DDR-Vergangenheit Der Stasi-Spitzel, den es nie gab
Wie der hallesche Schriftsteller Reinhardt O. Hahn zum Stasi-Täter erklärt wurde, obwohl er doch ein Opfer der SED-Diktatur ist. Die Geschichte einer Rufschädigung

Halle/MZ - Er steht unter H wie „Hahn, Reinhard O.“, und dass seinem Vornamen ein „t“ am Ende fehlt, ist noch das geringste Problem. Direkt über ihm steht „Hager, Kurt“, weil die Liste, um die es hier geht, alphabetisch angelegt ist. Hinter „Hager, Kurt“ ist „SED-Funktionär“ vermerkt, in Klammern. Hager, verstorben 1998, war Chefideologe der DDR-Einheitspartei. Auch Hahns Name trägt einen Zusatz in Klammern: „MfS-Offizier“. Dabei war Reinhardt O. Hahn (78), Schriftsteller aus Halle, nicht Stasi-Täter. Sondern, so belegen es seine Akten, Stasi-Opfer. Ein Opfer wird zum Täter – auf einer Liste, die für jeden zugänglich jahrelang im Internet kursiert. Wie kann das sein?