Kommentar zu Kürzungen in den Jobcentern Die Schwächeren brauchen Chancen
Mit den Mittelkürzungen in den Jobcentern geraten Arbeitslose aus dem Blick. Für Betroffene ist das fatal – aber auch für die Gesellschaft.
Halle/MZ - Die Kürzungen bei den Arbeitsgelegenheiten in den Jobcentern bedeuten massive Einschnitte für Betroffene und Träger. Schritt für Schritt geht auch ein System kaputt, das mehr war als nur Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Oft haben Langzeitarbeitslose in Nähstuben oder Werkstätten etwas produziert, das zum Beispiel anderen Bedürftigen wie Kindern zugute kam. Auch waren sie in kommunalen Gesellschaften beschäftigt, um Wege und Plätze sauberzuhalten. Die Reduzierungen werden also spürbar sein. Fataler sind die Folgen für Betroffene selbst: Sie fühlen sich nicht gebraucht, nicht gewollt, das kann in Einsamkeit und auch Krankheit führen.
Die Einschnitte sind Zeichen für den Wandel in der Arbeitsmarktpolitik. Es geht um Ergebnisse, um Erfolgsquoten. Und da sind zu wenig Menschen in den regulären Arbeitsmarkt gewechselt, sagen Kritiker. Aber: Sind fünf von 100 Personen, die es geschafft, haben, nicht viel? Es sind fünf Menschen, die sonst keine Chance gehabt hätten. Und die anderen? Sie werden durch AGH-Maßnahmen überhaupt (wieder) an Arbeit herangeführt, haben vielleicht zum ersten Mal seit Jahren das Gefühl, etwas wert zu sein.
Betroffene fühlen sich nicht gebraucht, das kann in Einsamkeit und auch Krankheit führen
Der Spardruck führt dazu, dass kostenintensive Maßnahmen weiter zurück gefahren werden. Das trifft auch andere Eingliederungsinstrumente für Arbeitslose, die sogar höhere Erfolgsquoten haben. Unter einer möglichen CDU/CSU-geführten Regierung nach den Neuwahlen im kommenden Jahr ist mit drastischen Reformen beim Bürgergeld zu rechnen, auch einem Systemwechsel und womöglich auch einer Anpassung der Bezüge.
Doch eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit Schwächeren umgeht. Mit denen, die im Schatten stehen, die keine Lobby haben. Soziale Gerechtigkeit bedeutet auch, dass sie ins gesellschaftlichen Leben hineingeholt werden – sonst verlieren sie jeglichen Halt.