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Technik Technik: Der Dienstwagen von Mielke zum Anfassen

Von Susanne Grosse 03.08.2005, 11:02
Besucher betrachten am 28.07.2005 im Blaulicht-Museum in Beuster (Altmark) eine ehemalige DDR-Staatskarosse russischer Bauart vom Typ «Tschaika», die wegen des zu hohen Benzinverbrauchs nur kurze Zeit gefahren wurde (danach «Volvo»). (Foto: dpa)
Besucher betrachten am 28.07.2005 im Blaulicht-Museum in Beuster (Altmark) eine ehemalige DDR-Staatskarosse russischer Bauart vom Typ «Tschaika», die wegen des zu hohen Benzinverbrauchs nur kurze Zeit gefahren wurde (danach «Volvo»). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Beuster/dpa. - «In seinem Umfang und seiner Zusammenstellung ist das Blaulichtmuseumbundesweit einmalig», sagt Museumsleiter Ralf von Hagen. Zu sehensind Krankenwagen vom Typ Barkas B 1000, Polizeifahrzeuge der MarkeWartburg 311 sowie Motorräder der Volkspolizei vom Typ ETZ und ES.Ein besonderes Schaustück ist der Dienstwagen des früheren Chefs derDDR-Staatssicherheit, Erich Mielke. Während vor allem Männer dasBlech befühlen, können Frauen durch den Museums-Konsum bummeln, derfrühere Einkaufsgefühle wieder aufleben lässt.

Das Museum beherbergt auf einer Fläche von rund einem Hektar etwa80 historische Feuerwehr, Polizei- und Rettungsdienstwagen, vor allemaus DDR-Zeiten. «Mit der Sammlung soll ein Teil DDR-Technikgeschichtelebendig bleiben», sagt von Hagen. Zu Beginn der neunziger Jahre fingder studierte Biomedizintechniker an, die Fahrzeugtechnik zu sammeln.Vor zehn Jahren wurde die Idee zum Blaulichtmuseum im wenigeKilometer entfernten Wittenberge (Brandenburg) geboren. Eröffnetwurde es fünf Jahre später auf der anderen Elbseite, in Beuster.

Neben historischen Blaulichtern wie einer blauen Streuscheibe ausdem Jahr 1943 und Scheinwerfern mit blauen Gläsern von 1949 sowieFeuerwehr- und Rettungsautos werden auch Traktoren und Fahrzeuge derNationalen Volksarmee (NVA) gezeigt. Im Museum stehen zudem fahrbareUntersätze aus dem Fuhrpark der ehemaligen DDR-Regierung, darunterein Regierungskrankenwagen der Marke Volvo Baujahr 1979 und derdunkelblaue Volvo Baujahr 1986, in dem der Chef der Staatssicherheitin der DDR, Erich Mielke, Platz genommen hatte.

«Als wir Mielkes Dienstwagen nach der Wende bekamen, hatte ergerade mal um die 25 000 Kilometer runter», erzählt Roland Hoffmann,Mitglied im Museumsverein und Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes inWiesbaden. Nachdem der Wagen nach der Wende noch beim BKA als Dienst-und Ausbildungswagen genutzt wurde und dann lange Zeit in der BKA-Tiefgarage parkte, steht er nun zum Anfassen in Beuster.

«Man ist immer wieder erstaunt, dass die Staatsleute in der DDRsolche Karossen zur Verfügung hatten, während die einfachen DDR-Bürger Trabi fuhren», sagt Hoffmann. Wer mit der neben MielkesGefährt stehenden sechs Meter langen und zwei Meter breiten Tschaikagefahren wurde, muss indes erst noch recherchiert werden. «Der Wagenist erst seit wenigen Wochen bei uns. Er ist Baujahr 1961 und hatAutomatikgetriebe», erzählt von Hagen. Gebaut wurde der schwarzeLuxusschlitten in den sowjetischen Gorki-Automobilwerken.

«Das Museum hat nichts mit Verherrlichung zu tun», betontHoffmann. Was zur Geschichte gehört, sollte man museal ausstellen,damit sich die Öffentlichkeit ein Bild machen kann. «Keiner derBesucher hier will die DDR wieder haben», stellt er klar. «Aber esgibt eben ein großes Interesse an der damaligen Technik.»

Während die Männer sich vor allem für Technik interessieren,bummeln die Frauen durch einen historischen Konsumladen. Sie werdenmit dem Schild «Spee eingetroffen» und dem mancher Hausfrau sichernoch vertrauten Hinweis «Bitte nur ein Paket nehmen» begrüßt. In denRegalen finden sich bekannte DDR-Marken und Produkte wie Kaffee Mokkafix, Waschmittelpackungen von «Imi» und «Milwa» und Dederon-Schürzen. Demnächst soll der Konsum in einen größeren Verkaufsraumauf dem Gelände umziehen, weil der Laden - ziemlich untypisch für dieDDR - aus allen Nähten platzt.

Oliver Hoffmann vom Museumsverein steht in der Uniform eines DDR-Polizisten am 28.07.2005 im Blaulicht-Museum in Beuster (Altmark) vor einem Kleintransporter vom Typ «Barkas» der DDR-Volkspolizei. (Foto: dpa)
Oliver Hoffmann vom Museumsverein steht in der Uniform eines DDR-Polizisten am 28.07.2005 im Blaulicht-Museum in Beuster (Altmark) vor einem Kleintransporter vom Typ «Barkas» der DDR-Volkspolizei. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild