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Tarifkonflikt bei der Deutschen Post Tarifkonflikt bei der Deutschen Post: Der Postmann klingelt nicht

08.06.2015, 18:49
Die Postmitarbeiter treten in einen unbefristeten Streik.
Die Postmitarbeiter treten in einen unbefristeten Streik. dpa Lizenz

Berlin/Halle (Saale) - Zahlreiche Briefkästen in Deutschland bleiben in den nächsten Tagen leer. Bei der Deutschen Post hat gestern ein unbefristeter Streik begonnen. Zunächst legten Beschäftigte in den Briefverteilzentren die Arbeit nieder. Später sollten auch Briefträger und Paketboten einbezogen werden, kündigte die Gewerkschaft Verdi an. „Wir werden da ansetzen, wo wir sofort die größten Auswirkungen haben“, betonte Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. „Dieser Streik soll möglichst schnell eine wirtschaftliche Beeinträchtigung bei der Post hervorrufen.“

In Sachsen-Anhalt streikten zunächst rund 100 Mitarbeiter der Briefzentren bei Halle und Magdeburg. Ab Dienstag sollen sich auch hierzulande die Zusteller an dem Ausstand beteiligen. „Wir wollen den Streik auf jeden Fall in die Fläche tragen“, sagte Andreas Wiedemann, Landesfachbereichsleiter der Gewerkschaft Verdi.

Während der bisherigen Warnstreiks erreichte nach Post-Angaben nur etwa jede siebte Sendung mit Verspätung den Empfänger. Bei einem unbefristeten Ausstand wie jetzt werden aber deutlich mehr Briefe, Päckchen und Pakete auf der Strecke bleiben. Das gilt insbesondere für Regionen wie Ostdeutschland, in denen kaum Beamte arbeiten, die sich nicht am Streik beteiligen dürfen. Die Post haftet dabei nach eigenen Angaben nicht für Schäden, die durch die verspätete Zustellung von Sendungen entstehen. Streiks gelten laut Postsprecher Dirk Klasen als höhere Gewalt, für deren Folgen das Unternehmen nicht zur Rechenschaft gezogen werden könne.

Rückkehr in den Haustarif

In dem Tarifkonflikt geht es um die Arbeitsbedingungen von 140.000 Beschäftigten. Vor allem aber wird über die schlechtere Bezahlung bei 49 neu gegründeten regionalen Gesellschaften für die Paketzustellung gestritten. Die dort angestellten 6.000 Paketboten werden nicht nach dem Haustarif der Post bezahlt, sondern erhalten die oft niedrigeren Löhne der Logistikbranche. Verdi will erreichen, dass sie tariflich unter das Dach der Post zurückkehren.

Im Gegenzug für die Rückkehr der Regionalgesellschaften in den Haustarif wollte die Gewerkschaft für 2015 auf eine lineare Lohnerhöhung verzichten. Zudem sollten die Löhne neuer Mitarbeiter langsamer ansteigen. Verdi forderte allerdings auch eine Einmalzahlung von 500 Euro und ein Lohnplus von 2,7 Prozent für 2016.

Die Post wies den Vorschlag zurück. Er bedeute eine Mehrbelastung von 300 Millionen Euro, sagte Personalchefin Melanie Kreis. Das sei „sogar eine spürbare Verschärfung unseres bestehenden Wettbewerbsnachteils.“ Die Post zahle doppelt so hohe Löhne wie die Wettbewerber. Das verhindere auf mittlere Sicht, dass sie im Wettbewerb mithalten könne. (dpa/mz/dho)