Judo Judo-zweite Bundesliga: Dimitri Peters vom Verein TSV Abensberg - Ein Olympia-Dritter aus Halle

Halle (Saale) - Seine Kinder toben im Hintergrund. Als Dimitri Peters am Telefon bestätigt, dass er am Samstag in Halle tatsächlich für seinen Verein TSV Abensberg in der zweiten Bundesliga kämpft, wirkt er völlig entspannt. Judo ist für den Olympia-Dritten und mehrfachen EM-Medaillengewinner ganz weit weg in den Momenten, in denen er seine neun und sechs Jahre alten Kinder um sich hat. Auch wenn die beiden seine größten Fans sind, wie der Familienvater stolz erzählt. Der Große, wenn er ihm auf der Matte nacheifert und erst recht Emily. Sie packt sogar demonstrativ ihre Tasche mit, wenn Papa auf Reisen gehen soll. Ganz so, als wolle sie ihm sagen: Nimm mich doch mit.
Siebter der Weltrangliste
„Diesmal sind sie in der Bundesliga aber nicht mit dabei“, erklärt Dimitri Peters. Seine Familie fährt an diesem Tag ohne ihn in den Urlaub - wie so oft. Ihm selbst sind bis zum Liga-Auftritt nur ein paar freie Tage vergönnt gewesen - zum Durchatmen. Gerade erst ist er aus einem zweiwöchigen Trainingslager aus Österreich wiedergekommen. Dort hat der Schwergewichtler mit den deutschen Olympia-Startern sozusagen als Sparringspartner trainiert.
Nach Rio darf er nicht mit, das weiß Dimitri Peters seit einigen Tagen. Obwohl er als Siebter des Olympia-Rankings nachweislich zu den Besten der Welt gehört, schlug der Verband dem Deutschen Olympischen Sportbund Karl-Richard Frey von Bayer Leverkusen in ihrer beider Gewichtsklasse zur Nominierung vor. Bis zuletzt hatte sich der am Stützpunkt in Hannover trainierende Peters mit dem Vizeweltmeister einen erbitterten Schlagabtausch geliefert. Doch Frey als Nummer fünf der Welt hat ihn gewonnen.
Die Krux: Nur ein Starter pro Land ist in jedem Limit erlaubt. „Zu hören, dass ein anderer nach Rio fährt und ich nicht, war ganz schön hart“, bestätigt der 32-Jährige. „Da bereitest du dich vier Jahre lang auf dieses eine Turnier vor und erfährst dann kurz vorher, dass alles umsonst war.“ Das harte Training, die vielen Wettkampfreisen - zwei Jahre lang hatte der Sportsoldat immer wieder bei großen Turnieren in der Welt Punkte gesammelt.
Wie Peters den Einstieg in seine Karriere fand
Und nun sogar ein Auftritt in den Niederungen der zweiten Bundesliga? Für Peters ist das jedoch überhaupt kein Problem. „Ich liebe diese Mannschaftskämpfe“, versichert der 100-Kilo-Mann, er genieße die einzigartige Atmosphäre. Und die Entscheidung des Topvereins Abensberg vor einem Jahr, wegen der Olympiavorbereitung seiner Asse freiwillig aus der Eliteliga in das Unterhaus abzusteigen, hat er von Anfang an mit getragen. Nun müssen er und seine prominenten Mitstreiter dafür sorgen, dass der siebenfache Europapokalsieger so schnell wie möglich wieder aufsteigt.
Ersatzmann für Olympia
Dass die Kontrahenten in Halle nicht in Ehrfurcht erstarren angesichts der Meriten, findet Peters gut. Genauso wie das Hausieren-gehen mit seiner Vita. Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften der U15 letztes Wochenende in Schönebeck hat Halles Landestrainer Stephan Fröhlich Werbezettel und Freikarten unter den Talenten verteilt. Sein Argument: Wann hat der Nachwuchs schon einmal die Chance, einen der weltbesten Kämpfer live in Aktion zu sehen? Ein Mann wie Peters, davon ist Fröhlich überzeugt, eignet sich bestens als Vorbild.
Der einst als Dreikäsehoch mit seinen Eltern aus Sibirien nach Deutschland gekommene Peters hatte selbst keine Leitfigur. Da er rauflustig war, gibt er heute zum Besten, habe ihn sein Bruder damals mit zum Judotraining genommen, das in seinem Wohnort Rotenburg angeboten wurde. Mit dem Erfolg wuchs die Lust, dabeizubleiben. 16, 17 sei er schon gewesen, als er richtig in den Leistungssport einstieg, also ziemlich spät. „Vielleicht bin ich deshalb jetzt auch noch nicht verschlissen“, mutmaßt Peters.
Den Judoanzug will er jedenfalls noch nicht an den Nagel hängen. Dazu macht ihm sein Sport viel zu sehr Spaß. Und: Die WM nächstes Jahr reizt ihn. Ebenso natürlich die Bundesliga. Jetzt aber wartet erst einmal Liga zwei. Sie hilft ihm auch, fit zu bleiben für den Fall der Fälle. Wenn Frey sich verletzt oder erkrankt, steht Peters als Ersatzmann Gewehr bei Fuß. Auch wenn der Routinier das seinem Widersacher natürlich nicht wünscht. Dazu ist er viel zu sehr Sportsmann.
Der Ligakampf zwischen Halle und Abensberg am Samstag in der Brandbergehalle beginnt um 16 Uhr. (mz)