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Investition Dow-Recyclingwerk in Böhlen: Großprojekt kommt nicht voran

Der Chemiekonzern Dow stellt viele europäische Kunststoff-Anlagen auf den Prüfstand. Das betrifft auch den Standort Schkopau. In Böhlen verzögert sich ein geplantes Recyclingwerk.

Von Steffen Höhne 05.11.2024, 18:30
Ein Blick auf den Dow-Chemiestandort im sächsischen Böhlen. Dort soll ein neues Kunststoff-Recyclingwerk entstehen.
Ein Blick auf den Dow-Chemiestandort im sächsischen Böhlen. Dort soll ein neues Kunststoff-Recyclingwerk entstehen. Foto: Dow

Schkopau/MZ. - Eine Großinvestition am Dow-Standort im sächsischen Böhlen soll die Produktion im mitteldeutschen Chemiedreieck nachhaltiger und auch krisensicherer machen: Vor zwei Jahren verkündete das britische Unternehmen Mura und der US-Chemiekonzern Dow den Bau von Europas größter Anlage für chemisches Kunststoffrecycling. Der Betrieb sollte eigentlich 2025 starten. Das Baufeld ist auch vorbereitet, doch bisher rollen keine Bagger.

Auf MZ-Anfrage teilt Dow am Dienstag lediglich mit: „Unsere Bemühungen konzentrieren sich weiterhin darauf, dieses wichtige Projekt voranzubringen.“ Die Pläne würden weiter verfolgt. Es handele sich um eine Verzögerung – keinen Stopp. Gründe wurden nicht genannt. Laut früheren Angaben soll ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden. Kunststoffabfall soll unter hohem Druck und mit heißem Wasserdampf wieder zu einem Öl verarbeitet werden, das Dow dann wieder für die Kunststoffproduktion nutzen will.

Analyse bis Mitte 2025

Ein Branchenkenner sagt der MZ: „Es gibt bei Dow einige Zukunftsprojekte, hinter denen inzwischen ein Fragezeichen gemacht wird. Ich halte das für die Entwicklung des mitteldeutschen Chemiedreiecks für besorgniserregend.“

Bisher gibt es noch keine Absagen, doch aufgrund der steigenden Energie- und Rohstoffkosten prüft der Chemieriese seine gesamten Aktivitäten in Europa. Konkret heißt das: Das Management muss aufgrund der aktuellen Bedingungen – etwa bei Energie- und Personalkosten – eine Prognose zur Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Werke abgeben. Bis Mitte 2025 soll diese Analyse dauern. Die angekündigte strategische Überprüfung „umfasst ausgewählte europäische Anlagen, hauptsächlich im Polyurethan-Geschäft von Dow“, sagte Firmensprecher Florian Hartling der MZ. In Deutschland betreffe dies Werke in Schkopau (Saalekreis), Böhlen (Sachsen), Stade (Niedersachsen) und Ahlen (Nordrhein-Westfalen). Insgesamt würden in Europa 14 Standorte in neun Ländern dem Geschäftsbereich zugeordnet. Es sei verfrüht, über mögliche Auswirkungen auf einzelne Anlagen, Standorte oder Mitarbeiter zu spekulieren, so Hartling. In Schkopau und Böhlen betreffe es einzelne Anlagen, in denen unter anderem Basismaterialien für Polyurethanprodukte entstehen. Aktuell arbeiten den Angaben zufolge etwa 1.520 Beschäftigte an den Dow-Standorten Schkopau, Böhlen, Leuna und Teutschenthal.

Schon Anlagen in Schkopau und Böhlen abgestellt

Die Corona-Pandemie mit Lieferkettenproblemen und die Energiepreiskrise haben in Schkopau und Böhlen einige Spuren hinterlassen. Dow hatte 2022 beschlossen, seine Acrylsäure-Anlagen am Standort Böhlen stillzulegen. Begründet wurde das mit der geringen Nachfrage. Das Unternehmen Vinnolit legte seine PVC-Anlage in Schkopau still, die abgerissen wurde. Ebenfalls stillgelegt ist die Styrol-Anlage von Trinseo in Böhlen – sie wird aber wieder angefahren.

Die Investitionsschwerpunkte liegen für Dow „zum einen darin, die bestehenden Produktionsprozesse langfristig klimaneutral umzustellen und auf der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft mit verschiedenen Partnern entlang der Wertschöpfungskette.“ Wie sich jetzt beim Recyclingwerk zeigt, kommen allerdings auch Zukunftsprojekte nicht wie geplant voran.