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Rangelei bei Landtagsfest Rangelei bei Landtagsfest: Gegenseitige Lügenvorwürfe nach Auseinandersetzung

Von Kai Gauselmann 21.06.2018, 17:43

Magdeburg - Im Landtag von Sachsen-Anhalt ist es am späten Mittwochabend zu einer Rangelei zwischen AfD-Leuten und Linken-Politikern gekommen. Nach Angaben von Linken-Politikern sollen der körperlichen Auseinandersetzung auf dem Sommerfest des Landtages Provokationen eines AfD-Mitarbeiters vorangegangen sein.

Die AfD wiederum wirft den Linken vor, „Lügenmärchen“ zu verbreiten und den Vorfall „aufzubauschen“.

Nach Darstellung der Linken hat ein Wahlkreismitarbeiter des AfD-Abgeordneten Hans-Thomas Tillschneider sich ungefragt an den Tisch mehrerer Linken-Abgeordneter gesetzt und „trotz mehrfacher Aufforderung, den Tisch wieder zu verlassen“ in Gespräche eingemischt. Zudem habe er mehrfach die Abgeordnete Christina Buchheim angesprochen und gesagt, „dass er sie kennenlernen wolle“.

Als Linke den Tisch verlassen, folgt ihnen der AfD-Mann

Die Linken fühlten sich belästigt und baten den AfD-Mann, den Tisch zu verlassen. „Trotz mehrfacher Aufforderung blieb der Mitarbeiter aber sitzen und mischte sich weiter in die Gespräche ein“, sagte Linken-Fraktionschef Thomas Lippmann.

Die Linken hätten dann den Tisch verlassen und sich zu SPD-Abgeordneten gesetzt. Der AfD-Mann, so Lippmann, sei aber mitgegangen und habe sich zu Linken-Landeschef Andreas Höppner gesetzt. Christina Buchheim habe den Wachschutz des Landtages alarmiert, was aber die Situation nicht befriedet habe.

Linken-Landeschef Höppner von AfD-Mann zu Boden gerissen

„Danach legte der Wahlkreismitarbeiter von Tillschneider seinen Arm um Andreas Höppner“, sagte Lippmann. „Gegen diesen Übergriff wehrte sich Herr Höppner, indem er versuchte, aufzustehen.

Daraufhin packte ein Referent der AfD-Fraktion, der die ganze Zeit am Nachbartisch saß, Blickkontakt suchte, und sich ebenfalls in die Gespräche einmischte, Herrn Höppner an den Schultern und riss ihn zu Boden.“

Die Auseinandersetzung sei vom AfD-Abgeordneten Daniel Roi und von mindestens einem weiteren Mitarbeiter der AfD sowie dem Linken-Abgeordneten Hendrik Lange gefilmt worden. Von letzterem, „um entsprechende Beweise zu sichern“, sagte Lippmann. Sowohl Höppner als auch Buchheim würden nun gegen die betreffenden AfD-Mitarbeiter Strafanzeige stellen.

Linke sprechen von Provokation und Einschüchterung

„Bei diesem Vorgang handelte es sich nicht nur um die Verletzung von elementaren Anstandsregeln von stark alkoholisierten Mitarbeitern der AfD, sondern offensichtlich um eine gezielte Provokation zur Einschüchterung von Mitgliedern der Fraktion der Linken durch Mitarbeiter der AfD“, erklärte Lippmann.

„Sie schrecken vor der Anwendung von Gewalt nicht zurück. Der inhaltlichen Radikalisierung folgt jetzt offenbar auch die Radikalisierung ihrer Methoden.“

AfD weist Darstellung der Linken als falsch zurück

AfD-Fraktionsvize Ulrich Siegmund war nach eigenen Angaben Augenzeuge des Streits und wies die Darstellung der Linken zurück. Er räumte zwar ein, dass sich der AfD-Mitarbeiter ungefragt zu den Linken gesetzt habe. „Das ist von den Linken aber aufgebauscht worden und entspricht in vielen Punkten nicht der Wahrheit“, sagte er der MZ.

Am Anfang sei die Anwesenheit des Mitarbeiters auch in Ordnung gewesen, „bis er sich als Mitarbeiter von Dr. Tillschneider zu erkennen gab“, so Siegmund. Daraufhin sei er von Frau Buchheim „lautstark als Nazi beschimpft und mit weiteren Beleidigungen bedacht“ worden.

„Anschließend wurde er auch von der sehr betrunkenen Abgeordneten Buchheim mit Bier beschüttet und mit Zigaretten beworfen“, erklärte Siegmund. „Es ist aber die größte Lüge, dass er handgreiflich geworden sein soll.“

Er habe nur freundschaftlich den Arm um Höppner gelegt, „dann hat dieser ihn aber ins Gebüsch geschubst“. Der Wachschutz sei zweimal dazugekommen, aber ergebnislos abgezogen mit der Bemerkung: „Das ist ja Kindergarten.“

AfD: Christina Buchheim war „im Suff“

Er, Siegmund, habe sich mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der AfD, Robert Farle, um Vermittlung bemüht. „Mit Frau Buchheim konnte man aufgrund des Suffs aber nicht mehr sprechen. Die hat auch mich als Nazi beschimpft“, sagte Siegmund.

Mit SPD-Fraktionschefin Katja Pähle habe er die Situation beruhigen können. Die AfD-Vertreter hätten sich für das Verhalten des Mitarbeiters entschuldigt. 

SPD widerspricht AfD-Aussagen

„Ich bin aber enttäuscht, dass die Linke versucht, mit Lügenmärchen ihre politische Leere zu überstrahlen“, so Siegmund.  Man behalte sich rechtliche Schritte wegen „übler Nachrede“ vor.

Pähle wiederum widersprach der AfD-Version. „Die Darstellung von Herrn Siegmund ist falsch!“, sagte sie der MZ. „Frau Buchheim war nicht betrunken, und ich habe auch nicht mit ihm versucht, die Situation zu beruhigen.“ (mz)