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Flüchtlinge Flüchtlinge im Salzlandkreis: Nur 56 von 1.530 haben einen sozialversicherungspflichtigen Job

Von Marko Jeschor 29.11.2017, 06:55
Zu Beginn des Jahres 2016 kam es mehrmals zu Tumulten bei der Auszahlung der als „Taschengeld" bezeichneten Leistungen an Asylbewerber in Bernburg - die Polizei war deshalb präsent.
Zu Beginn des Jahres 2016 kam es mehrmals zu Tumulten bei der Auszahlung der als „Taschengeld" bezeichneten Leistungen an Asylbewerber in Bernburg - die Polizei war deshalb präsent. Archiv/Pülicher

Aschersleben - Die Jobsuche für Flüchtlinge gestaltet sich weiter schwierig. Von derzeit über 1.530 beim zuständigen Jobcenter gemeldeten Flüchtlingen haben im laufenden Jahr bislang lediglich 56 (entspricht 3,66 Prozent) einen sozialversicherungspflichtigen Job aufgenommen. Hinzu kommen 42 Flüchtlinge mit einer geringfügigen Beschäftigung. Die Zahlen teilte das Jobcenter auf MZ-Anfrage mit.

„Die Zielgruppe der Flüchtlinge stellt nach wie vor eine besondere Herausforderung dar“, sagte Betriebsleiter Thomas Holz. Zum Vergleich: Vor fast einem Jahr hatten lediglich 24 Flüchtlinge einen richtigen Job.

916 Flüchtlinge gelten als erwerbsfähig

Erwerbsfähig waren im November 916 Migranten aus Asylherkunftsländern wie Syrien oder Afghanistan. Diese Menschen versucht das Jobcenter zunächst über Praktikumsplätze zu vermitteln. Immerhin: Holz sieht sich trotz der schleppenden Entwicklung in den Bemühungen bestärkt. Die Zahl erfolgreicher Integrationen von Flüchtlingen sei gestiegen, so der Betriebsleiter.

Grundsätzlich werden Flüchtlinge bei der Jobsuche genauso unterstützt wie deutsche Langzeitarbeitslose. Entscheidend aber sind der Aufenthaltsstatus, die Anerkennung der Abschlüsse aus den Heimatländern sowie die Sprachkenntnisse. Das Jobcenter im Salzlandkreis ist mit den Problemen insofern nicht allein. In ganz Sachsen-Anhalt waren Mitte des Jahres fast 13.600 Flüchtlinge ohne Job - in vielen Fällen jedoch nur, weil sie zunächst an Sprachkursen teilnahmen.

Chancen im Handel und in der Gastronomie

Die Landesarbeitsagentur rechnet deshalb damit, dass gerade Syrer und Afghanen in nächster Zeit Arbeit etwa im Handel, der Gastronomie oder im Reinigungsgewerbe finden werden. In diesen Bereichen gibt es mehr als 5.000 offene Stellen landesweit.

Ganz so euphorisch will das Jobcenter-Chef Holz nicht betrachten. Die Anzahl der kurz- bis mittelfristig integrierbaren Flüchtlinge sei vom Fortschritt des Spracherwerbs sowie den beruflichen Kenntnissen abhängig, sagte er. Tatsächlich können auch mehrere Jahre nach der Flüchtlingskrise nicht nur nicht viele so gut die deutsche Sprache, dass ein Berufseinstieg problemlos möglich ist.

Viele gelten als Helfer, nur wenige sind Facharbeiter

Nach Angaben der Landesarbeitsagentur haben fast zwei Drittel der erwerbsfähigen Flüchtlinge lediglich das Tätigkeitsniveau von Helfern, entsprechend weniger gelten als Facharbeiter oder Spezialisten.

Das Problem aus gesellschaftlicher Sicht: Solange die Flüchtlinge nicht selbst in Lohn und Brot stehen, muss der Staat für sie aufkommen. Allein das Jobcenter im Salzlandkreis beziffert die flüchtlingsbedingten Kosten im laufenden Jahr bis dato auf knapp 8,5 Millionen Euro. Ein Großteil dafür wird für den Lebensunterhalt sowie für die Kosten der Unterkunft ausgegeben. Für Bildung und Teilhabeleistungen flossen dagegen vergleichsweise bescheidene 390.000 Euro.

So groß die Zahlen auch scheinen: Insgesamt zahlt das Jobcenter für die Sicherung des Lebensunterhalts von rund 15.000 Langzeitarbeitslosen im Kreis laut Wirtschaftsplan rund 130 Millionen Euro. (mz)