Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Historische Bahnhöfe im Land verfallen

Magdeburg/Halle/ddp. - Dasstillgelegte Bauwerk in Sachsen-Anhalts Bördekreis ist eins vonzahlreichen heruntergekommenen Bahnhofsgebäuden, die in ihrerTristesse das Bild einer Zugreise durch das Bundesland prägen. Fürdie Kommunen ist eine Revitalisierung der Häuser problematisch, da esvielfach an Geld und Nutzungskonzepten mangelt oder die Gebäude inFremdbesitz sind. Auch der oftmals fehlende Anschluss an dieInfrastruktur stellt ein Problem dar.
«In Sachsen-Anhalt gibt es aktuell 322 Stationen», sagtVerkehrsminister Karl-Heinz Daehre (CDU). Davon seien in denzurückliegenden Jahren mehr als 40 modernisiert worden. «Im Rahmender neuen Vereinbarungen zum Bahnhofsprogramm Sachsen-Anhalt werdenweitere etwa 15 Prozent der Verkehrsstationen erneuert.» Dabei gehtes vor allem um die Modernisierung der Stationen an sich. Ein Betriebder alten Empfangsgebäude jedoch ist für den Bahnverkehr meist nichtmehr notwendig.
Die Kommunen sehen sich zugleich mit dem Problem konfrontiert,dass die Empfangsgebäude sich in vielen Fällen nicht mehr in ihremBesitz befinden, sondern von der Bahn an private Investoren verkauftwurden. «Viele Bürgermeister bemühen sich, die Gebäudezurückzubekommen», sagt Jürgen Leindecker vom Städte- undGemeindebund. Aus dem Verkehrsministerium heißt es, die Bahn habe denKommunen vor dem Verkauf ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Dies sei vonvielen Kommunen leider nicht wahrgenommen worden.
Dem widerspricht der Städte- und Gemeindebund. «Es gab keingenerelles Vorkaufsrecht», sagt Leindecker. Zudem seien die Preiseutopisch gewesen. «Die Regierung sollte wissen, in welcher Finanzlagesich die Kommunen befinden.» Ob eine Revitalisierung sich lohne,hänge zudem von der Lage des Objekts ab. «Je nach Standort derBahnhofsgebäude muss geguckt werden, ob eine Nutzung zu moderatenPreisen rentabel ist.»
«Die Zeiten haben sich geändert», sagt der stellvertretendeHauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Halle,Reinhard Schröter. «Früher waren die Bahnhöfe ein wichtigesAushängeschild für die Orte.» Heute seien die Gebäude offensichtlichnicht mehr von Bedeutung für den Bahnverkehr. In den wenigsten Fällensei eine neue bahnverkehrsbezogene Nutzung noch vorstellbar. Wennüberhaupt, sei eine Unterbringung anderer Einrichtungen denkbar. «Sotraurig das auch in den Augen einiger Eisenbahn-Fans ist», fügtSchröter hinzu.
Die Problematik der zugrundegehenden Bahnhofsgebäude hängt auchmit der Infrastruktur des Landes zusammen. Während im Ballungszentrumim Süden eine neue Hochgeschwindigkeitstrasse entsteht, die dieRegion Halle mit Berlin und Erfurt verbinden soll, bleiben andereGegenden in puncto Anschluss und Ausbau buchstäblich auf der Strecke.Auch die Landeshauptstadt Magdeburg wird überwiegend nur vonRegionalzügen bedient. Weitaus abgeschnittener sind die ländlichenBahnhöfe.
«Eine Schnellzugstrecke ist immer ein wichtiger Standortfaktor»,sagt Verkehrsexperte Schröter. Zwischen Metropolen sei eineHochgeschwindigkeitsstrecke sinnvoll. Die Verbindungen in dieLandeshauptstadt beispielsweise zeugten jedoch von einer zu geringenAuslastung, als dass sich eine Schnellzugstrecke rechnen würde. Nochweniger Nachfrage gibt es hinsichtlich Fahrten in die kleinen Dörferin der Fläche. «Man muss die realistischen Ziele sehen und keinenWunschträumen nachhängen», sagt Schröter.
Zwar plant die Landesregierung derzeit keine weiterenHochgeschwindigkeitsnetze, es ist aber ein Ausbau bestehenderHauptstrecken auf eine Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometernvorgesehen. Zudem unterstützt das Land laut Verkehrsministerium dieEntwicklung der Bahnhofsgebäude, wobei versucht werde, zwischenBesitzern, Bahn und Kommunen zu vermitteln.
In Blumenberg aber ist die Hoffnung, das alte Bahnhofsgebäude nocheinmal mit Leben zu erfüllen, bereits begraben worden. «Blumenbergwar in früheren Zeiten ein Knotenpunkt», sagt Olaf Küpper,Bauamtsleiter der Stadt Wanzleben und damit zuständig für Blumenberg.Diese Bedeutung habe der Ort lange verloren. Zwar halte derRegionalzug noch in Blumenberg, an eine Wiederbelebung deshistorischen Empfangsgebäudes glaube er aber nicht mehr.