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Waldbrandprävention Totholz-Streit im Harz - Studie bestätigt höhere Entflammbarkeit nach Borkenkäfer-Befall

Laut einer Studie der Freien Universität Amsterdam führt Borkenkäfer-Befall wie im Harz schneller zu einem Feuer. Kann das die Totholz-Debatte im Mittelgebirge beeinflussen?.

Von Julius Lukas 17.03.2025, 17:04
Totholz im Harz: Nahrung für Feuer oder für neues Leben?
Totholz im Harz: Nahrung für Feuer oder für neues Leben? Foto: DPA

Halle/MZ. - Beim Totholz sind im Harz die Fronten weitestgehend verhärtet. Wie Nationalpark-Leiter Roland Pietsch zuletzt berichtete, gab es sogar persönliche Anfeindungen gegen seine Mitarbeiter, die zum Beispiel als Brandstifter bezeichnet wurden. Während die eine Seite die abgestorbenen Baumreste als Lebensspender für neue Pflanzen liegen lassen will, sieht die andere Fraktion vor allem die Feuergefahr. Eine Studie aus den Niederlanden belegt nun: Totholz, wenn es wie im Harz durch Borkenkäfer geschädigt ist, ist ein Brandbeschleuniger und führt zu einer höheren Entflammbarkeit.

Höherer Ausstoß von CO2

Wissenschaftler der Freien Universität Amsterdam haben unter anderem Fichtenholz so präpariert, als sei es von Borkenkäfern zerfressen worden. In Flammenversuchen zeigt sich, dass die durchlöcherten Stücke schneller Feuer fingen und länger brannten und schwelten. Es entstand zudem ein höherer Ausstoß von Klimagasen wie Kohlenstoffdioxid. Dieser Effekt, so die Forscher, werde durch eine „vergrößerte Oberfläche und eine verbesserte Sauerstoffverfügbarkeit im Holz“ hervorgerufen.

Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse vor dem Löschflugzeug, dass der Harzkreis betreibt.
Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse vor dem Löschflugzeug, dass der Harzkreis betreibt.
(Foto: Matthias Bein/dpa)

Für die Debatte im Harz könnte das ein neuer Impuls sein, über den Umgang mit Borkenkäfer-geschädigtem Holz nachzudenken. „Bisher sind beide Seiten da bei ihren Philosophien geblieben“, sagte der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse der MZ. Vertreter des Nationalparks, aber auch Umweltverbände wie der Nabu heben die Bedeutung des Totholzes für die Wiederbelebung der abgestorbenen Flächen hervor. Roland Pietsch spricht daher nach eigener Aussage auch lieber von „Lebendholz“. Zudem führt der Nationalpark eine Studie der TU Dresden an, nach der abgestorbene Fichten „keine erhöhte Brandgefahr gegenüber lebenden Nadelholzbeständen mit Feinreisig im Geäst, ätherischen Ölen in den Nadeln und teils dicker Nadelstreuauflage auf dem Boden“ darstellen.

Gefährliche „Witwenmacher“

Vertreter etwa der Feuerwehren sehen hingegen durchaus eine Gefahr im Totholz – nicht nur, weil es Feuern als Nahrung dient. Auch die noch stehenden Stämme der toten Bäume seien bedrohlich. Sie werden als „Witwenmacher“ bezeichnet, weil sie bei Brandereignissen leicht abknicken und Einsatzkräfte verletzen können.

Bis auf den Bereich rund um Schierke gab es im Nationalpark bisher keine Beräumung von Totholz. „Das liegt da und rottet so vor sich hin“, sagte Kai-Uwe Lohse. Auch die einst angedachten Schneisen im Nationalpark, durch die bei Bränden die Einsatzstellen besser erreichbar werden sollten, wurden nicht angelegt. Derzeit wird erst beim Ausbruch eines Feuers damit begonnen, Schneisen zu schlagen. Laut Lohse gebe es allerdings die Initiative, kleinere Zugänge zu unwägbarem Gelände vom Totholz zu befreien. „Das ist vom Umfang her aber keineswegs mit einer Schneise zu vergleichen“, so der Kreisbrandmeister.