Wegen Coronavirus Wegen Coronavirus: Sachsen-Anhalt untersagt alle mehrtägigen Klassenfahrten

Halle (Saale) - Lange blieb Sachsen-Anhalt verschont, nun ist das Coronavirus auch hier angekommen: Am Dienstag meldeten Gesundheitsbehörden acht Infektionen mit dem Virus.
Unter den Betroffenen sind den Angaben zufolge sechs Männer aus Halle, Magdeburg, der Börde und der Stadt Aschersleben (Salzlandkreis) im Alter zwischen 20 und 61 Jahren. Sie haben sich vermutlich bei Urlauben in Südtirol mit dem Virus infiziert.
Immer mehr Corona-Fälle in Sachsen-Anhalt
Auch eine 60-jährige Frau aus dem Burgenlandkreis hat sich vermutlich in Südtirol angesteckt. Zudem hat sich eine 68-jährige Frau aus dem Saalekreis infiziert. Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) schätzte, dass 500 bis 600 Kontaktpersonen aktuell in häuslicher Quarantäne seien.
Nach Angaben des städtischen Gesundheitsamtes handelt es sich bei den Betroffenen in Halle um einen Studenten und dessen Vater. Beide befinden sich derzeit in häuslicher Quarantäne. Das bestätigte Christine Gröger, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit. Der Vater und dessen Sohn waren am vergangenen Samstag aus dem Urlaub in Südtirol zurückgekehrt.
Halle sagt Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen ab
Der junge Student sei mit einer „uncharakteristischen Symptomatik“ in die Sprechstunde gekommen, sagte Gröger. Er habe sich angeschlagen gefühlt und über Muskelschmerzen geklagt. Fieber oder Husten habe er nicht gehabt, so dass er laut Gröger nicht damit gerechnet habe, mit dem Coronavirus infiziert zu sein.
Die zuständigen Behörden im Land reagierten am Dienstag unmittelbar nach Bekanntwerden der Infektionsfälle. Die Stadt Halle sagte mit sofortiger Wirkung alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen ab. Magdeburg war diesen Schritt bereits am Montag gegangen.
Die Absage gilt sowohl für Konzerte und Messen als auch für Sportveranstaltungen, egal ob sie in geschlossenen Räumen oder unter freiem Himmel stattfinden. So mussten etwa die Magischen Lichterwelten im halleschen Bergzoo vorzeitig beendet werden.
Schulen sollen alle Klassen- und Studienfahrten sowie Schüleraustausche absagen
Auch das Bildungsministerium zog erste Konsequenzen aus der Coronavirus-Ausbreitung. So wurden die Schulleitungen am Dienstag dazu aufgefordert, alle Klassen- und Studienfahrten sowie Schüleraustausche abzusagen.
Das gelte laut Mitteilung bis zum 31. Mai. Nur eintägige Fahrten innerhalb des Landes seien noch erlaubt. Die Kosten für Stornierungen übernehme das Land. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) betonte, dass die Entscheidung nicht leicht gewesen sei, Präventionsmaßnahmen jedoch Priorität hätten.
Experten fordern Schließung von Schulen und Kindergärten
Am Dienstag teilte zudem der Landtag mit, vorerst keine Besuchergruppen mehr zu empfangen. Auch das Diakoniewerk Halle schloss seine Einrichtungen für Besucher. Es betreibt in der Saalestadt ein Krankenhaus und zwei Pflegeeinrichtungen.
Ebenso sagte die Uniklinik Halle Veranstaltungen ab und schränkte den Zugang für Gäste ein. Pro Tag und Patient seien nur noch zwei Besucher erlaubt, teilte das Krankenhaus mit.
Eine Schließung von Schulen und Kindergärten, wie sie seit Tagen von Experten gefordert wird, lehnt Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) jedoch ab. Das sei unverhältnismäßig und würde das öffentliche Leben lahmlegen, sagte sie nach einer Beratung des Kabinetts. (mz)