Ostdeutschland Die besten Lost Places in der Region - Reiseführer zu 100 rätselhaften Orten
Eine interaktive Karte führt nun zu vielen spannenden Lost Places in Ostdeutschland.
Halle/MZ - Sie sind vergessen, zugewachsen, verloren, Orte mit oft großer Vergangenheit, aber ohne Zukunft. Gerade solche verlassenen Plätze aber, von denen es besonders im Osten Deutschlands unzählige gibt, entfalten eine besondere Anziehungskraft.
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War das Erkunden aufgegebener Industrieanlagen, verfallender Schlösser und maroder Militäranlagen vor einigen Jahren noch eine sehr spezielle Beschäftigung von Hobbyfotografen und Abenteuerlustigen, hat sich das sogenannte Urbexen – nach dem englischen Begriff „Urban Exploration“ für „Stadterkundung“ – besonders in den Jahren der Pandemie mit ihren Sonderregeln zu einem Massenphänomen entwickelt.
Neu entdeckte alte Heimat
In Ermangelung erreichbarer Fernziele begannen Menschen wie nie zuvor, die eigene Umgebung neu zu entdecken. Orte, die bis dahin unbeachtet am Wegesrand verrotteten, wurden plötzlich von zahlreichen Besuchern bestürmt. Ruinen avancierten zu beliebten Fotomotiven. Dank sozialer Netzwerke wie Facebook und Instagram verbreiteten sich die Adressen attraktiver Orte mit dem Charme des Verfalls in Windeseile.
Die Reste des im Dritten Reich errichteten „Kraft-durch-Freude“-Seebades in Prora auf Rügen wurden ebenso zu Pilgerstätten von Neugierigen wie vom Verfall bedrohte Herrenhäuser in Mecklenburg, alte Schlösser im Mansfeld und die Bauten der Lungenheilstätten aus der Frühzeit der Industrialisierung im Harz und im Erzgebirge.
Ein Erfolg mit Folgen. Verlage brachten Bildbände und Reiseführer heraus, die ausgewählte Lost Places vorstellen. Facebook-Gruppen, die sich mit dem Thema beschäftigen, versammeln zehntausende Mitglieder. Inzwischen gibt es im Netz Anlaufstellen nicht nur für verlorene Plätze ganz allgemein, sondern auch welche für einzelne Regionen vom Schwarzwald bis zum Harz.
Legale Besichtigungen
Firmen wie das Berliner Unternehmen Go2know bieten legale Zugangsmöglichkeiten zu zahlreichen verschlossenen Ruinen an, inklusive Gebäudeplan und Geschichtslektion. Aber auch Eigentümer wie die aus den Niederlanden stammenden Besitzer der in Urbex-Kreisen berühmten Heilstätte in Sorge (Harz) und der Förderverein Saale-Elster-Kanal, der sich um die halbfertige Riesenschleuse bei Wüsteneutzsch (Saalekreis) kümmert, geben Interessierten legal Einblick in längst vergangene Zeiten.
Zur Karte mit den Lost Places: www.bit.ly/heimatkunde
Nach hundert Teilen der Serie Heimatkunde hat die MZ eine Karte erstellt, auf der sich die Orte finden, die bisher im Wochenendmagazin „Blick“ vorgestellt wurden. Manche sind immer noch im gleichen Zustand, andere mittlerweile gerettet oder aber ausgebrannt und endgültig verloren. Auf der Karte lassen sie sich bequem vom heimischen Sessel aus besuchen – oder als Anregung nehmen, selbst aufzubrechen.
Aktuell werden im Übrigen geschichtsträchtigen Gebäude oder Orte von der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt gesammelt und aufbereitet, um sie auf einer weiteren digitalen Landkarte im Internet zu veröffentlichen.
Zeitzeugen, Schulen, Heimatvereine und alle Menschen, die sich für die Geschichte ihrer Heimatregion interessieren, sind aufgerufen, über einen in Vergessenheit geratenen Lost Place zu berichten. Das Land Sachsen‑Anhalt unterstützt dieses Projekt laut eigenen Angaben im Jahr 2024 finanziell mit 10.000 Euro.