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Von Dieselwolke belästigt Von Dieselwolke belästigt: Warum Besitzer von Hausbooten und Fahrgastschiff streiten

Von Diana Dünschel 06.11.2019, 06:00
Im Geiseltalsee-Hafen Braunsbedra liegen die Fahrgastschiff-Anlegestelle und die Hausboote nah beieinander, was jetzt zu Problemen führt.
Im Geiseltalsee-Hafen Braunsbedra liegen die Fahrgastschiff-Anlegestelle und die Hausboote nah beieinander, was jetzt zu Problemen führt. Katrin Sieler

Braunsbedra - Um das Fahrgastschiff „MS Geiseltalsee“ am Hafen Braunsbedra, das im Juni seinen Betrieb aufnahm, gibt es Ärger. Genauer gesagt um seine Dieselabgase. Besitzer der schwimmenden Hausboote am Steg gleich neben der Anlegestelle beschweren sich über Geruchsbelästigungen.

Durch die regelmäßigen Dieselwolken werde der Wert der Häuser gemindert, erfuhr die MZ in einem Gespräch. Der Schiffsbesitzer sagt, das kann man nicht ändern. Die Gegebenheiten im Hafengelände seien schuld. Die Stadt sagt, die Hausfirma habe den Bauplan gekannt. Da könne man nur auf Verständnis hoffen.

Betreiber braucht den Motor auch nach dem Anlegen

Roland Karge, Geschäftsführer der ARS Betriebsservice GmbH als Besitzer und Betreiber der „MS Geiseltalsee“, berichtet von einem Besuch aus der Stadtverwaltung. Bauamts- und Ordnungsamtsleiter hätten ihn über die Beschwerde von Besitzern der Hausboote informiert. Es gehe konkret um die Zeit zwischen den Tagestouren, wenn die ersten Passagiere aus- und die neuen einsteigen, also um etwa 30 Minuten bis zum nächsten Start.

Er macht darauf aufmerksam, dass man den Motor auch nach dem Anlegen brauche. Zum einen für den sogenannten Anpressdruck, also damit das Schiff sich nicht von der Hafenkante wegbewegt, während die Menschen über den Steg von oder an Bord gehen. Und zum anderen, weil man im Inneren Kühlschränke für die Gastronomie laufen habe. Und selbst wenn man die Dieselmaschine runter- und wieder hochfahren würde, dauere das jeweils ein paar Minuten und sei garantiert ebenfalls mit Belästigungen verbunden.

„Der Fehler liegt bei der Stadt. Es gibt einen Bebauungsplan mit einem Schiffsanleger.“

Grundsätzlich zeigt Roland Karge Verständnis für die Kritik. Er ist auch bereit, zu prüfen, ob der Schiffsmotor für die etwa halbstündige Liegezeit zweimal am Tag ausgemacht werden kann. Aber er sagt auch: „Der Fehler liegt bei der Stadt. Es gibt einen Bebauungsplan mit einem Schiffsanleger.“ Seiner Meinung nach hätte es so nahe beieinander nicht den Steg mit den Hausbooten geben dürfen. Denn: „Hier treffen zwei Welten aufeinander.“

Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) sagt auf MZ-Nachfrage, der Plan für die Verankerung der Hausboote am westlichen der drei Bootsstege sei im Einvernehmen mit der Firma Floating House GmbH aus Berlin entstanden. Dort seien die Gegebenheiten am Hafen nicht nur bekannt gewesen. Die Hausboote an konkret diesem Liegeplatz festzumachen, sei vielmehr ausdrücklicher Wunsch gewesen.

Das Leben am Hafen sollte ein Geben und Nehmen sein

Dass es in der Nähe andere Einrichtungen gibt wie eben die Schiffsanlegestelle, hätte Floating House beim Verkauf der Häuser seiner Meinung nach kommunizieren müssen. Nun könne die Stadt nur auf Verständnis hoffen. Das Leben am Hafen sollte ein Geben und Nehmen sein. Die Stadt werde dem Schiffsbesitzer keine Vorschriften machen. Das könne sie auch nicht, weil alle Betriebsgenehmigungen der „MS Geiseltalsee“ vom Land ausgestellt wurden.

Die Stege im Hafen Braunsbedra waren im Juli eingebaut worden. Seitdem gibt es vor Ort auch acht Hausboote. Floating House hatte sie an private Besitzer verkauft, die sie wiederum als Feriendomizil anbieten. Es ist ein Konzept, das am Geiseltalsee schon einmal funktionierte. 2018 wurden bereits schwimmende Häuser am Hafen Mücheln installiert. Von Ärger zwischen den Besitzern und dem Betreiber des Fahrgastschiffes „Felix“ dort ist nichts bekannt. Allerdings liegen Anlegestelle und Hausboot-Steg dort auch weit auseinander.

In nächster Zeit besteht das Dieselabgas-Problem jedenfalls nicht. Das Schiff pausiert wegen Wartung bis 24. November, wird auf der Internetseite informiert. (mz)