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Wahl-Forum in der Pfännerhall Schnelle Belebung des Geiseltalseehafens, Umwidmung leerer Gewerbegebiete, Ferienpark am Runstedter See - Vor der Bürgermeisterwahl in Braunsbedra

Die Kandidaten Robert Evers (parteilos), Ingo Heyde (parteilos), Carsten Schmeißer (AfD) und Steffen Schmitz (CDU) stellen sich Fragen der MZ und von Lesern.

Von Diana Dünschel Aktualisiert: 03.03.2022, 09:22
Die Braunsbedraer Bürgermeisterkandidaten Robert Evers (l.), Steffen Schmitz (2.v.l.), Carsten Schmeißer (2.v.r.) und Ingo Heyde (r.) stellten sich beim Wahlforum Fragen der MZ und von Lesern. Der amtierende Leiter der Lokalredaktion Merseburg, Robert Briest (M.), moderierte die Veranstaltung.
Die Braunsbedraer Bürgermeisterkandidaten Robert Evers (l.), Steffen Schmitz (2.v.l.), Carsten Schmeißer (2.v.r.) und Ingo Heyde (r.) stellten sich beim Wahlforum Fragen der MZ und von Lesern. Der amtierende Leiter der Lokalredaktion Merseburg, Robert Briest (M.), moderierte die Veranstaltung. Foto: Katrin Sieler

Braunsbedra/MZ - Bis zur Wahl des neuen Bürgermeisters von Braunsbedra sind es nur noch knapp zwei Wochen. Damit sich die Bürger ein Bild von den Kandidaten und deren politischen Positionen machen können, hatte die MZ-Lokalredaktion Merseburg in Zusammenarbeit mit der Stadt zu einem Wahlforum in die Pfännerhall eingeladen.

60 Besucher folgten der zweistündigen Podiumsdiskussion. Robert Briest, Moderator und amtierender Leiter der MZ-Lokalredaktion Merseburg, hatte dabei zahlreiche Fragen an Robert Evers (parteilos), Ingo Heyde (parteilos), Carsten Schmeißer (AfD) und Steffen Schmitz (amtierender Bürgermeister, CDU).

Nutzt Braunsbedra das touristische Potenzial des Geiseltalsees ausreichend?

Ingo Heyde: Ein Großteil der Einwohner hat das Gefühl, Braunsbedra wird zur Tourismusburg. Da gibt es großen Gesprächsbedarf. Es wurde konzeptlos vorgegangen. Gerade die Älteren können den Hafen aufgrund der baulichen Gegebenheiten gar nicht nutzen. Die jetzige Zufahrt ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Wir brauchen Transparenz, müssen die Menschen mehr einbeziehen.

Carsten Schmeißer: Das Potenzial wird nicht ausgeschöpft. Es geht zu schleppend voran. Investoren werden Steine in den Weg gelegt. Der Aussichtsturm wurde nicht gewartet. Investitionen sind nicht nachhaltig. Das Geld muss anders angelegt und sinnvoller verwendet werden.

Steffen Schmitz: Der Tourismus ist nur die eine Seite. Die Angebote sind auch für die Bürger da. Das ist Lebensqualität. Die Entwicklung wird an Fahrt gewinnen. Wir wollen den Einwohnern aber nichts überstülpen. Die Anwohner sollen so geringe Auswirkungen wie möglich spüren. Die Ortschaften dürfen wir nicht überfordern. Diesem Spagat sind wir ausgesetzt.

Robert Evers: Umzukehren ist unmöglich. Aber den See kennt außerhalb der Region kein Mensch. Man muss ihn überregional bekannt machen. Die Parkapp ist nicht besucherfreundlich. Ich sehe keine wirklich Erschließung. Überregional Zimmer zu buchen, ist nicht möglich. Wir brauchen einen Tourismusbeauftragten.

Was muss an der Marina passieren? Braucht es einen weiteren Strand?

Evers: Wir brauchen mehr Gastronomie. Was den Strand betrifft, strebe ich erst ein Meinungsbild der Bevölkerung an. Aber ich sehe Bedarf.

Schmitz: Wir haben Fahrgastschiff, Strandbar und Radverleih. Wir bekommen eine Vinothek und zusätzliche Gastronomie. Es gibt ziemlich konkrete Projekte.

Schmeißer: Es sollte eine bunte Vielfalt an Angeboten da sein. Ich denke da auch an Wassersportmöglichkeiten. Ich bin für den Ausbau des Strandes in Frankleben.

Heyde: Wir brauchen an der Marina Angebote für alle Altersgruppen. Momentan ist nichts für Kinder, nichts für Ältere da. Wir brauchen dringend Gastronomie. In Frankleben herrscht Parkchaos. Erst wurde der Hafen mit Steuergeldern gebaut, und jetzt müssen die Steuerzahler für das Parken zahlen.

