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Weihnachtsbräuche aufgeklärt Weihnachtsbräuche aufgeklärt: Darum wurde der Adventskranz 1839 erfunden

22.12.2017, 13:38
Um den gesamten Kranz zu entzünden, braucht Christoph Erdmann schon ein paar Minuten. Er ist in Köthen für das Historische Museum verantwortlich. Zu dessen Sammlung gehört auch der Nachbau des Wichernschen Adventskranzes, der Ur-Form des Weihnachtsgestecks.
Um den gesamten Kranz zu entzünden, braucht Christoph Erdmann schon ein paar Minuten. Er ist in Köthen für das Historische Museum verantwortlich. Zu dessen Sammlung gehört auch der Nachbau des Wichernschen Adventskranzes, der Ur-Form des Weihnachtsgestecks. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Weil seine Waisenkinder immer fragen, wann Weihnachten ist, erfindet der Pfarrer Johann Hinrich Wichern 1839 den Adventskranz. Und der hatte damals weit mehr als nur vier Kerzen - wie in Köthen noch heute zu sehen ist.

Der Anblick des Adventskranzes im Marstall in Köthen wirft eine wichtige Frage auf: Hat sich da nicht jemand gehörig verzählt? In den grünen Zweigen stecken nämlich nicht nur vier - wie gewöhnlich - sondern 28 Kerzen. Noch dazu ist die runde Dekoration so groß wie ein Wagenrad - als wollte man mit Elefanten Weihnachten feiern.

Evangelischen Pfarrer entwirft Ur-Form des beliebten Adventsgestecks

Doch der Kranz, der da im ehemaligen Pferdestall des Köthener Schlosses steht, ist die Ur-Form des beliebten Adventsgestecks. Erfunden wurde sie von Johann Hinrich Wichern, einem evangelischen Pfarrer und Erzieher.

1833 hatte der in Hamburg ein Waisenhaus gegründet. In der Weihnachtszeit fragten ihn die Mädchen und Jungen oft, wann denn endlich Weihnachten sei. Als Antwort erfand Wichern 1839 den Adventskranz: Auf einem Holzreif, der von der Decke hing, befestigte er Kerzen. Große für die Sonntage und kleine für die anderen Tage bis Heiligabend.

Die Zahl der kleinen Kerzen variiert dabei - je nachdem, auf welchen Tag Heiligabend fällt. Minimal sind es 18 Kerzen (wie 2017) und maximal 24, wenn Heiligabend ein Samstag ist. Besucher und Bewohner des Hamburger Waisenhauses lernten die Tradition kennen und übernahmen sie für das eigene Weihnachtsfest.

Bald wurden die Kränze auch mit Tannengrün verziert und geschmückt. Allerdings verloren sie ihre viele Kerzen wieder - wahrscheinlich um Streichhölzer zu sparen. Mit dem Wichernschen Adventskranz in Köthen lernen Kinder heute, wie eine der wichtigsten Weihnachtstraditionen entstanden ist. (mz)

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