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Clooneys Vermächtnis George Clooney Vermächtnis in Sachsen-Anhalt

Von Julius Lukas 28.04.2017, 10:00
Der hohe Besuch sprach sich schnell herum: Nach seinem Abend im „Orchidea Huong“ in Wernigerode wurde George Clooney vor dem Restaurant bereits von Fans erwartet.
Der hohe Besuch sprach sich schnell herum: Nach seinem Abend im „Orchidea Huong“ in Wernigerode wurde George Clooney vor dem Restaurant bereits von Fans erwartet. dpa

Halle (Saale) - Der Stuhl von George Clooney fühlt sich etwas durchgesessen an. Die Armlehnen sind abgegriffen, das dunkle Holz ist an einigen Stellen aufgeplatzt. Ähnlich sieht es bei seinem Nachbarn aus, dem Stuhl von Bill Murray. Das Holz ist dort schon ausgeblichen und abgewetzt. Kein Wunder, immerhin sind die beiden Sitzgelegenheiten immerzu in Benutzung. Sie stehen allerdings nicht in Hollywood, sondern in Wernigerode, im „Orchidea Huong“, dem Restaurant von Huong Trute.

Hollywood dreht „Monuments Men“ mit George Clooney im Harz

Und die grazile Vietnamesin kennt die Größen der Film-Traumfabrik. Sie zählt auf: „George Clooney, Bill Murray, Matt Damon, Grant Heslov - die waren alle bei uns zu Gast.“ Der Beweis für die prominenten Besuche sind die Stühle und mehrere Fotos, auf denen Trute und ihr Team mit den Filmstars posieren. Diese Dinge sind einige der wenigen fassbaren Spuren, die heute noch von einem der aufregendsten Filmereignisse zeugen, die Sachsen-Anhalt jemals erlebt hat.

Vor ziemlich genau vier Jahren verwandelte sich der Harz nämlich für einige Wochen in eine Außenstelle von Hollywood. George Clooney drehte hier seinen Film „Monuments Men“, der die Geschichte einer Abteilung der US-Armee erzählt, die während des Zweiten Weltkrieges versuchte, Kunstgüter vor den Nazis zu retten. Die Dreharbeiten, die im Frühjahr 2013 an mehreren Orten stattfanden, elektrisierten die ganze Region. Doch: Was ist davon heute noch zu finden?

George Clooney Vermächtnis in Sachsen-Anhalt: Was ist davon geblieben?

Bei Huong Trute ist es dieses fast schwärmerische Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht abzeichnet, wenn sie von den beiden Abenden erzählt, als Hollywood bei ihr einkehrte. „Beim ersten Besuch hatte ich erst am Tag zuvor davon erfahren“, sagt Trute. Sie sei sehr aufgeregt gewesen, zumal Clooney in ihrem Lokal gleich noch seinen 52. Geburtstag feiern wollte. „Die Stimmung war dann aber sehr ausgelassen und George Clooney und seine Gäste haben viel gelacht.“ Beliebtestes Gericht sei die Glasnudelsuppe mit Hühnchenfleisch gewesen. „Und Herr Clooney hat sich sogar für sein Aussehen entschuldigt“, erzählt Trute. „Er meinte, er komme gerade von der Arbeit und habe sich deswegen nicht zurecht machen können.“

Zehn Kilometer entfernt vom „Orchidea“, im „Zu den Rothen Forellen“ in Ilsenburg, ist die Auskunftsfreude etwas eingeschränkter. Das Fünf-Sterne-Haus, das sein rot gestrichenes Fachwerk hinter einem Zaun verbirgt, war das zentrale Lager der Hollywood-Invasion. Vier Wochen lang hatte der Filmtross das komplette Hotel in Beschlag genommen. An der Forellen-Rezeption erfährt man nun, dass an diese Zeit nur Türschilder an den Suiten, in denen die Stars nächtigten, erinnern.

Hört man sich im Ort um, kommen allerdings auch ein paar Anekdoten zu Ohr, vielleicht sind es auch schon Legenden. Etwa die, dass George Clooney eines Tages in eine Ilsenburger Turnhalle spazierte, um mit den Jugendlichen, die dort Basketball spielten, ein paar Körbe zu werfen.

Wie groß ist der Werbeeffekt von „Monuments Men“ für Merseburg, Halberstädt und Osterwieck?

Die Spurensuche geht in Osterwieck weiter, einem Fachwerkstädtchen am Nordrand des Harzes. Gleich mehrere Tage drehte die Delegation aus der Filmfabrik in den Kirchen und engen Gassen des 3.800-Einwohner-Ortes. „Davon übrig ist jetzt nicht mehr viel“, sagt Manuela Bode vom lokalen Tourismusverband. Ein Schild mit der Aufschrift „Café Mosebach“ sei noch vorhanden. Sonst nichts.

Allerdings gebe es seit zwei Jahren schon eine spezielle Filmführung durch die Stadt. Die Nachfrage: „Geht so“, meint Bode. „Es kommt sicher niemand wegen ’Monuments Men’ zu uns“, sagt sie. Das liege vor allem daran, dass kaum jemand weiß, dass in dem Ort gedreht wurde. „Im Film sind wir der österreichische Luftkurort Bad Ausee“, erklärt Bode. Und um die Osterwiecker Filmbiografie bekannter zu machen, fehlen die Mittel.

Ähnlich ist die Lage auch im Halberstädter und im Merseburger Dom. Auch die beiden Großkirchen standen Modell für den Film - allerdings inkognito. Das Gotteshaus in Halberstadt spielte den Dom von Gent, das in Merseburg den in Brügge. „Da ist der Werbeeffekt durch den Film eher gering“, meint Beate Tippelt. Sie organisiert die Dom-Führungen in Merseburg und ist noch heute berührt davon, dass die Orgel ihres Bauwerks in der Schlussszene von „Monuments Men“ gezeigt wird. „Es ist einfach schön, wenn man merkt, dass der Dom so besonders ist, dass selbst Hollywood hier drehen will“, sagt Tippelt.

Was von dem Film bleibt, sind weniger die fassbaren Dinge, sondern eher persönliche Momente und Erlebnisse. Allerdings: Nach außen getragen werden diese Geschichten kaum. Clooneys Vermächtnis liegt verschüttet in den Erinnerungen. Man muss nachfragen, um Spuren zu finden.

So wie bei Claudia Wyludda., die im Halberstädter Dom arbeitet. „Es gab da diese Begegnung in der Nacht“, erzählt sie. Mit zwei Kollegen war sie vor Wind und Kälte vom Außendreh in den Kirchenraum geflüchtet. Der war von 100 Kerzen erleuchtet. „Plötzlich kam George Clooney herein und spielte vor uns die nächste Szene Stück für Stück durch. Wir waren alleine mit ihm in diesem riesigen Raum - das hatte etwas Magisches“, sagt Wyludda.

Es sind solche Geschichten, die bleiben. Auch bei Huong Trute in Wernigerode. „Wir werden schon noch oft auf den Besuch der Schauspieler angesprochen“, sagt die Vietnamesin. Und einmal kam es sogar vor, dass ein Mann seinen 60. Geburtstag mit einer Clooney-Tafel feiern wollte. „Da haben wir alle Stühle der Stars zusammengestellt und natürlich gab es auch Glasnudelsuppe mit Hühnchenfleisch“, erzählt Trute. Solche Events größer vermarkten, wolle sie allerdings nicht. „Wir werben dann doch lieber mit unserer Qualität als mit unserem Namen“, sagt sie.