Wie soll sich der Runstedter See entwickeln? Gegen das vom Eigentümer geplante Ferienressort wehrt sich eine Bürgerinitiative.

Schmitz: Der Privateigentümer hat Vorstellungen. Problematisch sind die biologischen Bedingungen. Dazu kommt die bisherige intensive Nutzung mit Jetski. Wir müssen einen Weg finden, damit es nicht zu einer dauerhaften Belästigung kommt.

Heyde: Wie es gelaufen ist, ist der schlechteste Weg. Man hätte zuerst die Bürger ins Boot holen und ein Bürgervotum einholen müssen. Es braucht die Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Eigentümer.

Evers: Die Konzentration auf den Geiseltalsee ist ausreichend.

Schmeißer: Grundsätzlich habe ich nichts gegen die Pläne. Man kann mit dem Investor vieles noch abklären. Es ist ein Vorhaben mit vielen „Aber“.

Was sehen Sie als realistische Wirtschaftsfelder, um die Gewerbegebiete zu füllen?

Schmeißer: Alles außer Müllwirtschaft. In den Gewerbegebieten hat sich nichts angesiedelt. Wir brauchen eine überregionale Kampagne. Das muss man in Zusammenhang sehen mit Angeboten für Wohnen, Kita und Schule.

Heyde: Der Bau der Gewerbegebiete war eine große Steuerverschwendung. Man kann Gewerbe nicht zwingen, sich irgendwo anzusiedeln. Hier ist am Bedarf vorbei entwickelt worden. Die Gewerbegebiete müssen umgewidmet werden.

Evers: Ich sehe in der Ansiedlung von IT-Unternehmen eine Chance. Die verursachen keinen Lärm und ziehen Fachkräfte heran. Braunsbedra braucht einen Technologiepark.

Schmitz: Ein Technologiepark ist eine Option. Historisch gesehen fand der Bau der Gewerbegebiete in den 90er Jahren unter anderen Voraussetzungen statt. Jetzt ist die große Photovoltaikanlage geplant. Möglicherweise ist sie Auslöser für Ansiedlungen.

Sollte Braunsbedra für nötige Investitionen seine Schuldenfreiheit opfern?

Schmeißer: Das ist eine schwierige Frage. Das muss der Stadtrat entscheiden. Grundsätzlich sollten wir stolz auf unsere Schuldenfreiheit sein.

Schmitz: Ja, darauf sollten wir stolz sein. Ja, das Geld reicht vorn und hinten nicht. Aber wenn wir einen Kredit aufnehmen, dann nicht für die Sanierung von Geh- und Radwegen, für den Neubau einer Kita vielleicht.

Evers: Schulden lehne ich ab. Die Schuldenfreiheit sollten wir nicht verspielen. Bei vielen Sachen hängt es, meiner Meinung nach, gar nicht am Geld.

Heyde: Diese Frage sollte von den Einwohnern entschieden werden.

Brauchen die Ortsteile eine stärkere Finanzautonomie?

Evers: Es gibt viele Bürger, die das sagen. Zehn Prozent des Haushaltes würde ich dafür ansetzen.

Schmitz: Wir haben engagierte Ortsbürgermeister und Ortschaftsräte. Die Standards sind vergleichbar. Die Ortsteile bekommen viel Aufmerksamkeit. Es gibt für sie ein Budget. Ich bin dagegen, das auszuweiten. Wir leben in einer Einheitsgemeinde. Das sollten wir nicht aufgeben.

Schmeißer: Die Ortsteile werden vernachlässigt.

Heyde: Der jetzige Ansatz ist falsch. Die Ortsteile brauchen viel mehr eigene Befugnisse. Die Ortschaftsräte dürfen nur Empfehlungen abgeben. Sie sind nur Marionetten.

Schnellfragerunde

Sollte das Parken an der Marina wieder kostenfrei sein? Robert Evers: Ja, Steffen Schmitz: Nein, Carsten Schmeißer: Ja, Ingo Heyde: Ja.

Sollte es ein eigenes Budget für die Ortschaftsräte geben? Evers: Ja, Schmitz: Nein, Schmeißer: Ja, Heyde: Ja.

Wollen Sie einen Bürgermelder einrichten? Evers: Ja, Schmitz: Ja, Schmeißer: Ja, Heyde: Ja.

Sind Sie für den Bau einer Photovoltaikanlage auf der Gemarkung der Stadt? Evers: Ja, Schmitz: Ja, Schmeißer: Ja, Heyde: Ja.

Sollte die Nutzung der Stadtbibliothek weiter kostenfrei sein? Evers: Ja, Schmitz: Ja, Schmeißer: Ja, Heyde: Ja.

Braucht die Stadt einen Jugendclub? Evers: Ja, Schmitz: Ja, Schmeißer: Ja, Heyde: Ja.