Sport im Streaming Liga der Ost-Legenden - Fußball-Märchen für Millionen Fans
Mit dem Abstieg in die Regionalliga ist der Hallesche FC wie viele Traditionsvereine aus dem Fernsehen verschwunden. Das Streaming-Portal Ostsport.tv schafft Abhilfe. Auch die MZ ist mit dabei!
Halle/Berlin/M. - Keine Zeit für lange Auswärtsfahrten? Kein Problem. Die Mitteldeutsche Zeitung und die Volksstimme übertragen bis Jahresende fünf Auswärtsspiele des Halleschen FC exklusiv.
Los geht’s mit der Begegnung kommenden Dienstag, wenn das Team von Trainer Mark Zimmermann versucht, bei Viktoria Berlin zu punkten. Zuschauen ist kostenlos. Die danach folgenden Spiele gegen den FSV Zwickau, Babelsberg, Zehlendorf und Plauen gibt es dann für fünf Euro. Ein Abo ist nicht erforderlich.
HFC-Livestream in der Regionalliga - Ostsport.TV macht es möglich
Sekt sprudelte nicht, als es so weit war. Aber Heiko Mallwitz ist ehrlich. „Da schlagen schon immer zwei Herzen in meiner Brust“, sagt der 57-Jährige, den Fußballfans in ganz Deutschland als Reporter von Sky, MDR und Sport1 kennen.
Damals im Mai trauerte Mallwitz mit den Fans des Halleschen FC, der am letzten Spieltag den Abstieg in die 4. Liga perfekt gemacht hatte. Zugleich aber schwang ein wenig leise Freude mit. „Für die Regionalliga ist es ja gut, wenn so ein Verein runterkommt.“
Ostsport.TV besetzt die Marktlücke Regionalliga Nordost
Schließlich ist Heiko Mallwitz seit drei Jahren nicht mehr nur Reporter und Kommentator. Sondern auch der Mann, der mit seiner Firma ostsport.tv dafür sorgt, dass die Fans der vielen Traditionsvereine im Osten Deutschlands nicht in die Röhre schauen, wenn sie Carl-Zeiss Jena, Lok Leipzig, Zwickau oder den Halleschen FC spielen sehen wollen.
Ohne Mallwitz wäre es so gekommen. Während die Fans der oberen drei Ligen alle Begegnungen ihrer Vereine live bei Sky oder bei Magenta Sport sehen können, war die Regionalliga lange eine Fernsehwüste.
Regionalliga Nordost: Zahlreiche Traditionsclubs mit vielen Fans
Regionale Fernsehsender übertrugen nur ab und zu. Davon abgesehen gab es nur Fanradios und Live-Ticker, um dabeisein zu können, wenn große Namen wie Jena und Leipzig gegen den DDR-Dauermeister BFC aufliefen oder Erfurt und Zwickau versuchten, an ihre Glanztaten anzuknüpfen.
Die 4. Liga im Osten, das ist etwas ganz anderes als die 4. Liga im Westen, Süden oder Norden. Dort treten Vereine aus Wiedenbrück, Hohkeppel, Balingen und Buchbach an. Im Osten sind es Ex-Meister, Europapokalstarter und Pokalsieger.
MDR wollte nicht mehr: Mallwitz übernahm Regionalliga-Lizenz
Als Heiko Mallwitz, in Potsdam geboren, dort in der Jugend Torwart bei Turbine und Fan von FCM und Stahl Brandenburg, vor drei Jahren hörte, dass der MDR seinen Vertrag mit dem Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) nicht verlängern wollte, hatte er eine verrückte Idee.
„Warum das nicht selbst machen?“ Mit dem auf Lizenzrecht spezialisierten Berliner Anwalt Robert Karehnke habe er erst ein wenig rumgesponnen, erzählt er. „Und dann haben wir gerechnet und geprüft und gesagt, wir versuchen das einfach.“
Ostsport.TV aus dem Nichts aufgebaut
Aus dem Nichts bauten die beiden ostsport.tv auf, mitten in der Corona-Zeit. Eine besondere Herausforderung, denn die Lieferketten hakten, die Bestellzeiten für Kameras zogen sich endlos in die Länge.
