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«Schlosshotel Blankenburg» «Schlosshotel Blankenburg»: Nicht so zackig wie beim Militär

Von ANDREAS MONTAG 25.02.2011, 16:32

Halle (Saale)/MZ. - Vielleicht ist es ja die Geschichte vom verkehrten Tag. Aber als wir uns nach Blankenburg am Harz aufmachten, um es uns im Restaurant des neu eingerichteten Viersterne-Schlosshotels einmal so richtig gut gehen zu lassen, war vor allem Geduld gefragt. Bestellt waren unsere Plätze für 20 Uhr, als sich unterwegs zeigte, dass dies nicht zu schaffen sein würde, gaben wir höflich Bescheid wegen der Verspätung.

Pünktlich um 20.30 Uhr vor Ort, beeindruckte zunächst der gewaltige Kasten an sich: 1871 als Schlosskaserne erbaut, um ein Regiment von Braunschweig / Wolfenbüttel in Blankenburg aufzunehmen, diente das Haus bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zur Unterbringung von Soldaten. Nach 1945 als Wohnhaus für zahlreiche Mietparteien genutzt, ist im vergangenen Jahr schließlich eine schicke Herberge daraus geworden.

Küche muss verdient werden

Zudem eine, die im Ruf steht, ihre Gäste mit einer außergewöhnlichen Küche zu verwöhnen. Die aber muss man sich erst einmal verdienen, scheint's. Zackig wie beim Militär geht es nicht zu an diesem Dienstagabend.

Glücklich im schönen Speisesaal gelandet und nach kurzer Wartezeit von einem Kellner zum Tisch begleitet, bleibt reichlich Zeit, sich zu sammeln. Auf dem Tisch wird für ein relativ preisgünstiges Menü in drei Gängen geworben, das uns allerdings nicht sonderlich reizt. Aber nach einer Weile gibt es doch noch die Karte. Entschleunigung ist Trumpf. Das Angebot ist nicht so klein, dass man es in drei Minuten geprüft hätte, aber eine halbe Stunde bis zur Aufgabe der Bestellung ist denn doch eine üppige Frist. Zumal, wenn man hungrig ist.

Nach guter Weile werden immerhin frisches Brot, Butter und Salz gereicht. Das macht Hoffnung. Unterdessen, während die Entscheidung, was wir essen wollen, längst getroffen, aber nicht abgefragt worden ist, kreisen zuweilen drei Kellner um einen der anderen Tische, übervoll ist das Restaurant um diese Stunde beileibe nicht.

Vielleicht, zerbrechen wir uns mangels anderer Beschäftigung die Köpfe, würde es ja hilfreich sein, gäbe es eine Dame oder einen Herren, die den Betrieb überblickten: Gäste begrüßen und zum Tisch bringen, Getränkewünsche erfragen und erfüllen, Bestellungen aufnehmen... Man hat dergleichen schon erlebt. Nicht aber hier, jedenfalls nicht an diesem Abend. So haben wir Gelegenheit, den Raum auf uns wirken zu lassen. Am Rande sind mehrere Tische mit üppigen Dekorationen aufgebaut. Und nachdem wir uns gefragt haben, an welchem wir am wenigsten gern säßen, löst sich das Rätsel der Bestimmung durch eine kleine Exkursion ganz von selbst. Eine Hochzeitsmesse steht ins Haus, das Publikum soll zwischen den Varianten wählen können, geht aus den Karten auf den Tischen hervor.

Gewählt haben wir inzwischen auch, schließlich, nach abermals geraumer Zeit, werden die Vorspeisen serviert: Kaninchen im Speckmantel für sie, Steinpilzessenz für ihn. Beides sieht ausgesprochen gut aus, ohne Umschweife gehen wir zur Sache, immerhin ist seit unserem Eintreffen ein reichliches Stündchen vergangen. Freilich kann man das Kaninchen ein bisschen üppig bemessen finden für eine Vorspeise. Und sicher ist bei beiden Gerichten etwas großzügig mit dem Salz verfahren worden. Gleichwie, wir sehen dem Hauptgang zuversichtlich entgegen.

Aber bis der aufgetragen wird, braucht es abermals seine Zeit. Nun gut, hier bereitet man alles frisch. Aber hat der Gast mit der Vorspeise begonnen, könnte man dem Koch ja schon mal einen Wink geben? Dafür perlt zur Unterhaltung Kaufhausmusik in den Saal. Nicht wirklich laut, doch laut genug, um sie nicht zu überhören. Dann ist es soweit. Inzwischen geht es auf elf Uhr. Ein gebratenes Forellenfilet für 14,50 Euro füllt den Teller mehr als ordentlich, abermals ist gut gesalzen worden.

Beim Anblick des Wildschweinfilets mit Wirsing (18 Euro), in Teilen hübsch symmetrisch um ein Gebirge aus Kartoffelschaum gruppiert, fühlt sich der Gast allerdings überfordert. Zwar schmeckt es tadellos, aber die Wirtshausportion ist einfach zu groß. Also Finale, das Dessert lassen wir sausen, sonst sitzen wir womöglich noch zum Frühstück hier.

Schlosshotel Blankenburg

Adresse: 38889 Blankenburg, Schnappelberg 5
Telefon: 03944/36190
E-mail: [email protected]

Öffnungszeiten: Sa und So 12-14 Uhr Mittagstisch, Mo-So 14-17 Uhr Kaffeetafel, Mo-So 18-21.30 Uhr Abendtisch

Hauptgerichte um 15 Euro und aufwärts, offener Wein (Grauburgunder) 7,50 Euro