Leuna-Chef fordert Neustart Kommentar zur Debatte über Pipeline-Importe: Russisches Gas war niemals billig
Lange galt russisches Gas als besonders günstige Option für die deutsche Wirtschaft. Doch das war ein fataler Trugschluss: Den wahren Preis der aufgebauten Abhängigkeit zahlt die Bundesrepublik bis heute, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.
![MZ-Redakteur Jan Schumann kritisiert die viel zu naive Energiepolitik früherer Bundesregierungen.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/11/74dae92d-21bd-4ece-8ad8-6fbcc79fc9b3.jpeg?rect=0%2C0%2C1920%2C1280&w=1024&auto=format)
Magdeburg/MZ - Im Nachhinein ist es schier unglaublich, wie blind frühere Bundesregierungen waren. Viele Jahre – auch unter Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) – machten sich Deutschland und die deutsche Wirtschaft zunehmend abhängig von günstigen russischen Gaslieferungen. Warnungen, dass diese Abhängigkeit irgendwann in politische Erpressbarkeit münden könnte, gab es auch damals schon zuhauf. Nur: Lange gab es niemanden in den Bundesregierungen, der diese Warnung hören wollte.
Wohin die fatale Abhängigkeit führte, zeigte sich erst 2022, als Russland die Ukraine überfiel und kein Gas mehr nach Deutschland strömte. Hals über Kopf musste die Bundesregierung eine Kehrtwende in der Energiepolitik hinlegen. Auch mit eiligen, teureren Energieimporten aus anderen Staaten.
Die naive Energiepolitik führte letztlich auch zu Unruhe und Protest
Eine Lehre daraus muss lauten: Das russische Gas war keineswegs ein günstiges Geschäft für Deutschland. Denn der Preis bestand eben auch in politischer Erpressbarkeit. Die Sorge vor einem vermeintlichen Kältewinter und explodierenden Energiekosten in den Jahren 2022 und 2023 führten in der Bundesrepublik auch zu Unruhe und Protesten. So weit reichten die Folgen der lange viel zu naiven Energiepolitik.
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Sollen russischen Gaslieferungen wieder aufgenommen werden? So lange der von Wladimir Putin befehligte Angriffskrieg gegen einen freien europäischen Staat läuft, muss das ausgeschlossen sein. Putin finanziert seinen Krieg gegen die Ukraine mit genau solchen Zahlungen. Vorerst muss die Bundesregierung die deutsche Chemieindustrie an anderer Stelle entlasten – etwa beim Strompreis.
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Und nach Ende des Ukraine-Kriegs? Ob dann wieder Gasimporte möglich sein werden, hängt allein von der Entwicklung Russlands ab. Mit Putin oder einem anderen autoritären Herrscher an der Spitze ist Russland kein vertrauenswürdiger Handelspartner für Deutschland – jedenfalls nicht in so existenziellen Bereichen wie der Energieversorgung.