Aber vom ersten Spiel an, das bei ostsport.tv lief, waren die Fans zur Stelle. „Ich weiß noch, wie ich bei Hertha II ein Spiel kommentiert habe und Robert kam aufgeregt rüber und zeigte mir eine Nachricht von Youtube, dass wir die erste Million Zuschauer erreicht hatten.“ Ganze 28 Tage hatte es bis dahin gedauert. „Wir hatten mit einem halben Jahr gerechnet.“
Ostsport.TV ist mit der Regionalliga erfolgreicher als der MDR
Seitdem hat ostsport.tv eine Erfolgsgeschichte geschrieben. 109 Live-Spiele wurden letzte Saison übertragen, zudem 306 Spiele in Zusammenfassungen. Die Statistik weist inzwischen 25 Millionen Zuschauer aus. Das ist deutlich mehr, als der große MDR in zehn Jahren erreicht hat.
Für Heiko Mallwitz, selbst seit Kindertagen bekennender Fan des Ostfußballs, gar keine allzu große Überraschung. „Diese Liga ist einfach unfassbar attraktiv“, sagt er. Als sie damals den Vertrag unterschrieben hätten, erinnert er sich, „hatte der 1. FC Magdeburg in der 3. Liga sieben Punkte Rückstand auf den Nichtabstieg“.
Natürlich wünsche er sich als Fan nicht, dass irgendein Ostverein absteige, schon gar nicht der FCM. „Aber man muss sich mal überlegen, wäre es so gekommen, hätten wir alle drei Europacup-Finalisten der DDR in unserer Liga gehabt.“
Großer Sport in der Regionalliga Nordost: Im Keller geht die Post ab
Knapp vorbei. Magdeburg rettete sich und stieg auf. Doch auch so geht im Fußballkeller die Post ab. Liga 4 bietet jede Menge Traditionsvereine, jede Menge Derbys, uralte, leidenschaftliche Rivalitäten, die in modernen Stadien vor großer Kulisse ausgetragen werden.
„Die Regionalliga Nordost hat einfach alles, was das Fußballherz begehrt“, sagt Mallwitz. Und die Livespiele im Internet, mit Vorberichten, Interviews und Analysen genauso professionell inszeniert und präsentiert wie die in den oberen Spielklassen, ziehen Menschenmassen an, nicht nur in den Stadien.
Ex-Fußballer Heiko Mallwitz verschafft der Regionalliga Nordost ein Podium
Energie Cottbus, rechnet Heiko Mallwitz vor, sei in der letzten Saison, die für die Lausitzer mit dem Aufstieg in Liga 3 endete, auf 1,77 Millionen Zuschauer gekommen, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. „Selbst die Spiele des eher kleinen FSV Luckenwalde haben sich mehr als eine halbe Million Menschen angeschaut.“
Manchmal staunt Mallwitz selbst noch über diese Zahlen, die belegen, wie sich die Sichtbarkeit der Beinahe-DDR-Oberliga erhöht hat, seitdem sein Streaming-Start-up die Übertragungen besorgt. „Dafür spricht auch, dass wir schon drei Kandidaten für das ,Tor des Monats’ hatten und zweimal gewonnen haben.“
Regionalliga Nordost ist längst nicht nur was für Alt-Fans aus der DDR
Die Maschine hinter dem Fußballwunder läuft dafür an jedem Wochenende auf Hochtouren. „Wir bringen ein Live-Spiel an jedem Tag, an dem gespielt wird, und neun Spiele als Zusammenfassung, wir wickeln die technische Seite genauso wie Sky über Partner ab, haben aber inzwischen auch zwei eigene Ü-Wagen“, freut Heiko Mallwitz sich über das Fußballmärchen, das ostsport.tv abseits des Rasens schreibt.
Ganz erstaunlich sei, dass es sich beim Durchschnittszuschauer keineswegs um einen DDR-Oberliga-Nostalgiker handele. „Wir wissen, dass er 24 Jahre alt ist“, sagt Mallwitz. Da ist noch Luft für Begeisterung über etliche Jahre. Eben hat ostsport.tv den Vertrag mit dem NOFV um fünf Jahre verlängert.