Sachsen-Anhalts schlimmstes Pflegeheim Pflegeheim Großkugel trotz Schließung weiter besetzt

Halle (Saale)/Großkugel - Es gab diesen einen Tag, an dem die Kranken ausziehen konnten: raus aus Sachsen-Anhalts schlimmsten Pflegeheim, hinein in eine vernünftige Einrichtung.
Am 18. Dezember war es soweit: Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg gab grünes Licht für die erste Schließung eines Pflegeheims in Sachsen-Anhalt - ein Heim in Großkugel.
„Für diesen Fall hatten wir bereits Plätze in anderen Pflegeeinrichtungen freigehalten“, sagt Thomas Pleye, Präsident des Landesverwaltungsamt. Doch nicht alle Pflegebedürftigen waren bereit, umzuziehen.
Dabei hatte Pleyes Behörde schon Monate zuvor enorme Mängel in dem Betrieb festgestellt: Mitarbeitern habe die Qualifikation gefehlt, zudem sei die Essensversorgung mangelhaft gewesen. „Wir haben die Bewohner bereits weit im Voraus informiert, welche Konsequenzen das haben könnte“, sagt Pleye.
Nicht alle Bewohner wollen aus Pflegeheim in Großkugel
Doch obwohl nun erstmals ein Pflegeheim im Land aufgrund von Qualitätsmängel geschlossen werden muss - nicht alle Bewohner wollen tatsächlich raus. Am 18. Dezember verweigerten laut Pleye zwölf Personen den Auszug. Dann berichteten Medien, das mangelhafte Heim wurde Stadtgespräch. „Offenbar gab es bei einigen seither nochmal einen Überlegungs- und Erkenntnisprozess“, so Pleye. „Mittlerweile sind es noch neun Bewohner, die nicht zu einem Umzug bereit sind.“
Das Problem: Die am 18. Dezember freigehaltenen Heimplätze sind nun längst anderweitig vergeben. Laut Pleye sei die Nachfrage auf dem Markt so hoch, die Plätze könnten nicht endlos geblockt werden.
Wie geht es nun mit dem Pflegebetrieb weiter?
Wie geht es nun weiter? So viel ist klar: Mit der entzogenen Genehmigung verliert die bisherige Betreiberin den Pflegeheim-Status. Nach Gesetzeslage könnten die bisherigen Bewohner theoretisch in dem Gebäude wohnen bleiben. Allerdings ende der bisherige Pflegebetrieb automatisch, da die Pflegekasse ab dem 1. Januar den Geldhahn zudrehe, so Pleye.
„Leistungen wie bei einer ambulanten Betreuung sind dann theoretisch möglich. Sie müssten aber privat bestellt werden.“ Doch aus Sicht des Landesverwaltungsamts wäre das die schlechteste aller Lösungen. „Uns ist schon daran gelegen, dass die Leute in ein richtiges Heim verlegt werden“, sagt ein Sprecherin. Die private Regelung über eine Ambulanz sei „keine Alternative“. Die Behörde wolle weiter die Zustände in dem degradierten Heim überprüfen. (mz)
