zehn Millionen Euro wurde eine neue Sortieranlage für Aluminiumabfälle installiert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. „Wir können durch die neue Anlage Verunreinigungen des Aluminiums besser entfernen“, sagte Werkleiter Christian Grossmann der MZ. So könne das Metall besser verarbeitet werden. Zudem könnten auch größere Mengen stärker verschmutztes Aluminium angenommen werden.

400.000 Tonnen können im Jahr verarbeitet werden

Novelis betreibt in Nachterstedt das weltweit größte Aluminium-Recyclingwerk. Jährlich können den Angaben zufolge bis zu 400.000 Tonnen Aluminiumschrotte recycelt werden. Aus diesen werden beispielsweise Getränkedosen, Teile für Fahrzeuge oder Spezialanfertigungen für die Bauindustrie. So wird im Werk etwa das Aluminium für die Nivea Cremedosen hergestellt, die zu 80 Prozent aus recyceltem Aluminium bestehen. Das Werk hat die Kapazität um alle Getränkedosen in Deutschland zu recyceln.

Novelis-Europachef Emilio Braghi betonte, dass der Recyclinganteil in den Produkten stetig erhöht wird. „Wir können inzwischen Aluminium für Fahrzeugkarossen mit einem Recyclinganteil von 86 Prozent gießen“, sagte Braghi. Durch die Wiederverwendung ließen sich die Energiekosten im Vergleich zur primären Aluminiumproduktion um 95 Prozent senken.

Gleichwohl warnt Braghi vor den steigenden Energiekosten in Deutschland. Der Erdgaspreis sei immer noch doppelt so hoch wie vor der Energiepreiskrise. „Das ist eine problematische Situation“, erklärte Braghi. Das Unternehmen benötige in Nachterstedt große Mengen Erdgas, um Öfen zum Einschmelzen des Aluminiums zu betreiben.

Warnung vor hohen Energiepreisen in Deutschland

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) wurde noch deutlicher: „Bei den derzeitigen Energiepreisen wird Deutschland in vielen Industriebereichen nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ Der Minister befürchtet, dass vor allem energieintensive Unternehmen künftig nicht mehr in Sachsen-Anhalt investieren. „Wir benötigen ein Umsteuern in der Energiepolitik“, so der Minister. Die gesteckten Klimaschutzziele seien in dieser kurzen Zeit nicht erreichbar. Zudem müsse das Angebot an Energie ausgeweitet werden.

Schulze lobte die Aktivitäten des Unternehmens: „Novelis setzt in Nachterstedt Maßstäbe bei nachhaltigen Aluminiumlösungen.“ Es werde eine Kreislaufwirtschaft betrieben. Diese dürfe nicht durch zu hohe Energiepreise in Bedrängnis geraten.

Insgesamt hat Novelis in sein Werk in Nachterstedt bereits 300 Millionen Euro investiert. Am Standort arbeiten mehr als 1.200 Beschäftigte. Neben dem Recyclingwerk wird auch ein Werk zur Produktion von Aluminiumblechen betrieben. Diese werden vorrangig in die Automobil- und in die Getränkeindustrie geliefert.