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Verbraucherschutz  Verbraucherschutz : Betriebe in Sachsen-Anhalt mogeln beim Arbeitsschutz

22.09.2016, 12:48
Arbeitsschutz wird von vielen Betrieben in Sachsen-Anhalt nicht ernst genommen. Jeder zehnte Betrieb erhielt vom Landesamt für Verbraucherschutz ein "mangelhaft" beim Arbeitsschutz
Arbeitsschutz wird von vielen Betrieben in Sachsen-Anhalt nicht ernst genommen. Jeder zehnte Betrieb erhielt vom Landesamt für Verbraucherschutz ein "mangelhaft" beim Arbeitsschutz dpa

Halle (Saale) - Sehr kleine Betriebe nehmen es beim Arbeitsschutz nicht ganz so genau. „Je weniger Mitarbeiter ein Unternehmen hat, umso schwieriger ist es“, sagte Ulrich Bärenwald, Arbeitsschutzexperte vom Landesamt für Verbraucherschutz am Donnerstag in Halle bei der Vorlage des Jahresberichts 2015.

„Doch auch in einer kleinen Autowerkstatt werden gefährliche Chemikalien verwendet, gibt es Werkzeuge - und in einem Imbisswagen kann eine mangelhaft gewartete Strom- oder Gasleitung auch lebensgefährlich sein“, sagte Bernhard Räbel, Präsident des Landesamtes.

Jedes Unternehmen sei unabhängig von der Größe verpflichtet, die Vorschriften zum Arbeits- und Gesundheitsschutz einzuhalten. „Große Unternehmen mit vielen Beschäftigten sind in der Regel gut organisiert, was den Arbeitsschutz betrifft“, sagte Bärenwald mit Blick auf die Statistik.

Jeder zehnte Betrieb fällt in Sachen Arbeitsschutz durch

Demnach wurden 2015 in Sachsen-Anhalt knapp 5300 Betriebe verschiedenster Branchen - vom Versicherungsunternehmen bis zum Chemiebetrieb - und 2500 Baustellen kontrolliert. Dabei wurden diverse Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften und das Arbeitszeitgesetz aufgedeckt, vom unzureichend gesicherten Gerüst, falsch installierten Steckdosen bis zu verdreckten Arbeits- und Aufenthaltsräumen mit gefährlichem Schimmelpilzbefall.

331 Betriebe wurden speziell dahingehend überprüft, wie sie den Arbeits- und Gesundheitsschutz organisiert haben. Dafür bekam fast jeder zehnte Betrieb nur ein „mangelhaft“. 71.000 Unternehmen hat das Landesamt den Angaben zufolge in seinem Datenbestand.

Acht Personen letztes Jahr durch Arbeitsunfälle gestorben

Laut dem Bericht der Behörde starben 2015 in Sachsen-Anhalt acht Menschen durch Arbeitsunfälle, das sind genauso viele wie im Jahr zuvor. Zwei Menschen kamen auf Baustellen um (2014: 3). „Jeder tödliche Arbeitsunfall ist einer zuviel“, sagte Bärenwald. „In aller Regel ist das Zusammentreffen mehrerer Umstände die Ursache für tödliche Arbeitsunfälle.“

So wurde ein Mann in einer Maschine eingequetscht, als er versuchte einen Schlauch zu wechseln. Er überlebte dies nicht. Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften, Zeitdruck sowie eine mangelnde Vorbereitung auf die Tätigkeiten gehörten häufig zu den Ursachen der tödlichen Unfälle. Auch in diesem Jahr kamen den Angaben zufolge bereits wieder Menschen während der Arbeit ums Leben: bis September waren es drei.