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Einkommen Löhne steigen in Sachsen-Anhalt um fünf Prozent: Spitzenverdiener in Halle

Die Gehälter in Sachsen-Anhalt sind 2023 im Schnitt um fünf Prozent gestiegen. Hohe Zuwächse gab es in Heimen und in der Gastwirtschaft. Auch regional gibt es deutliche Unterschiede.

Von Steffen Höhne 28.08.2024, 13:31
Die Löhne sind in Sachsen-Anhalt zuletzt deutlich gestiegen.
Die Löhne sind in Sachsen-Anhalt zuletzt deutlich gestiegen. Foto: Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa

Halle/MZ. - Die Löhne sind in Sachsen-Anhalt in vielen Branchen deutlich gestiegen. Dennoch lagen die Zuwächse im Schnitt unter der Inflationsrate. Das heißt, die Arbeitnehmer mussten einen Reallohnverlust hinnehmen. Das Medianentgelt aller Vollzeitbeschäftigten lag 2023 laut der Bundesagentur für Arbeit bei 3.152 Euro. Gegenüber dem Jahr 2022 sind Gehälter somit um rund 160 Euro beziehungsweise fünf Prozent gestiegen. Im Bundesdurchschnitt lag das Medianentgelt bei 3.796 Euro – vier Prozent mehr als 2022. Das heißt, die Löhne in Sachsen-Anhalt sind etwas stärker als in den westlichen Bundesländern gestiegen.

Mehr Geld in Pflegeberufen

Der Grund dürfte sein, dass hierzulande Branchen, die traditionell eher niedrigere Löhne zahlen, nun deutliche Sprünge aufweisen. So haben sich zum Beispiel die Bruttoentgelte von Beschäftigten in Heimen und beim Sozialwesen deutlich erhöht. Im Dezember 2022 lag das Medianentgelt in der Branche bei 3.175 Euro, ein Jahr später bei 3.489 Euro. Das entspricht einem Anstieg von rund zehn Prozent. Im Gastgewerbe lag der Anstieg bei neun Prozent. Vor allem wegen des Mangels von Fachkräften müssen die Unternehmen mehr zahlen. „Das Entgelt bleibt ein wichtiger Faktor für die Mitarbeiterzufriedenheit“, sagt der Chef der Landesarbeitsagentur, Markus Behrens. Zur langfristigen und nachhaltigen Mitarbeiterbindung gehörten aber auch flexible Arbeitszeiten, eine gute Personalentwicklung und familienfreundliche Arbeitsbedingungen.

Trotz Lohnsteigerungen sind die Löhne in Ostdeutschland niedriger als in Westdeutschland.
Trotz Lohnsteigerungen sind die Löhne in Ostdeutschland niedriger als in Westdeutschland.
Grafik: Kroschel

Es handelt sich um Bruttogehälter - vor Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Der Median ist nicht der Durchschnitt, sondern teilt die obere und untere Hälfte. So spielen einzelne Ausreißer nicht so eine große Rolle.

Frauen verdienen mehr als Männer

Da Frauen in Sachsen-Anhalt oft in besser bezahlten sozialen Berufen und dem Öffentlichen Dienst tätig sind, erzielten sie auch höhere Entgelte als Männer. So verdienten Frauen 3.207 Euro, während Männer auf 3.129 Euro kamen. In Westdeutschland ist das wegen vieler gut bezahlter Industriejobs anders.

Höchste Löhne in Halle

Auch regional geht die Schere laut Arbeitsagentur auseinander. So wird in den Städten mehr verdient als auf dem Land. Der Median des Bruttomonatsentgelts ist in Halle mit 3.444 Euro am höchsten. Auf Platz zwei liegt Magdeburg mit 3.399 Euro, gefolgt von Dessau-Roßlau mit 3.313 Euro.

Die Gehälter im Öffentlichen Dienst sind im Vergleich zu anderen ostdeutschen Branchen vergleichsweise hoch.
Die Gehälter im Öffentlichen Dienst sind im Vergleich zu anderen ostdeutschen Branchen vergleichsweise hoch.
Tobias Büttner

Die niedrigsten Entgelte werden mit 2.962 Euro im Landkreis Wittenberg gezahlt. In den Großstädten haben viele größer Unternehmen, Behörden und Hochschulen ihren Sitz. Gleichzeitig gibt es aber auch mehr Sozialhilfeempfänger als auf dem Land. Innerhalb von Halle ist die Lohnspreizung hoch.

Ärzte und Lehrer sind Topverdiener

Die Gehälter der Ärzte sind den Angaben zufolge mit im Schnitt 7.010 Euro brutto am höchsten, gefolgt von Lehrern mit 5.806 Euro. Die niedrigsten Bruttoentgelte wurden in Berufen der Körperpflege, etwa bei Friseuren sowie Kosmetikern, mit 1.881 Euro gezahlt.

Unternehmen über Lohnentwicklung besorgt

Trotz der deutlichen Lohnerhöhungen konnten sich die Arbeitnehmer nicht mehr kaufen. Denn im gleichen Zeitraum stiegen die Preise in Sachsen-Anhalt um 6,5 Prozent. Ökonomen sprechen daher von einem Reallohnverlust. Das ändert sich allerdings. Bereits seit Mitte 2023 steigen die Gehälter stärker als die Inflation. „Wir erleben im Land den stärksten Lohnanstieg seit 1994“, sagte Wirtschaftsforscher Cornelius Plaul vom Institut für Mittelstands- und Regionalentwicklung in Dresden zuletzt der MZ. Die steigenden Löhne werden für etliche Unternehmen jedoch auch zum Problem. In einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau geben knapp die Hälfte der Firmen an, dass sie steigende Arbeitskosten als Risiko für die Unternehmensentwicklung sehen.