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Unfälle an Baustellen Unfälle an Baustellen: Bauarbeiter befinden sich täglich in Lebensgefahr

Von Katrin Löwe 08.07.2014, 17:37
Ein Blick auf die Unfallstelle: Die A 2 in Richtung Berlin musste gestern stundenlang gesperrt werden.
Ein Blick auf die Unfallstelle: Die A 2 in Richtung Berlin musste gestern stundenlang gesperrt werden. Polizei Lizenz

Ziesar/Halle (Saale)/MZ - Christoph Krelle fehlen fast die Worte. „Das schockiert, immer wieder“, sagt der Mann von der Landesstraßenbaubehörde schließlich. Er ist zuständig für Autobahnbaustellen in Sachsen-Anhalt - auf denen hat es am Dienstag schon zum sechsten Mal innerhalb weniger Tage einen schweren Unfall mit Baustellenfahrzeugen oder Bauarbeitern gegeben. Es war mit zwei Toten der gravierendste bisher, allein die Bilder vermitteln einen Eindruck von dem Drama, das sich um die Mittagszeit auf der A2 zwischen Theeßen und Ziesar ereignet hat.

Laut Polizei wurde von einer Firma gerade die Fahrbahnmarkierung an einer Wanderbaustelle entfernt. Ein deutscher Lkw-Fahrer habe den Schilderwagen überholt, dann aber habe der Lkw eine Kehrmaschine und eine Fräsmaschine erfasst. Der mit Papierrollen beladene Sattelzug und die Kehrmaschine brannten aus. Der 25-jährige Lkw-Fahrer verbrannte im Fahrzeug, der Bauarbeiter auf der Fräsmaschine - 34 Jahre alt - starb am Unfallort. Schwer verletzt wurde sein Kollege in der Kehrmaschine.

Sowohl Polizei als auch Baubehörde rätseln, warum es derzeit zu einer Häufung solcher Unfälle kommt. Erst Ende Juni war ein Arbeiter auf der A 2 beim Rückbau einer Nachtbaustelle getötet worden, als ein Lkw in den Baustellenbereich raste. Auf der A 38 wurde am Freitag ein Schilderwagen von einem Lkw erfasst, ein Mitarbeiter schwer verletzt.

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Am Sonntag streifte ein Pkw auf der A 9 bei Weißenfels die Hand eines Bauarbeiters, der gegen das Auto geschleudert und ebenfalls schwer verletzt wurde. Mit drei Verletzten endete am Montag auf der A 2 nahe Ziesar die Fahrt eines Sattelschleppers, der auf einen Schilderwagen auffuhr. Vorläufig letzter Unfall war der am Dienstag gegen 12.50 Uhr auf der A 9 zwischen Naumburg und Weißenfels, wo ein Schilderwagen von einem Lkw erfasst wurde.

Dass zumindest die Bauarbeiter hier unverletzt davonkamen, ist wohl Glück: „Der Lkw hat den Schilderwagen 170 Meter mitgeschleift“, sagt Krelle. Nur weitere 30 Meter dahinter habe sich die Baukolonne befunden. Die Arbeiter auf Autobahnbaustellen seien alles andere als unbeeindruckt von den Unfällen. „Nach der Häufung: Die Leute haben einfach Angst“, so Krelle.

Seine Behörde und die Polizei stünden im engen Kontakt und seien dabei zu prüfen, ob und wie die ohnehin strengen Sicherheitsvorkehrungen auf Autobahnbaustellen weiter erhöht werden können. „Einen Königsweg haben wir noch nicht gefunden.“ Ob zusätzliche Schilderwagen oder blaue Warnleuchten statt gelber etwas bringen, sei fraglich.

"Wir kontrollieren schon"

Alle Unfälle gingen auf Unaufmerksamkeit der Fahrer zurück - aber Randbedingungen unterscheiden sich. So habe ein Fahrer an seinem Navigationsgerät hantiert, ein anderer von Kreislaufbeschwerden berichtet. „Wir kontrollieren schon, aber wir können nicht jeden kontrollieren“, sagt Johannes Stoye von der Autobahnpolizei Börde. Allein die A 2 nutzen täglich 20000 Lkw.

Landes-Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) mahnt nach der Unfallserie eindringlich mehr Rücksicht an. Es sei offenbar notwendig, nachdrücklich daran zu erinnern, dass auf den Baustellen Menschen arbeiten. „Nicht zuletzt auch zum Schutz von Leib und Leben der Arbeiter, die unsere Autobahnen in Schuss halten, sind die Baustellen bei Tag und Nacht schon weithin sichtbar gekennzeichnet.“

Die ausgebrannte Kehrmaschine und die Fräsmaschine
Die ausgebrannte Kehrmaschine und die Fräsmaschine
Polizei Lizenz