Tod im Dienst des Lebens Wie Körperspender in Halle der Medizin helfen
Etwa 2.000 Menschen spenden in Halle ihren Körper nach dem Tod. Ein Schritt, den nur wenige Angehörige verstehen. Doch für die Wissenschaft sind die Toten unverzichtbar.

Halle/MZ - Die silberne Kiste steht im großen Saal ganz hinten an der Wand. Sie ist mit einem Schloss verriegelt. Vorn kleben zwei Schilder: „Arm“ und „Bein“. Heike Kielstein schließt auf und hebt ein grünes Tuch. Es riecht nach hochkonzentriertem Alkohol. Zu erkennen ist ein Bein ohne Haut, nur Muskeln und eine dicke Nervenbahn. „Ein Teil des Gesäßmuskels wurde weg geschnitten“, erklärt die Direktorin des Instituts für Anatomie und Zellbiologie der Universität Halle-Wittenberg. „Man sieht hier sehr schön den Ischiasnerv. Der größte Nerv im Körper - hier wird deutlich, welche Dimensionen er hat.“ Vor ihr liegen Präparate. Es sind die Überreste eines Menschen, der zu Lebzeiten entschied, seinen Leichnam der Wissenschaft zu überlassen. Mit rund 2.000 solcher Körperspender hat das Institut seit Ende der 90er Jahre Verträge geschlossen. Etwa 60 kommen jedes Jahr als Leichen ins Kühlhaus des altehrwürdigen Gebäudes an der Großen Steinstraße.