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Keramikscheune Spickendorf Keramikscheune Spickendorf: Die schöne Welt in der Mühle feiert Jubiläum

Von Claudia Crodel 01.10.2016, 06:00
Mit der Keramikscheune Spickendorf haben sich die Häders einen Lebenstraum erfüllt.
Mit der Keramikscheune Spickendorf haben sich die Häders einen Lebenstraum erfüllt. Holger John

Spickendorf - Keramik für Haus und Hof, feines Porzellan, Kristallgefäße, Floristik, Deko-Artikel fürs Wohnzimmer, Weine aus aller Welt, Weihnachtsartikel jeglicher Art. Die Keramikscheune in Spickendorf scheint aus allen Nähten zu platzen. Schon seit dem frühen Morgen haben die Angestellten alle Hände voll zu tun. Eine neue Orchideen-Schau, die am Samstag öffnen soll, wird aufgebaut, es wird an manchen Stellen umdekoriert. Und gleich kommen die ersten Kunden, ein Reisebus aus dem Eichsfeld. De Senioren interessieren sich besonders für die Weihnachtsdekorationen auf der Galerie.

Die Keramikscheune in Spickendorf wird 25 Jahre alt und das wird mit einer besonderen Woche gefeiert werden. Wenn Monika und Harry Häder auf die Geschichte ihres erfolgreichen Unternehmens schauen, können sie selbst manchmal nur staunen. Die promovierte Historikerin und der studierte Automatisierungstechniker standen nach der Wende vor der Frage: Was wollen wir künftig machen?

Zwölf bis 14 Stunden Arbeit

„Uns war sofort klar, wir wollen nie wieder für andere arbeiten, sondern selbst etwas auf die Beine stellen“, erinnert sich Harry Häder. Sie kauften sich einen Lkw fuhren zu Keramikfabriken, kauften dort lagernde Warenbestände auf und verkauften diese auf Märkten. Zwei Jahre lang zogen sie so durchs Land, jeden Tag gab es zwölf bis 14 Stunden Arbeit. „Unser Traum und Fernziel war schon damals das, was entstanden ist, aber nicht in dieser Dimension“, so Häder.

Sie sahen sich nach einem Objekt um und fanden den einstigen Gutshof in Spickendorf, der zu DDR-Zeiten noch von der LPG genutzt worden war. Alles war marode und die Bemühungen das Objekt von der Treuhand zu erwerben, waren ein äußerst langer Weg. Der Wunsch für ein derartiges Projekt einen Bankkredit zu bekommen erwies sich als absurd. „Niemand glaubte, dass wir Erfolg haben werden“, erzählt Häder.

Schritt-für-Schritt-Methode

Deshalb entschlossen sich die Häders für die Schritt-für-Schritt-Methode. Zunächst bauten sie mit eigenen Mitteln die einstige alte Zwiebelhalle des Hofes aus. Wichtig war ihnen, Dinge in ihrem Sortiment zu bieten, die sich von den Offerten in Einkaufszentren unterschieden. Sie veranstalteten Aktionstage, holten Glasbläser oder Keramiker ins Haus, die ihr Handwerk vorführten. Kuchentische wurden aufgebaut, Kaffee ausgeschenkt. Zum zehnten Geburtstag dann sollte ein Café entstehen unter einem errichteten Vorbau.

Rund herum war alles noch desolat, der einstige Pferdestall glich einer Ruine, die nach Abriss schrie. Doch die Häders wollten in dem Stall eine Bauernschaenke einrichten. Mit einem eigenen Bauarbeiterteam versuchten sie die alte Bausubstanz zu integrieren. Es entstand eine rustikale Gaststätte, die aber schnell zu klein schien.

So kam als nächstes der einstige Kuhstall an die Reihe, wo der Gutsherrensaal ebenfalls für die Gastronomie entstand. Dort finden Veranstaltungen statt, private Feiern ebenso wie lustige Nachmittage mit Marktfrau Regine oder der Böhmischen Blaskapelle für Busreisende, irische oder russische Abende. Im Gelände locken jedes Jahr Ausstellungen mit Wasserpflanzen, winterharten Kakteen Besucher an. Zwei Mal im Jahr werden Orchideenschauen geboten.

Aus dem einstigen Zwei-Personen-Unternehmen ist eins mit 35 Angestellten geworden. Wenn Harry Häder im nächsten Jahr 65 wird und seine Frau im Jahr darauf, können sie sich zurücklehnen. Die Nachfolge im Familienunternehmen ist gesichert, Tochter Alexandra und Schwiegersohn Reik Häder übernehmen den Betrieb.

Das Programm der Festwoche vom 1. bis 9. Oktober unter www.keramikscheune-spickendorf.de (mz)