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Kommentar zur Debatte um Kürzungspläne bei der Bahn Das Dementi der Bahn überzeugt nicht

Die Bahn hat zurückgewiesen, im Osten IC-Linien streichen zu wollen. Warum das Dementi auf den zweiten Blick nur halb so klar ist wie es auf den ersten Blick scheint.

Von Alexander Schierholz 26.06.2024, 18:15
Mittel für die Bahn müssen dort ankommen, wo sie gebraucht werden, meint unser Kommentator.
Mittel für die Bahn müssen dort ankommen, wo sie gebraucht werden, meint unser Kommentator. (Foto: MZ / Stedtler)

Halle/MZ - Es war eine Nachricht, die Politikerinnen und Verbandsvertreter kurzzeitig in Unruhe versetzte: Die Bahn will unrentable IC-Linien streichen, vor allem im Osten. Der Konzern brauchte ein paar Stunden, ehe er sich zu einem Dementi durchrang, das auf den zweiten Blick nur halb so klar ist wie es auf den ersten Blick scheint: Nein, „aktuell“ gebe es keine derartigen Pläne, der Fahrplan 2025 sehe „derzeit“ keine Kürzungen vor. Heißt: Im kommenden Jahr rollt noch alles, aber was danach wird, ist völlig offen. Die Formulierungen lassen ahnen, dass Streichpläne sehr wohl schon bereitliegen.

Überraschend wäre das nicht. Ungewollt hat die Debatte Einblicke gewährt in ein heruntergewirtschaftetes System: mit einem jahrzehntelang vor die Wand gefahrenen Schienennetz und einer Finanzierung, die so komplex ist, dass sie selbst Fachleute manchmal überfordern dürfte.

Wenn die Politik will, dass die Bahn zum Träger der Verkehrswende wird, muss sie den Konzern nicht nur endlich mit genügend Geld ausstatten, sondern auch dafür sorgen, dass die Mittel dort ankommen, wo sie gebraucht werden und nicht in Spartengesellschaften versickern, die die Hand aufhalten, weil sie Gewinnerwartungen bedienen müssen. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, hat kürzlich ein Sondervermögen für Klimaschutz gefordert. Das könnte auch der Bahn helfen. Es wird höchste Zeit.