Weinmesse Delitzsch Weinmesse Delitzsch: Fernsehstar Günther Jauch wird auch als Winzer gefeiert
Delitzsch - Das Gewerbegebiet Südwest im nordsächsischen Delitzsch ist nicht der Ort, an dem man einen der bekanntesten deutschen Fernsehmoderatoren erwarten würde. Links eine Lkw-Waschanlage, dahinter Bahngleise. Auf der anderen Straßenseite ein Dämmstoff-Werk und ein Biomasse-Kraftwerk. Was fehlt, ist der Glamour-Faktor. Und dennoch ist er gekommen, in eine riesige mit Hochregalen bestückte Halle: Günther Jauch.
Günther Jauch? In einem Gewerbegebiet? Jauch ist nicht nur TV-Star („Wer wird Millionär?“), sondern auch Winzer. Am Sonnabend hat er auf einer Weinmesse in Delitzsch, auf halbem Weg zwischen Leipzig und Bitterfeld, die Weine seines Gutes von Othegraven an der Saar präsentiert. 40 Winzer haben zu Verkostung und Kauf geladen in die Lagerhalle des Online-Weinversandes Ebrosia.
Am Eingang ein Tisch mit Gläsern und Brot, in den Gängen die Stände der Winzer, zwischen den Hochregalen. „Sieht aus wie bei Ikea“, sagt eine Frau. Nur, dass sie dort keine Weinstände haben. Jauch und seine Frau Thea Sihler stehen ganz hinten rechts, der Andrang ist groß, größer als bei der Konkurrenz. Wein-Fans? Jauch-Fans? Am Ende ist das einerlei. Wen man auch fragt, niemand will wegen des Moderators gekommen sein, alle wegen des Weins.
Aber wenn man schon mal da ist: „Ich wollte ihn schon immer mal aus der Nähe sehen“, sagt Gudrun Hoffmann aus Leipzig. Erster Eindruck jenseits der Mattscheibe: „Ganz natürlich, ganz nett“ sei er, findet sie. Der so Gelobte, der das Weingut eines Onkels vor einigen Jahren gekauft hatte, um zu verhindern, „dass dieses Stück Familiengeschichte und der Ort meiner Jugend in fremde Hände gelangen“, sitzt auf einem Stühlchen mit knallgrünem Bezug etwas abseits hinterm Tresen und signiert Weinflaschen im Akkord, vor allem die gemeinsam mit dem Messe-Veranstalter aufgelegte Sonder-Edition, ein feinherber 2015er Riesling. Ein älterer Mann tritt auf Günther Jauch zu, das Smartphone im Anschlag: „Darf ich mal? Ich kenn’ sie ja sonst nur vom Fernsehen.“ Spricht’s und drückt auf den Auslöser noch ehe Jauch antworten kann: „Na eben“, sagt der Moderator und guckt schicksalsergeben. So geht das Schlag auf Schlag, Foto auf Foto weiter: Günther Jauch allein, Jauch mit Ehefrau, Ehemann, Mutter, Tochter, Vater, Sohn. Zwischendrin signieren, dann Standdienst: Jauch steht hinterm Tresen, schenkt Wein zum Verkosten aus, beantwortet geduldig Fragen von Besuchern.
Der Moderator und seine Frau hatten das Weingut, das Jauchs Vorfahren gehörte, im Jahr 2010 übernommen, nachdem sie eines Tages „per Zufall davon gehört hatten, dass es zum Verkauf stand“, wie Jauchs Frau Thea Sihler beschreibt. Ebrosia-Geschäftsführer Rüdiger Kleinke, der auch Jauchs Weine vertreibt, weiß, was er an dem prominenten Winzer hat: „Günther Jauch ist ein Zugpferd für uns“, sagt der Messe-Veranstalter. Von Jauchs Bekanntheitsgrad profitierten auch die anderen Anbieter. Alle zwei Jahre lädt der Händler, nach eigenen Angaben der älteste deutsche Online-Weinversand, zur Messe ein. Der TV-Star ist zum ersten Mal dabei.
Und Jauch selbst? Der Star schätzt an seinem Gut den Kontrast zum Großstadt-Betrieb am meisten. Gefragt, warum er sich das antut, acht Stunden am Tag am Messestand, antwortet er: „Es ist doch mein Weingut. Ohne Arbeit läuft nichts.“ Und schiebt nach. „Meine Fernsehsendungen mache ich ja auch selbst.“ (mz)
Ebrosia ist nach eigenen Angaben der älteste deutsche Online-Weinversand. Das Unternehmen beschäftigt 25 Mitarbeiter.