Spitzenposten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk MDR-Direktor Brinkbäumer geht - doch warum bekommt er sein Gehalt weiter?
Nach gut drei Jahren verlässt der frühere „Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer seinen Führungsposten in Leipzig. Finanziell ändert sich für aber ihn nichts - unter MDR-Mitarbeitern gärt es deswegen.
Magdeburg/MZ - Klaus Brinkbäumer ist Vollblut-Journalist. Er recherchierte zum Steuerbetrüger Peter Graf, verfasste große Reportagen, berichtete über US-Wahlen und leitete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Nach gut drei Jahren als Programmdirektor des MDR in Leipzig mit eher verwaltender Funktion scheint er sich nun nach dem prallen Reporterleben zurückzusehnen.
„Ich möchte recherchieren, analysieren, kommentieren und moderieren, möchte mich Filmen, Moderationen und Podcasts, auch Buchprojekten und Kolumnen zuwenden, und ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben“, offenbarte er sich jüngst in einer E-Mail an MDR-Kollegen. Deshalb habe er den Intendanten um die Auflösung seines Vertrages gebeten.
MDR-Direktor Brinkbäumer gibt Führungsposten in Leipzig auf
Mittlerweile ist klar: Die „Auflösung“ des Vertrags ist eher eine Anpassung - und ein wesentlicher Bestandteil ist nicht betroffen: das Gehalt. Nach MZ-Informationen verliert Brinkbäumer zwar mit seinem Direktorenposten Aufwandsentschädigungen und den Dienstwagen. Die Grundvergütung aber, im Jahr 2022 laut Geschäftsbericht 219.000 Euro, soll dem Vernehmen nach auch weiterhin fließen.
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Ein Direktorengehalt ohne die Aufgaben und Verantwortung eines Direktors – wie kann das sein? Brinkbäumer äußert sich auf MZ-Anfrage nicht, auch der MDR will den Vorgang nicht kommentieren. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu individuellen Vertragsangelegenheiten nicht in der Öffentlichkeit äußern“, sagte ein Sprecher. In einer internen Mitarbeiterversammlung hingegen verteidigte die MDR-Spitze das Gehalt Brinkbäumers. Dieser werde auch viel leisten, hieß es – als Filmemacher, Experte für Außenpolitik und Moderator.
Brinkbäumer erhält weiter Gehalt - Kritik von MDR-Mitarbeitern
Unter MDR-Mitarbeitern kommt die Argumentation nicht gut an. „Er erfüllt seine Aufgaben nicht mehr, wird aber genauso bezahlt wie zuvor – dafür hat hier kaum jemand Verständnis“, heißt es aus dem Landesfunkhaus Magdeburg. Auf den Fluren der Leipziger MDR-Zentrale spotten einige über den „bestbezahlten Reporter Sachsens“, andere sind wütend. „Hier fragen sich viele, ob sie als freie Mitarbeiter in einem halben Jahr noch über die Runden kommen, und dann kommt so was“, schimpft jemand.
MDR-Chef Ralf Ludwig hatte die Personalie fast zeitgleich mit einem gewaltigen Sparprogramm verkündet, das die Ausgaben der Anstalt bis 2028 um 160 Millionen Euro senken soll. Sendungen werden gestrichen, UKW-Frequenzen abbestellt, die Zahl der Mitarbeiter soll von rund 2.000 um 300 sinken.
Brinkbäumers MDR-Abschied nicht ganz freiwillig
Tatsächlich ist das Ausscheiden Brinkbäumers als Programmdirektor zum Ende dieses Monats weniger freiwillig, als es in dessen E-Mail auf den ersten Blick wirkt. Der Intendant habe ihm „in der Zukunft liegende strukturelle Veränderungen angekündigt“, heißt es in Brinkbäumers E-Mail.
Im Klartext: Der 2021 von der vorigen Intendantin Karola Wille geholte Journalist hätte nach dem Auslaufen seines Vertrags Mitte Januar 2026 keine zweite Amtszeit bekommen. Offenbar will Ludwig die zweite Führungsebene straffen und künftig mit weniger Direktoren auskommen. Brinkbäumers „vorzeitiger Verzicht“ eröffne die Möglichkeit, „unsere Strukturen zu überprüfen und gegebenenfalls für die Zukunft anzupassen“, erklärte Ludwig öffentlich.
In privaten Unternehmen ist es nicht unüblich, dass Führungskräfte mit Gehaltsfortzahlungen für eine vorzeitige Ablösung entschädigt werden. Mit einer Weiterverwendung als Filmemacher und Moderator der MDR-Talkshow „Riverboat“ sichert sich der MDR gewissermaßen noch eine Gegenleistung. Dennoch ist die Stimmung unter Mitarbeitern derzeit nicht gut.
Ende der Direktion Halle?
Sorgen gibt es auch im Aufsichtsgremium Rundfunkrat – vor allem deshalb, weil die Spitze der Programmdirektion Leipzig kommissarisch von Jana Brandt übernommen wird, der Chefin der Programmdirektion Halle. „Offenbar will der Intendant künftig nur noch einen Programmdirektor, und der wird dann wohl nicht in Halle sitzen“, fürchtet der Linken-Politiker Stefan Gebhardt.
Das Funkhaus Halle, fürchtet er, wäre dann noch stärker von der Schließung bedroht.
Auch Guido Kosmehl, für die FDP im Rundfunkrat, teilt diese Sorge: „Für den Standort Halle ist es sehr wichtig, eine eigene Direktorenstelle zu haben.“