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Großinvestition Baugenehmigung für Intel in Magdeburg: Warum Konzernboss Gelsinger mit dem Start zögert

Das Landesverwaltungsamt erteilt die Baugenehmigung für die Chip-Fabriken. Doch der US-Konzern steckt in der Krise. Will Firmenchef Pat Gelsinger das Vorhaben verschieben?

Von Steffen Höhne 02.09.2024, 16:59
Blick auf den geplanten Standort vor den Toren Magdeburgs. Mit Baumaschinen wird das Areal  bereits erschlossen.
Blick auf den geplanten Standort vor den Toren Magdeburgs. Mit Baumaschinen wird das Areal bereits erschlossen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Magdeburg/MZ. - Sachsen-Anhalt hat den Weg für den Bau der Intel-Chipfabriken in Magdeburg frei gemacht. Am Montag wurde laut Landesverwaltungsamt eine erste Baugenehmigung für die zwei Chip-Fabriken erteilt. Es handele sich um die Errichtung aller beantragten Haupt- und Nebengebäude der Halbleiterfabrik. Doch bisher fehlt von dem US-Konzern ein Signal, wann der Bau starten soll. Der Chip-Hersteller ist aktuell finanziell angeschlagen, daher gibt es Spekulationen, dass die 30-Milliarden-Investition verschoben oder ganz gestrichen werden könnte. Die Behörden in Sachsen-Anhalt treiben das Projekt dennoch voran, so dass es nach einer Konzernentscheidung möglichst schnell losgehen kann.

Mehrmonatige Prüfung des Antrags von Intel

Der Baugenehmigung gingen eine mehrmonatige Prüfung des rund 2.000-seitigen Bauantrages und ein Anhörungsverfahren von Verbänden und Kommunen voraus. Die erste Teilgenehmigung umfasst laut Verwaltungsamt neben den Fabrikbauten auch Gebäude für Kühlaggregate, Umspannstationen, Logistikgebäude und Rechenzentrum. Nicht Teil der Genehmigung seien die produzierenden und emittierenden Anlagen. Diese seien Gegenstand eines weiteren Genehmigungsverfahrens. Unklar ist, ob und in welchem Umfang Intel die mehrere hundert Millionen Euro teuren Fertigungsanlagen vom niederländischen Anlagenbauer ASML schon bestellt hat.

Intel plant in Magdeburg den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken. Insgesamt sollen rund 30 Milliarden Euro investiert werden. Die EU-Kommission muss jedoch noch einer Förderung der Bundesregierung in Höhe von zehn Milliarden Euro zustimmen. Bisher hatte Intel noch nicht alle Unterlagen eingereicht. Das ist laut Landesregierung zuletzt jedoch geschehen.

Überschattet werden die Planungen von einer anhaltenden Diskussion, ob sich Intel die Chip-Fabriken noch leisten kann. Nach dem Corona-Boom steckt der Konzern in der Krise. Wegen hoher Verluste kündigte Firmenchef Pat Gelsinger Anfang August an, weltweit 15.000 Arbeitsplätze abzubauen (die MZ berichtete). Zudem sollen Investitionen gestrichen werden. Welche Projekte wegfallen, dazu äußerte sich Gelsinger aber nicht.

Laut Medienberichten will der Intel-Chef Mitte September eine neue Strategie für das Unternehmen vorstellen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass Geschäftsbereiche verkauft und die Investitionsausgaben neu gestaltet werden. So könnte das Tochterunternehmen Altera, das Chips programmiert, veräußert werden. Der Vorschlag enthalte noch keine Pläne, Intel aufzuspalten und seinen Auftragsfertigungsbetrieb an einen Wettbewerber wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Co (TSMC) zu verkaufen, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person zu Reuters. Ob sich das Projekt in Magdeburg wegen der Investitionskürzungen verzögert, ist offen.

Intel will neue Technologie einsetzen

Für eine Verschiebung spricht, dass Intel aktuell offenbar bestehende Werke nicht auslasten kann – daher auch die Entlassungswelle. Für das Magdeburger Projekt spricht, dass am Standort die neueste Generation von Chips für KI-Anwendungen und Smartphones produziert werden soll. Mit diesen Produkten will Intel zum taiwanesischen Rivalen TSMC nicht nur aufschließen, sondern diesen technologisch auch wieder überholen. Die neuen Anlagen lassen sich laut Branchenkennern nicht ohne weiteres in ältere Werke installieren. Der Zehn-Milliarden-Zuschuss des Bundes hilft beim Aufbau der Technologie.