Arzt kauft Kirche in Stöbnitz Arzt kauft Kirche in Stöbnitz: Welche Pläne der neue Besitzer hat
Stöbnitz - Berthold Rzany hat ein großes Ziel. Seine Kirche in Stöbnitz soll zu seinem 60. Geburtstag fertig saniert sein. Jetzt ist der Dermatologe aus Berlin 58 und hat mit der Dachdeckerfirma abgesprochen, dass das Dach des Kirchenschiffs nach Ostern neu gedeckt wird und bei dieser Gelegenheit Dachgauben für mehr Licht im Innern bekommt. Es wird der erste große sichtbare Bauabschnitt, nachdem er das aufgegebene und entwidmete Gotteshaus erworben hat.
„Ich brauchte ein Projekt“, sagt Berthold Rzany dazu, wie ein Arzt aus der Hauptstadt Besitzer einer Kirche im beschaulichen Müchelner Ortsteil wird. „Mir machen Kunst und alte Sachen Spaß und ich gärtnere gern“, gibt er sich als begeisterter Sammler zu erkennen. Er habe gezielt nach einer Kirche gesucht, die zum Verkauf stand. Sie sollte nur möglichst nicht weit weg von Berlin sein, wo der gebürtige Freiburger seit 2002 lebt und praktiziert.
Arzt kauft Kirche in Stöbnitz: „Ich sah sie mir an und fand sie toll.“
Er stieß auf die evangelische Dorfkirche von Stöbnitz. „Ich sah sie mir an und fand sie toll.“ Nachdem auch ein Architekt und ein Denkmalschützer meinten, das schon lange nicht mehr genutzte Haus habe noch eine sanierungsfähige Bausubstanz, wurde der Arzt der neue Besitzer.
Sein Traum ist es nun, einmal die fertig sanierte Kirche für ein interessiertes Publikum zu öffnen, hier Pilger auf dem Jakobusweg nach Santiago de Compostella für einen Zwischenstopp oder eine Übernachtung willkommen zu heißen und die ein oder andere Kunstveranstaltung anzubieten.
Arzt kauft Kirche in Stöbnitz: „Ist der Heilige Michael nicht sensationell?“
Sein erster Schritt dafür war es, die Buntglasfenster erneuern zu lassen. „Ist der Heilige Michael nicht sensationell?“, zeigt Berthold Rzany auf eines davon. Und der 58-Jährige berichtet über seine weiteren Baupläne, dass der Kirchturm 2020 möglichst mit Hilfe von Fördermitteln neu gedeckt und verputzt werden soll. Parallel dazu soll neben der Kirche eine Dusche und Toilette entstehen. „Denn an der Bausubstanz der Kirche selbst möchte ich nichts verändern. Dieser Raum hat Atmosphäre.“
Tatsächlich ist im Innern der 1782 errichteten Kirche die Zeit stehen geblieben. Auf der Kanzel des klassizistischen Altars von 1787 liegt heute noch eine aufgeschlagene Bibel. Die Beschriftungen an den Emporen sind gut zu lesen. Die Bestuhlung ist auch original erhalten. Und in der Herrschaftsloge kann man sitzen wie einst die Herren von Breitenbauch oder die von Helldorffs aus Mücheln. Nur die Orgel gibt es nicht mehr. Sie wurde im Jahr 1977 an die Friedenskirche in Leuna verkauft.
Arzt kauft Kirche in Stöbnitz: Schlimme Schäden an der Decke
Allerdings bleiben selbst Laien die schlimmen Schäden an der Decke nicht verborgen. Eindringende Nässe haben der Inneneinrichtung zu schaffen gemacht. Doch die Schäden waren nicht der Grund dafür, dass die Kirche aufgegeben wurde und verfiel. Grund war vielmehr, dass Stöbnitz ursprünglich dem Braunkohleabbau im Geiseltal weichen sollte. Der Schwund an Gemeindemitgliedern tat ein Übriges.
Berthold Rzany würde übrigens sehr gern mehr über die Kirchengeschichte wissen und würde sich über Informationen oder Fotos freuen. Erreichen kann man ihn per Mail oder persönlich spätestens am Tag des offenen Denkmals am 8. September, wenn er seine Kirche erstmals öffnet.
››Kontakt unter der Mailadresse: [email protected], auf Instagram: #kirchestoebnitz (mz)