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Das Lebenswerk Das Lebenswerk: 20 Jahre lang hat Udo Kloppe an seinem Opel P4 geschraubt

Von Katharina Thormann 05.08.2017, 10:55
Christel und Udo Kloppe sind erleichtert: Nach 20 Jahren steht der Opel P4 kurz vor seiner ersten Ausfahrt.
Christel und Udo Kloppe sind erleichtert: Nach 20 Jahren steht der Opel P4 kurz vor seiner ersten Ausfahrt. engelbert pülicher

Altenburg/Brumby - Es ist das Projekt seines Lebens. 20 Jahre hat er geschraubt, gesägt und geschliffen. Jetzt steht der Opel P4 aus dem Jahr 1937 von Udo Kloppe kurz vor seiner „Jungfernfahrt“ und sieht aus wie aus dem Laden.

„Ich bin fast fertig, nur ein bisschen Elektrik muss noch gemacht werden“, sagt der 61-Jährige. Doch das dürfte kein Problem sein. Schließlich ist der einstige Altenburger, der inzwischen in Brumby kurz hinter Neugattersleben wohnt, Elektriker und schon seit mehr als 40 Jahren bei Schwenk Zement in Bernburg angestellt.

Nach Feierabend an dem Scheunenfund getüftelt

Häufig nach Feierabend hat er in den vergangenen Jahren an seinem Scheunenfund getüftelt, zu dem er im Jahr 1997 kam. Warum ein Opel?

„Das war Zufall, es hätte auch ein anderer Oldtimer sein können“, erzählt Kloppe. Allerdings war es auch ein Stück zurück zu seinen Wurzeln. Schließlich war sein erstes „Westauto“ nach der Wende ein Opel Ascona B.

Der war damals jedoch in einem deutlich besseren Zustand als sein historischer Scheunenfund. „Als ich ihn auseinander genommen hatte, war mir klar: Das wird nichts. Eigentlich war er nicht restaurierungswürdig“, erzählt Kloppe von den völlig morschen Holzbauteilen der Karosse und den verrosteten Blechen.

Erste Runde durch den Garten ohne Karosse

Mehrfach wollte er alles hinschmeißen. Aufgeben. Immer wieder musste er sich neu motivieren. Baute zwischendurch einen Trabant 601 auf, um ein Erfolgserlebnis zu haben.

„Dann habe ich einfach angefangen mit der Achse“, erzählt der Oldtimerfan. Irgendwann folgte das Ausschleifen des Motors. Und nachdem er diesen generalüberholt hatte, drehte er schon die erste Runde durch den Garten - noch ganz ohne Karosserie.

Dieser hat sich Kloppe erst in den letzten Jahren gewidmet. Eine echte Herausforderung. Schließlich bekommt man nicht in jedem Opel-Autohaus Ersatzteile für ein 80 Jahre altes Modell. „Die Kolben habe ich mir aus England bestellt“, erzählt Kloppe.

Immer wieder klingelte der Paketbote, um den Opel mit weiteren Ersatzteilen zu komplettieren. Das verlangte auch seiner Frau Christel viel Verständnis ab. „Zwei Mal sind wir sogar mit dem Auto nach Frankfurt am Main gefahren, um Teile zu holen“, erzählt die 58-Jährige.

Damit die wertvollen Stücke nicht über Nacht von Dieben geklaut werden, nahmen sie noch am selben Tag den fünfstündigen Ritt bis nach Hause auf sich. Auch, damit der Tüftler so schnell wie möglich weiter basteln konnte.

Zum Beispiel an den hölzernen Ersatzteilen, die er sich mit einer neuen Sägemaschine aus Buchenholz selbst herstellte. Inzwischen sind sämtliche Ersatzteile verbaut.

Sogar ein originaler Koffer sitzt nun wieder auf dem Heck als Alternative für den fehlenden Kofferraum bei dem Modell. Selbst das Mini-Rollo hängt über der Heckscheibe zum Herunterlassen.

Hilfe bei der Karosserie bekommen

„Vor allem bei der Karosserie habe ich Hilfe von Winfried Schulz aus Magdeburg bekommen. Er hat sich auf Oldtimerrestaurierungen spezialisiert und mir die Türen angepasst und das Heck geschweißt“, erzählt Kloppe.

Auch von seinem Polsterer Lutz Schmidt aus Calbe, der den gesamten Innenraum neu mit identisch aussehendem Stoff bezogen hat, berichtet er. Im Herbst vergangenen Jahres bekam der Opel P4, der im Übrigen wegen seiner Sitzplätze für vier Personen so genannt wurde, auch noch eine neue Farbe.

„Ursprünglich muss er grau gewesen sein“, erzählt Kloppe. Nach der Beratung mit seiner Frau einigten sie sich dann aber auf ein Schwarz, eine von vier Originalfarben, die während der Produktion von 1935 bis 1937 an die Fahrzeuge kam.

Kloppes P4 ist eine Speziallimousine

Der P4 der Kloppes ist eine Spezial-Limousine. Mit einem 1,1-Liter-Hubraum und 23 PS schafft der Viertakter eine Höchstgeschwindigkeit von 85 Kilometern pro Stunde. Wenn alles nach Plan läuft, dürfen die Besucher des Oldtimertreffens in Nienburg am ersten Septemberwochenende als Erste einen Blick auf den Opel werfen.

„Bis dahin soll er fertig sein“, hat sich das Vereinsmitglied beim Motorsportclub Nienburg vorgenommen. Als nächstes dürfen die Besucher des Treffens in Biere bei Schönebeck gespannt auf den Vorkriegswagen sein.

Und was kommt danach, wenn nach Abschluss des Lebenswerks wieder mehr Freizeit ist?

Da muss Udo Kloppe nicht lange überlegen und zeigt auf sein 3000 Quadratmeter großes Gartengrundstück. Außerdem warten noch eine Handvoll historischer Motorräder auf eine Restaurierung.

Schließlich hat Frau Christel gerade erst ihren großen Motorradführerschein gemacht und freut sich deshalb schon auf das passende Oldtimer-Gefährt, wenn sich beide nicht gerade eine Ausfahrt mit dem Opel P4 gönnen.

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Der Blinker steckt hier noch in einem Winker (links).
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engelbert pülicher