Handball-3. Liga Handball-3. Liga : Kilian Kraft ist zurück bei SV Anhalt Bernburg
Bernburg - Am 19. März hatte Kilian Kraft einen besonderen Zuschauer. In der Sporthalle in Gräfenhainichen, wo TuS Radis, der Verein, für den Kraft seit Sommer vergangenen Jahres spielt, seine Heimspiele austrägt, saß Armands Uscins auf der Tribüne. Also jener Mann, der ab Sommer das Traineramt beim SV Anhalt Bernburg übernimmt. Uscins schaute sich die Partie Radis gegen HG 85 Köthen vor allem wegen eines Mannes an: Kilian Kraft.
Das Gefühl stimmte nicht
Es war sicher nicht das beste Spiel der Radiser, TuS verlor das Topspiel der Mitteldeutschen Oberliga deutlich. Aber Uscins ging es nicht um Sieg oder Niederlage. Er wollte sich die letzte Gewissheit holen, dass Kilian Kraft noch der Spieler ist, der dem SV Anhalt Bernburg in der 3. Liga helfen kann. Die Antwort auf diese Frage fiel positiv aus. Kilian Kraft kehrt im Sommer zurück in die Saalestadt.
Das ist ein unerwarteter Paukenschlag, hatte Kraft doch im April 2015 erklärt: „Ich kann mir schon noch vorstellen, weiterhin Handball zu spielen, aber mit einem weitaus geringeren Aufwand, als dies momentan der Fall ist.“ Kraft und Leistungssport, dieses Kapitel schien endgültig geschlossen zu sein. Statt vier bis sechs Mal Training pro Woche, wollte er bei TuS Radis seine sportliche Laufbahn in Ruhe ausklingen lassen. Doch irgendetwas stimmte nicht.
Kilian Kraft kommt zurück zum SV Anhalt Bernburg? Es ist nicht das erste Mal. 2008 hatte sich der Rückraumspieler erstmals dem SV Anhalt angeschlossen, wechselte 2009 aber zum ESV Lok Pirna. Nach nur einem Jahr kam der Rechtshänder schon wieder zurück und prägte seitdem den Bernburger Handball mit Emotionen und Einsatzwillen. Nach der Saison 2014/15 trennten sich die Wege, Kraft ging in die Mitteldeutsche Oberliga zu TuS Radis. Nun ist er erneut zurück.
Kilian Kraft wird am 7. Juni 2016 33 Jahre alt. Beruflich ist er bei der Deutschen Bahn als Projektleiter tätig.
Sein Gefühl machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Ich weiß, dass ich irgendwann den Absprung vom Handball schaffen muss. Aber mit einem guten Gefühl. Und das habe ich noch nicht“, erzählt der 32-Jährige am Montag im MZ-Gespräch. Kraft fühlt sich einfach noch nicht bereit, kürzer zu treten. Dafür hat er diese Erfahrung in Radis gebraucht. „In der vierten Liga ist mein Anspruch nicht befriedigt. Das habe ich irgendwann hinterfragt“, so Kraft.
Damit die Rückkehr nach Bernburg eine echte Option wird, brauchte es aber das Interesse des Vereins. Bei Enrico Nefe, dem Sportlichen Leiter des SV Anhalt, reifte der Gedanke, Kraft zurückzuholen, im Verlauf der Rückrunde. Mit Toni Pajung verliert Bernburg im Sommer eine Identifikationsfigur, hinter dem Verbleib von Enrico Lampe steht nach wie vor ein Fragezeichen. „Ich habe überlegt, wer diese Rolle, die Toni und Enrico für uns ausfüllen, übernehmen kann. Und da war Kilian ganz oben auf der Liste“, sagt Nefe.
Rolle als Führungsspieler
Nefe und Kraft haben auch privat ein gutes Verhältnis. Der Sportliche Leiter verfolgte Krafts Auftritte in Radis, so gut es möglich war. Und Kraft erkundigte sich immer wieder über den SV Anhalt. Und dann kam das Signal von Nefe, die Rückholaktion nahm ihren Anfang. „Da war ich sehr glücklich und natürlich sofort Feuer und Flamme“, sagt Kilian Kraft. Binnen weniger Minuten wurden sich die beiden einig. „Er wollte unbedingt zurück. Man merkt ihm die Vorfreude an“, sagt Enrico Nefe. Und Neu-Trainer Armands Uscins ist auch glücklich über die Verpflichtung. Mit Kraft kann er in der Defensive, gemeinsam mit Andreas Steinbrink, einen sehr erfahrenen Innenblock aufstellen.
Kraft ist sich seiner Rolle bewusst, die Enrico Nefe wie folgt definiert: „Er ist ein Anführer, er ist aggressiv, er kann die Leute mitreißen. Das sind wichtige Eigenschaften für uns“. Aber er will nicht nur „Führungsspieler, Motivator und Sprachrohr“ sein, wie er sagt. „Ich will die Jungs motivieren, aber ich will mich dem Team auch unterordnen. Ich will mich gut integrieren. Wir wollen als Mannschaft auftreten und füreinander kämpfen. Das ist das, was Bernburg immer ausgezeichnet hat.“ Kilian Kraft braucht den letzten Satz gar nicht zu sagen: „Ich will noch einmal richtig Vollgas geben.“ Man glaubt es ihm absolut. (mz)