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Fußball VfL Querfurt Fußball VfL Querfurt: "Ich bin kein Rassist"

Von michael bertram 05.11.2013, 22:17
Thomas Bobleßt hat sich bei seinem Hettstedter Gegenspieler entschuldigt. Er nahm auch an einem Modellprojekt des LSB teil.
Thomas Bobleßt hat sich bei seinem Hettstedter Gegenspieler entschuldigt. Er nahm auch an einem Modellprojekt des LSB teil. Peter Wölk Lizenz

querfurt/MZ - Nachdenklich und eher wortkarg verfolgte Thomas Bobleßt vom VfL Querfurt den Workshop. „Er zieht den Kopf ein, weil er weiß, dass sein ganzes Team nur wegen ihm hier sitzt“, erklärte Helge Tiede die Reaktion des Stürmers, die der Leiter des „MuT“-Projektes im Landessportbund nur allzu oft bei reuigen Sündern registriert.

Offener Umgang mit Thema

Was war passiert? Am zweiten Spieltag der laufenden Saison hatte der 34-jährige Bobleßt während der Landesklassen-Partie in Hettstedt den dunkelhäutigen Torhüter des Gegners rassistisch beschimpft. Um einen Teil der daraufhin gegen ihn verhängten Sperre erlassen zu bekommen, hatte sich der Querfurter Spieler anschließend zur Teilnahme am Modellprojekt „MuT“ - Menschlichkeit und Toleranz im Fußball verpflichtet. Zu dem dreistündigen Lehrgang waren jedoch nicht nur Bobleßt, sondern auch dessen Vereinskameraden sowie Trainer und Verantwortliche vom VfL Querfurt erschienen. Mit der Teilnahme wollten sie einen offensiven Umgang mit dem Thema Rassismus demonstrieren und dagegen ankämpfen, abgestempelt zu werden.

Projekt läuft seit 2011

Seit 2011 sind der Landessportbund und Experten vom Fußballverband Sachsen-Anhalts abseits der Plätze im Einsatz, um auffällig gewordene Spieler und Vereine mit erhobenem Zeigefinger zum Fairplay aufzufordern. 60 Veranstaltungen haben die Berater bereits absolviert und dabei verschiedenste Ursachen von Diskriminierungen auf den Fußballplätzen dieses Landes ausgemacht. „Dabei geht es nicht nur um verschiedene Hautfarben“, erklärt Tiede. „Zunehmend stellen wir fest, dass sich auch aufgrund der sozialen Herkunft sogar Spieler desselben Vereins gegenseitig diskriminieren.“

In Querfurt stand aufgrund des speziellen Vorfalls zu Saisonbeginn hingegen das Thema Rassismus im Fokus. „Probleme entstehen meist dadurch, dass man den anderen nicht kennt“, erklärte Tiede während des Workshops. „Die wenigsten haben mit Ausländern zu tun, aber nur wenn man miteinander Umgang hat, werden Brücken gebaut.“ Während des Lehrgangs wurden die Teilnehmer nicht nur auf die Spielordnungen hingewiesen, die zum fairen Umgang miteinander auffordern. Sie selbst sollten Fairplay für sich definieren. Zudem organisierten die Experten ein Rollenspiel. Nach einem ähnlichen Vorfall wie in Hettstedt sollten sich die Teilnehmer in die Rollen von Spielern, Schiedsrichtern, Zuschauern und Journalisten versetzen und erklären, wie sie sich korrekterweise verhalten würden.

Probleme sind ausgeräumt

Am Rande der Veranstaltung beteuerte auch der für sein unsportliches Verhalten bestrafte Thomas Bobleßt, kein Rassist zu sein, sondern nur im Eifer des Gefechts gehandelt zu haben. „Ich habe schon mit Spielern vieler anderer Nationalitäten auf dem Platz gestanden, dabei ist es nie zu einem solchen Vorfall gekommen“, sagte er. Die Probleme zwischen ihm und seinem farbigen Gegenspieler aus Hettstedt seien inzwischen auch ausgeräumt. Er habe sich bei dessen Team persönlich und beim betroffenen Spieler im Nachgang telefonisch entschuldigt. „Ich hoffe sehr, dass unser Verein aus diesem Workshop etwas mitgenommen hat“, erklärte am Ende der Vereinsvorsitzende, Robert Stöhr, der stets einen offenen Umgang mit den Vorfall gefordert und gefördert hat. Jetzt könne er seine Spieler zudem festnageln, sagte er mit Blick auf ein großes Poster mit Fairplay-Beteuerungen, die alle Kicker sowie Trainer unterschrieben haben. Das Papier soll künftig in der Umkleide oder im Gang zum Spielfeld hängen – um alle an die gemachten Fairplay-Versprechen zu erinnern.