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  7. Leipziger Traditionsfirma insolvent: Straßenbahn-Hersteller Heiterblick in Not

Traditionsfirma aus Leipzig Fährt Straßenbahn-Hersteller auf Abstellgleis? - Heiterblick trotz vieler Aufträge insolvent

Der Straßenbahn-Hersteller Heiterblick aus Leipzig muss saniert werden. Warum die Traditionsfirma trotz vieler Aufträge in finanzieller Schieflage ist.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 08.04.2025, 18:40
Heiterblick fertigt im Leipziger Stadtteil Plagwitz.
Heiterblick fertigt im Leipziger Stadtteil Plagwitz. Foto: Heiterblick

Leipzig/MZ. - Ein weiteres Traditionsunternehmen in Mitteldeutschland ist in wirtschaftlicher Schieflage: Der Straßenbahn-Hersteller Heiterblick aus Leipzig hat beim Amtsgericht eine sogenannte Eigenverwaltung beantragt. Das ist eine spezielle Form der Insolvenz, bei der Geschäftsführer Samuel Kermelk und sein Team das Unternehmen weiter führen und sanieren wollen.

Großauftrag von den Leipziger Verkehrsbetrieben für Heiterblick

Das Unternehmen mit 250 Mitarbeitern wurde vor 100 Jahren im gleichnamigen Leipziger Stadtteil gegründet. Es fertigt heute im Stadtteil Plagwitz mit vielen Zulieferern aus Sachsen Straßenbahnen. Einer der Großkunden sind die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).

 Samuel Kermelk ist geschäftsführender Gesellschafter des Straßenbahnbauers.
Samuel Kermelk ist geschäftsführender Gesellschafter des Straßenbahnbauers.
Foto: Heiterblick

Im Jahr 2021 wurde ein Vertrag zur Lieferung von 25 Bahnen vom Typ NGT845 abgeschlossen sowie weitere Optionen mit bis zu 130 Fahrzeugen. Es sei der größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte vergeben worden, teilten die LVB damals mit.

Dabei handelt es sich um ein gemeinsames Beschaffungsprojekt der Leipziger mit den Verkehrsbetrieben Zwickau und Görlitz (beide Sachsen). Ursprünglich war geplant, dass die ersten Bahnen 2024 ausgeliefert werden. Bei Heiterblick heißt es aktuell auch, dass die Auftragsbücher gut gefüllt seien.

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Hohe Rohstoffpreise sind ein wichtiger Grund für die Schieflage von Heiterblick

Die wirtschaftliche Schieflage begründet das Unternehmen unter anderem damit, dass sich mit dem Ukraine-Krieg die Rohstoffverfügbarkeit verschlechtert und es deutliche Preiserhöhungen auf der Beschaffungsseite gegeben habe.

Es sei für das Unternehmen immer schwieriger geworden, „aus den zum Teil vor der Krise unterzeichneten, langjährig laufenden Aufträgen eine stabile und jederzeit ausreichende Liquidität zu erwirtschaften“, heißt es. Kurz: Das Unternehmen hat Probleme, zu den vereinbarten Preisen noch kostendeckend zu arbeiten.

Laut einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ halten die LVB an den Aufträgen fest und erwarten nun die erste Lieferung im Jahr 2026.

Eigentümer der Firma ist den Angaben zufolge Geschäftsführer Kermelk. Ob er auf Investorensuche geht, bleibt offen. „Heiterblick prüft alle verfügbaren Optionen“, heißt es auf MZ-Anfrage.

Die Sanierung wird von der Unternehmensberatung Falkensteg sowie einem Team der Kanzlei Baker-Tilly begleitet. Die Löhne der Beschäftigten sind für die kommenden drei Monate gesichert.