Kollegen waren in Sorge „Sterben oder umbringen“: Attentäter von Magdeburg sprach sogar am Arbeitsplatz über Gewalt
Bereits im August 2024 fiel Taleb A. in Bernburg ärztlichen Kollegen auf. Einer von ihnen schickte eine Warnung an eine Vorgesetzte - Antwort erhielt er erst nach dem Anschlag.
![Sein Profil im Netzwerk X zeigte ein Sturmgewehr: Taleb A. drohte online mit Gewalt - aber nicht nur dort.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/11/4aaff486-8d2b-4339-ae02-0681c0c5a90a.jpeg?rect=0%2C0%2C4000%2C2667&w=1024&auto=format)
Magdeburg/MZ/hei - Der Attentäter von Magdeburg, Taleb A., fiel ärztlichen Kollegen bereits frühzeitig als womöglich gefährlich und hilfebedürftig auf. Einem Bericht von MDR Sachsen-Anhalt zufolge deutete der im Maßregelvollzug Bernburg arbeitende Psychiater und spätere Gewalttäter in seinem Arbeitsumfeld bereits im August 2024 Anschlagspläne an.
In einem Dienstzimmer sollen sich damals zwei Kollegen erkundigt haben, ob es ihm gut gehe. A.s Antwort zitiert der MDR wie folgt: „Nein, ich befinde mich in einem Krieg, aber nicht im metaphorischen Sinn, sondern in einem wirklichen Krieg, dessen Ausgang entweder sterben oder umbringen sein wird.“
Man müsste ihm aus meiner Sicht Hilfe anbieten.
E-Mail eines Arbeitskollegen
Dem MDR-Bericht zufolge informierte daraufhin einer der Kollegen Taleb A.s damalige direkte Vorgesetzte per E-Mail über die Andeutung. In dem Schreiben heißt es wörtlich: „Man müsste ihm aus meiner Sicht Hilfe anbieten.“ Der Sachverhalt soll noch am selben Tag von der Vorgesetzten an den Ärztlichen Direktor des Maßregelvollzugs sowie an dessen Stellvertreterin weitergeleitet worden sein.
Eine Antwort habe der E-Mail-Schreiber von seiner Vorgesetzten allerdings erst vier Wochen nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt erhalten. Laut MDR heißt es in der Antwort: „Habe die Mail damals weitergeleitet, aber nie eine Antwort bekommen.“
Arbeitgeber Salus wollte von nichts gewusst haben
Die landeseigene Salus gGmbH als Arbeitgeber von A. und das Sozialministerium als Aufsichtsbehörde haben bislang bestritten, von der Gefährlichkeit des Mannes gewusst zu haben. Anfang Januar hatte die MZ das Ministerium für Soziales (MS) nach möglichen Warnsignalen gefragt. Die damalige Antwort: „Der Aufsicht – dem MS – ist erstmalig im Nachgang des Anschlags über den Beschuldigten berichtet worden. Gewaltandrohungen im Internet (etwa via X-Profil) waren weder der Salus gGmbH noch dem MS bekannt.“
Auf die MZ-Frage, ob sich das Ministerium durch die Salus „rechtzeitig und umfassend“ informiert fühlte, antwortete ein Sprecher: „Aus hiesiger Sicht ist die Salus gGmbH nach dem tragischen Ereignis am 20.12.2024 ihrer Berichtspflicht rechtzeitig und umfassend nachgekommen.“ Die Antwort vermeidet es, die Unterrichtung durch die Salus vor dem Anschlag zu bewerten.