S-Bahn in Mitteldeutschland wird ausgebaut S-Bahn in Mitteldeutschland wird ausgebaut: Preis ist der Einsatz verkürzter Züge

Halle (Saale) - Der S-Bahn-Verkehr zwischen Halle und Leipzig wird ausgebaut. Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember sollen zwischen beiden Großstädten mehr Züge pendeln.
Die S5/S5x (via Flughafen) fährt dann durchgängig alle halbe Stunde. Gemeinsam mit dem Halbstundentakt der S3 (via Schkeuditz) ergeben sich somit vier S-Bahn-Verbindungen pro Stunde. Der Ausbau der S5 hat allerdings seinen Preis: Damit dort durchgängig zwei aneinandergekuppelte Züge fahren können, werden auf der S3 künftig nur noch kurze einteilige Bahnen eingesetzt. Das kündigte Sachsen-Anhalts Landesverkehrsgesellschaft Nasa an.
Die Bahn und die Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen reagieren mit den zusätzlichen Zügen auf die zunehmende Nachfrage: Mehr als 22.000 Menschen nutzen pro Tag beide S-Bahn-Linien, Tendenz steigend. 2014 waren es erst 18.000 Fahrgäste. Bereits seit einem Jahr verkehrt die S5/S5x im Berufsverkehr alle 30 Minuten. Seitdem nutzten deutlich mehr Pendler diese Linie als die etwas langsamere S3, sagte Nasa-Chef Rüdiger Malter der MZ. „Wir haben eine signifikante Verlagerung festgestellt.“
Die Deutsche Bahn als Betreiber hat allerdings nicht genügend Fahrzeuge, um auf beiden Linien lange Züge einzusetzen. Daher wird auf der S3 künftig abgekuppelt. Insgesamt stehen für fünf Linien im Großraum Halle/Leipzig 51 Triebwagen zur Verfügung. Außerplanmäßige Werkstatt-Aufenthalte führen regelmäßig zu Engpässen. Das hatte sich zuletzt im Frühjahr und Sommer gezeigt, als reihenweise Bahnen wegen Motorschäden ausfielen.
Die Ausfallzahlen schwanken stark. Zurzeit fehle wegen Reparaturen im Schnitt jeder fünfte Zug, sagte Oliver Mietzsch, Geschäftsführer des Leipziger Nahverkehrsverbandes ZVNL, der mit der Nasa im Auftrag der Länder das S-Bahn-Netz ausgeschrieben hatte.
Für W-Lan: Weiterhin fallen bei der S-Bahn regelmäßig Züge weg
Daran dürfte sich so schnell nichts ändern: Laut Mietzsch soll noch 2018 die Vorbereitung der 51 Züge für drahtlosen Internet-Empfang (WLAN) beginnen. Auch dafür muss jede einzelne Bahn vorübergehend aus dem Verkehr gezogen werden, weil die Elektronik umgerüstet werden muss.
Damit drohen weitere Lücken, denen mit ungewöhnlichen Mitteln begegnet werden soll: „Wir haben uns bereits zwei Züge in anderen Bundesländern geliehen“, so Mietzsch. Damit könnten theoretisch zwei Züge zusätzlich pro Tag zum Umbau in die Werkstatt geschickt werden. Mietzsch räumte aber ein: „Wir müssen höllisch aufpassen, nicht zu viele Züge rauszunehmen.“ Daher werde mit der Deutschen Bahn noch über das genaue Vorgehen verhandelt.
Für Carsten Schulze-Griesebach vom Fahrgastverband „Pro Bahn“ ist der Einsatz verkürzter Züge das Eingeständnis, dass der Fuhrpark zu knapp bemessen sei: „Die Decke reicht vorne und hinten nicht.“ In der S3 werde es auch künftig eng zugehen, auch außerhalb des klassischen Berufsverkehrs, etwa zum Schichtwechsel bei DHL in Schkeuditz.
Doppelstock-Zug soll S-Bahn Halle-Leipzig entlasten
Die Länder wollen die S3 mit einer zusätzlichen Doppelstock-S-Bahn entlasten, die morgens von Leipzig nach Halle und nachmittags zurück fährt. Für Schulze-Griesebach ist das nicht genug: „Wir brauchen mehr Verstärker-Züge.“
Nasa-Chef Malter signalisierte zwar Bereitschaft, engere Fahrplan-Takte mitzufinanzieren. Doch es sei praktisch nicht möglich, dafür kurzfristig Züge zu beschaffen. Diese müssten erst in Auftrag gegeben und gebaut werden. Das dauere Jahre. (mz)