1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. MZ-Adventskalender aus Strenznaundorf: MZ-Adventskalender aus Strenznaundorf: Ein besonderes Schnitzel aus Tschechien

MZ-Adventskalender aus Strenznaundorf MZ-Adventskalender aus Strenznaundorf: Ein besonderes Schnitzel aus Tschechien

Von Frauke Holz 09.12.2016, 10:09
Hausmannskost kommt bei Uwe Lichtenfeld das ganze Jahr über auf den Tisch - auch zu Weihnachten.
Hausmannskost kommt bei Uwe Lichtenfeld das ganze Jahr über auf den Tisch - auch zu Weihnachten. Engelbert Pülicher

Strenznaundorf - Früher, erinnert sich Gastwirt Uwe Lichtenfeld, habe es drei Gaststätten in Strenznaundorf gegeben. Gehalten hat sich bis heute jedoch nur die eine, die Gaststätte „Zur Linde“ an der Dorfstraße, die sich bereits seit 1890 in Familienbesitz befindet. Damals hatte Lichtenfelds Urgroßvater das Gasthaus erworben, in dem die Familie in der unteren Etage arbeitet und in der oberen wohnt.

Die Tradition hingegen reicht noch ein gutes Jahrhundert weiter zurück. „Nachweislich gab es schon 1750 einen Ausspann an dieser Stelle“, erzählt Lichtenfeld, der 1992 die Gastwirtschaft von seiner Mutter übernommen hat und somit im kommenden Jahr sein 25-jähriges Dienstjubiläum feiert.

Etwas anderes, als in der Gastronomie zu arbeiten, sei für ihn auch nie in Frage gekommen. Seine Lehre zum Koch habe er zwar „in der Großstadt“ - in Halle - absolviert, „aber dort hätte ich nicht wohnen wollen“, sagt er heute, wenngleich das Leben und Arbeiten auf dem Dorf nicht immer einfach sei.

Es ist ein Phänomen, das wohl viele Selbstständige kennen - egal ob Gastwirt, Fleischer oder Bäcker: Die Kunden kommen zumeist nicht aus dem eigenen Dorf, sondern von auswärts. So auch in dem Könneraner Ortsteil, obwohl sich unter Lichtenfelds treuen Gästen auch einige Strenznaundorfer finden. Sie nutzen beispielsweise das Mittagsangebot, wobei ein Gericht keinesfalls auf der Speisekarte fehlen darf: Schweineschnitzel „Boleši“.

Seit mehr als 20 Jahren steht das Fleischgericht nun schon auf der Karte. Mitgebracht haben es Uwe Lichtenfeld und seine Frau Sabine aus einem Tschechien-Urlaub Anfang der 1990er Jahre. Dort waren sie privat untergebracht - und von dem servierten gefüllten Schweineschnitzel derart begeistert, dass sie es zu Hause auf die eigene Speisekarte setzten - unter dem Namen „Boleši“, was nicht etwa auf den Inhalt des Schnitzels schließen lässt, sondern sich von dem Ort ableitet, in dem sie damals zu Gast waren.

Nach Rezept kocht Lichtenfeld nicht, eher nach Gefühl. Man könnte fast sagen: Die Gerichte sind ihm im Laufe der Jahre in Fleisch und Blut übergegangen. Dementsprechend kann er auch keine konkreten Mengen vorgeben, sondern nur die Zutaten im Allgemeinen. Das gilt für sämtliche seiner Speisen, die eben nicht aus einem klassischen Kochbuch stammen, sondern auf Überlieferungen sowie eigenen kulinarischen Erfahrungen beruhen.

Allesamt sind sie der gutbürgerlichen Küche zuzuordnen. Von Schnitzelvariationen über Steak und Gulasch bis hin zu Sülze und Frikassee kommen in der „Linde“ Liebhaber der deftigen Hausmannskost auf ihre Kosten. Wechselnde Tages- oder Wochenkarten gibt es nicht, dafür jedoch sowohl am zweiten als auch dritten Advent ein besonderes Wildessen. „Das veranstalten wir mindestens schon seit zehn Jahren“, sagt Lichtenfeld. Beide Termine sind meist weit im Voraus ausgebucht, ebenso wie die Weihnachtsfeiertage.

Heiligabend allerdings bleibt die Küche - zumindest für Gäste - kalt. Den Tag verbringen Lichtenfelds ganz in Familie. Dazu zählt seit 1999 auch Graupapagei Bubi, der seinen Käfig im Gastraum hat. Neben ihm finden dort 45 Leute Platz. Der Saal in der oberen Etage fasse sogar bis zu 120 Mann und werde daher gerne für Privatfeiern gebucht, erzählt Lichtenfeld, der Tag für Tag gemeinsam mit seiner Frau Sabine die Gäste bewirtet. In Notfällen helfen sowohl die beiden Kinder als auch seine mittlerweile 81-jährige Mutter mit aus. Ein Glücksfall, wie Lichtenfeld meint, denn: „Ohne sie geht es nicht.“

„Zur Linde“ ist montags und dienstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet, an den übrigen Tagen von 11 bis 13.30 Uhr sowie ab 17 Uhr. Reservierungen werden unter Telefon 034692/ 28 99 97 angenommen.  (mz)