Spionageverdacht am Flughafen Leipzig/Halle Chinesische Mitarbeiterin mit Airportführung auf Reisen: Dolmetscherin oder mehr?
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen die mutmaßliche Agentin Yagi X. War sie in Leipzig/Halle „nur“ eine Dolmetscherin oder mit den Asien-Aktivitäten befasst?
Schkeuditz/MZ. - In der Chefetage des Flughafens Leipzig/Halle „brennt die Luft“, sagt ein Insider. Der Airport muss saniert werden, der Aufsichtsrat hat einen Aufpasser in den Vorstand entsendet und nun gibt es noch einen mutmaßlichen Spionagefall. Die Bundesanwaltschaft teilte am Dienstag mit, dass die chinesische Staatsangehörige Yagi X. festgenommen wurde. Sie soll mehrfach sensible Informationen zu Flügen, Fracht und Passagieren an einen chinesischen Geheimdienstmitarbeiter weitergegeben haben. Welche Aufgaben Yagi X. hatte, dazu äußern sich die Ermittler nicht.
Nach MZ-Informationen soll die 38-Jährige schon seit einigen Jahren für die Flughafentochter Portground arbeiten. Diese wickelt den Passagier- und Frachtverkehr am Airport ab.
An Messe in Shanghai offenbar teilgenommen
Welche Tätigkeit Yagi X. am Flughafen genau ausübte, darüber gibt es unterschiedliche Äußerungen von Flughafenkennern. Da Yagi X. fließend Chinesisch spricht, war sie auf Messen und Gesprächen der Flughafenführung mit chinesischen Vertretern als Dolmetscherin dabei, heißt es. Zuletzt offenbar vor drei Monaten in Shanghai. Flughafenchef Götz Ahmelmann und sein Team versuchen seit Jahren, chinesische Frachtairlines nach Leipzig/Halle zu locken. Bisher gibt es jedoch nur Einzelflüge (Charterflüge). Aufgrund fehlender Verkehrsrechte sind Linienverbindungen nicht möglich. Das Bundesverkehrsministerium prüft offenbar, mehr Rechte zu vergeben, doch das ist ein heikler Prozess. Die beiden großen deutschen Frachtairlines DHL und Lufthansa Cargo haben wenig Interesse an mehr chinesischer Konkurrenz hierzulande.
Laut dem Insider war Yagi X. eng in die Asien-Aktivitäten des Flughafens involviert. Andere Stimmen sagen dagegen, sie sei nur eine einfache Mitarbeiterin von Portground gewesen, die wegen ihrer Chinesischkenntnisse mit der Führung unterwegs war.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft soll Yagi X. insbesondere Informationen über den Transport von Rüstungsgütern weitergeleitet haben. Am Flughafen Leipzig/Halle gibt es einzelne Transportflüge der US-Air-Force. Wichtiger dürften die Flüge der ukrainischen Gesellschaft „Antonov Airlines“ für die Bundeswehr und die Nato sein. Mit dem Riesenflieger Antonov 124 werden auch Panzer und Hubschrauber transportiert. Laut dem Insider hatte Yagi X. jedoch keinen direkten Kontakt zu der Abteilung, die sich mit diesen Flügen befasst. „Das ist ein sehr abgeschlossener Personenkreis“, heißt es.
Chinesin berichtete an Ex-AfD-Mitarbeiter Jian G.
Die Flughafenführung war dem Vernehmen nach von den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft sehr überrascht. Denn auch wenn in Leipzig/Halle Militärflüge stattfinden, handelt es sich nicht um geheime Operationen. Die US-Streitkräfte besitzen in Ramstein (Rheinland-Pfalz) selbst einen Militärflugplatz. Dass Yagi X. mutmaßlich zur Agentin wurde, könnte mit Jian G. zusammenhängen, an den sie laut Ermittlern berichtete. Jian G. war bis zu seiner Verhaftung im April für den AfD-Europapolitiker Maximilian Krah tätig. Er soll im Januar 2024 mehrfach Informationen über Verhandlungen und Entscheidungen im EU-Parlament an seine Geheimdienst-Auftraggeber weitergegeben haben.
Laut Bundesanwaltschaft soll die mutmaßliche Spionin von August 2023 bis Februar 2024 an Jian G. berichtet haben. Aufgrund der laufenden Ermittlungen äußert sich der Flughafen nicht zu dem Fall. Auf MZ-Anfrage teilte ein Sprecher mit: „Aktuell können wir keine Angaben machen. Wir unterstützen die Arbeit der Behörden aber vollumfänglich.“