Abi ohne Mathe-Prüfung? Abi ohne Mathe-Prüfung?: So reagieren die MZ-Leser

Halle (Saale) - Die Pläne von Bildungsminister Marco Tullner (CDU), dass Abiturienten in Sachsen-Anhalt nicht mehr zwingend eine Prüfung in Mathematik ablegen müssen, haben bei den MZ-Lesern für eine große Diskussion gesorgt.
Zentraler Punkt der Änderungen ist die Wahl der schriftlichen Prüfungsfächer: Künftig sollen die Schüler aus Deutsch, Mathe, Geschichte, einer Fremdsprache und einer Naturwissenschaft vier Prüfungen wählen können - in einem der Fächer können die Abiturienten also die schriftliche Prüfung umgehen.
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Und die MZ-Leser sind verschiedener Meinung.
Ein Leser beispielsweise sieht das Problem an ganz anderer Stelle: „(...) Ich kann zwar nicht einschätzen, wie sich mittlerweile die Anforderungen geändert haben, aber ich denke, man sollte eher mal an den pädagogischen Fähigkeiten der Lehrer ansetzen. Und vielleicht Lehramtsstudenten nicht durch übertriebene wissenschaftliche Theorie Steine in den Weg legen, sondern lieber dafür sorgen, dass sie schneller frischen Wind in die Schulen bringen. Lehren und Lernen hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren schließlich auch weiterentwickelt.“
Niveau schon hoch genug
Nutzerin Agnetha ist der Meinung, dass es ein Schritt in die richtige Richtung ist, da das Niveau in Sachsen-Anhalt generell schon höher als in anderen Bundesländern ist: „(...) Ich habe mein Abi 2015 (mit einem guten Durchschnitt) bestanden und kann die folgenden Änderungen nur unterstützen. Nicht nur die eigentliche Prüfung, die in Sachsen-Anhalt durchgeführt wird, sondern auch der Weg durch die Oberstufe finden auf einem deutlich höheren Niveau statt als in anderen Bundesländern. Man informiere sich beispielsweise auf der Seite 'Aktion Faires Abi' über die Anforderungen einzelner Fächer. Meiner Meinung nach endlich ein Schritt in die richtige Richtung.“
Grundkompetenzen trotzdem vermittelt
Eine andere Leserin gibt zu bedenken, dass trotzdem bis zur 10. Klasse Grundkompetenzen vermittelt werden - durch eine Abwahl aber möglicherweise auch Studienchancen verbaut werden können: „Es sei doch zunächst mal zu nennen, dass durch die Neuerungen vor ein paar Jahren fast nix mehr abgewählt werden kann. Hätte ich 2008 Sport oder sowas wie Ethik einbringen müssen, hätte ich die 1,7 wohl knicken können. Man konnte sich nach den eigenen Kompetenzen weiterbilden und auch der Druck war geringer. Andere Bundesländer haben ebenfalls keine Pflicht, Mathe zu wählen. Die Grundkompetenzen sind bis zur 10. Klasse darin erworben. Ich habe nie verstanden, wozu ich Integralrechnung brauche. Fakt ist jedoch, dass man sich auch ein Studium durch Abwählen verbauen kann. Jedoch ist ein Studium zumeist eh anspruchsvoller und selbst mit Leistungskurs im Fach muss man viel lernen und hat grad so die Basics. Und Differenzierung sollte auch im Gym kein Problem sein. Und wissenschaftliche Theorie kennzeichnet nunmal ein Studium. Kürzen würde ich es auf keinen Fall. An der Qualität und Notwendigkeit mancher Inhalte sollte jedoch etwas geändert werden.“
Warum einige Leser diesen Weg falschen finden.
So schreibt Heicke: „Finde ich nicht richtig. Vielleicht sollte wieder eine bessere Vorauswahl getroffen werden, wer fähig ist, ein Abi zumachen. Schließlich sollen die jungen Menschen studieren und dann unsere akademischen Elite sein. Mir gruselt bei dem Gedanken echt.“
Sabine gibt zu bedenken: „Deutsch, Mathematik sind Haupt- oder auch Kernfächer. In der Realschule wird auch eine schriftliche Prüfung in diesen Fächern abgelegt. Also sollten diese auch in der Abiturprüfung bleiben. Und diese Fächer braucht man immer und überall.“
Leser fordern einheitliche Regelung
Einige Leser sind sich außerdem einig, dass die Anforderung in ganz Deutschland angepasst werden sollten.
„Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Statt das Bestehen des Abiturs einfacher zu machen, sollte man dafür sorgen, dass schon in der Grundschule mehr Wissen vermittelt wird. Da kann jede Schule für sich bestimmen, wie das ABC vermittelt wird. Meiner Meinung nach sollte Bildung bundeseinheitlich geregelt werden. Diese Kleinstaaterei muss in Zeiten der Globalisierung endlich mal aufhören,“ schreibt Karin.
Eine andere Leserin sieht das ähnlich: „Wenn man ein bundeseinheitliches Abitur schreiben würde, würde sich die ganze Sache schon um einiges entschärfen. Warum muss es in Sachsen-Anhalt die höchsten Abi-Anforderungen geben? Warum muss es überhaupt Unterschiede geben? Abi ist Abi und sollte als höchster Schulabschluss in Deutschland doch auch für jeden die gleichen Hürden bedeuten.“ (mz/sul)