Streit um Sperrmüll Thomas-Müntzer-Straße Grimschleben Nienburg Saale: Anwohner und Kreiswirtschaftsbetrieb streiten über Sperrmüll

Grimschleben - Fernab von Durchgangsstraßen schlummert zwischen Bernburg und Nienburg nahe der Saale Grimschleben. Das 70-Seelen-Dorf ist dennoch Anziehungspunkt für Touristen. Der historische Schafstall ist nicht nur Teil der Kulturstempel-Tour durch den Salzlandkreis, sondern auch ein einmaliges architektonisches Meisterwerk, erbaut vor fast 200 Jahren.
Wer ihn über Ostern als Ausflugsziel auserkoren hatte, dem bot sich direkt hinterm Ortseingangsschild aber erst einmal ein unappetitliches Bild – jede Menge Sperrmüll breitete sich am Rand der Thomas-Müntzer-Straße aus. Die für Mittwoch vor den Feiertagen angemeldete Abholung fiel aus. Warum, darüber streiten Einwohner Sven Kohls und der Kreiswirtschaftsbetrieb (KWB) miteinander.
Statt den Sperrmüll abzuholen, wurde er fotografiert
Als der Grimschlebener an jenem Abend von der Spätschicht kommt, ist er bedient: Der Sperrmüll liegt noch in seiner ganzen Fülle am Straßenrand. „Meine Frau erzählte mir dann, dass die Mitarbeiter des Kreiswirtschaftsbetriebs am Nachmittag mit drei Autos hier gewesen waren, alles fotografierten und dann weiterfuhren“, erzählt der Grimschlebener der MZ.
Warum, das habe er erst drei Tage später auf telefonische Nachfrage erfahren. „Es hätte ja auch mal jemand klingeln können“, beschwert er sich. Jedenfalls habe ihm die KWB-Mitarbeiterin mitgeteilt, dass er nur Sperrmüll im Umfang von zwei Kubikmetern herausstellen dürfe.
KWB-Mitarbeiterin beruft sich auf Zwei-Kubikmeter-Grenze
Es wäre eine falsche Auskunft. Nicht zum ersten Mal. Einen ähnlichen Fall gab es vor anderthalb Jahren im benachbarten Gerbitz. Laut Satzung bezieht sich die erlaubte Höchstmenge auf jede im Haushalt lebende Person. Die vierköpfige Familie durfte also ganze acht Kubikmeter bereitstellen. Sven Kohls erfährt das erst, als er in der vergangenen Woche in der MZ einen Beitrag über in Roschwitz illegal abgelagerten Sperrmüll liest. „Ich bin jetzt pappesatt“, sagt der Grimschlebener. Er versichert, alle Gegenstände auf der Anmeldekarte vollständig angegeben zu haben.
Sven Kohls: Ich habe auf der Abholkarte angegeben
Das wiederum bestreitet der KWB. Tatsächlich angemeldet hat Sven Kohls 15 Teile, darunter Matratzen, Fernsehgeräte, Schränke, Teppiche, Bettgestelle und Kühlschränke. Fotos dokumentieren, dass der Haufen auch noch Gartenmobiliar aus Kunststoff, mehrere gefüllte Müllsäcke und leere Eimer beinhaltete.
Und da liegt laut KWB-Leiter Ralf Felgenträger das Problem: „Es kann nicht sein, dass 15 Teile angemeldet sind und am Tag der Abfuhr festgestellt werden muss, dass jemand sein Grundstück aufgeräumt hat.“ Die Mitarbeiter seien bei der Abfuhr nicht kleinlich, ein Stuhl oder Fernseher zusätzlich werde mitgenommen.
KWB-Leiter Ralf Felgenträger: Unsere Mitarbeiter sind nicht kleinlich
„Passen aber die Mengen nicht, wird unsere gesamte Logistik, zum Nachteil anderer Bürger, durcheinander gebracht. Grundsätzlich planen wir unsere Touren entsprechend der angemeldeten Mengen. Das bedeutet, dass zwischen 35 und 45 Haushalte je Tag angefahren werden“, erläutert Ralf Felgenträger.
Es sei schwierig, mehr als eine haushaltsübliche Menge von rund zwei Kubikmetern abzufahren, auch wenn der sich aus der Satzung ergebene Rechtsanspruch größer ist. „Für Haushaltsauflösungen stellen wir gern einen Container zum Preis von 57 Euro bereit.“
Offen ist, warum der KWB an jenem Tag nicht wenigstens die zwei Kubikmeter abgeholt hat. Dies ist mittlerweile nachgeholt worden, nachdem Sven Kohls aus einem großen Haufen drei kleinere machte. Deren Abholung ist angemeldet - unter den Namen der Nachbarn. (mz)