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Wilddiebe in Sachsen-Anhalt Kommentar zur Wilderei: Keine Jagd ohne Regeln

In Sachsen-Anhalt verdichten sich die Hinweise auf eine aktive Wilderer-Szene. Doch das Ausmaß der illegalen Jagd bleibt unklar. Dabei macht ihr skrupelloser Umgang mit Tier und Gesetz die bewaffneten Kriminellen zur unberechenbaren Gefahr – das zeigen vergangene Fälle.

Von Max Hunger Aktualisiert: 19.06.2024, 18:59
MZ-Reporter Max Hunger fordert ein konsequentes Vorgehen gegen Wilderer.
MZ-Reporter Max Hunger fordert ein konsequentes Vorgehen gegen Wilderer. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Sie verursachen sinnloses Tierleid, bestehlen Jäger und gefährden dabei mitunter sogar Menschenleben: Wilderer sorgen seit langem für Unmut bei Waidmännern, Polizisten und Bürgern in Sachsen-Anhalt. Doch während sich hier offenbar eine aktive Wilddieb-Szene etabliert hat, werden viele Fälle bei den Behörden gar nicht angezeigt. Es braucht deshalb eine konsequentere Verfolgung und Bestrafung der illegalen Jagd. Schließlich zeigen dokumentierte Fälle, wie unkalkulierbar das Risiko für Mensch und Tier ist.

Das Ausmaß der Wilderei lässt sich in Sachsen-Anhalt bislang jedoch nur erahnen. Ein paar dutzend Fälle zählt die Polizei pro Jahr. Doch die Indizien der Jäger – nächtliche Schüsse, angeschossene Tiere – deuten auf eine weitaus höhere Zahl hin.

Viele handeln offenbar aus Lust am Töten.

Max Hunger / MZ-Reporter

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Zudem zeigt der Prozess um mutmaßliche Wilderei aus dem Harz, welche kriminelle Energie dahinter stecken kann. Häufig geht die unerlaubte Jagd mit illegalem Waffenbesitz, Diebstahl und der Gefährdung anderer einher. Zwar ist in Sachsen-Anhalt in jüngerer Vergangenheit kein Fall bekannt, bei dem ein Wilddieb jemanden verletzt oder getötet hat. Der Polizistenmord in Kusel zeigt aber, welche Gefahr von den Kriminellen ausgehen kann.

Nicht zuletzt ist die Jagd zudem nur moralisch vertretbar, wenn sie im Rahmen der Gesetze stattfindet. Kitze oder Frischlinge verhungern zu lassen, ist unmenschlich. Und aus Hunger greift heute schließlich kein Wilddieb mehr zum Gewehr. Man kann ihnen daher unterstellen: Viele handeln offenbar aus Lust am Töten.

Das Land sollte daher geschlossen gegen Wilderer vorgehen. Dafür braucht es engagierte Bürger, die Hinweise anzeigen. Und eine entschlossene Justiz, die nachgewiesene Wilderei nicht als Bagatelle behandelt. Wie Richter damit umgehen, wird sich demnächst im Harz zeigen.