Reiseführer "Gartenträume" vorgestellt Reiseführer "Gartenträume" vorgestellt: Millionen wollen Parks in Sachsen-Anhalt sehen
Magdeburg - Es war nicht ganz unumstritten, das Versprechen des Einheitskanzlers Helmut Kohl (CDU) auf „blühende Landschaften“ im Osten. Hier und da entstanden auch eher beleuchtete Wiesen - ausgebaute, aber ungenutzte Gewerbegebiete. Für einen Bereich in Sachsen-Anhalt gilt Kohls Wort aber unverblümt, ohne jede Einschränkung: Die Parks im Land sind aufgeblüht.
Die schönsten von ihnen sind gebündelt im Projekt „Gartenträume“. Und sind laut Landes-Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor: „Die Parks und Gärten haben sich zu einem echten Besuchermagneten entwickelt“, sagte der Minister gestern zum 15-jährigen Bestehen des Gartenträume-Projekts.
Laut Möllring zählen die 43 Parks im Jahr etwa zwei Millionen Besucher. „Sie sind damit eine wichtige Marke unseres Tourismus“, so Möllring. Die Besucherzahlen sind allerdings nur eine Schätzung, da nur einige der Gärten Eintritt verlangen und die Gäste registrieren.
Allein mehr als 300.000 Besucher im Magdeburger Elbauenpark
Dazu gehört der Magdeburger Elbauenpark, der allein mehr als 300.000 Besucher im Jahr hat - jeder Fünfte kommt nicht aus Sachsen-Anhalt. Der Elbauenpark ist gut 100 Hektar groß und entstand aus der Bundesgartenschau 1999. Das Magazin Stern hat ihn vor zwei Jahren gar zur „besten Freizeitattraktion in Sachsen-Anhalt gekürt“. Der Park gehört zu den jüngeren im Land, so wie die aus der Landesgartenschau entstandenen Grünflächen in Aschersleben (Salzlandkreis).
Diese sind nicht nur eine Schau, sondern wirken sich auf das Leben und Erleben der Stadt aus. „Dieses grüne Band ergibt eine ganz neue Verzahnung der Stadt und man hat so einen schönen neuen Blick auf Aschersleben“, urteilt die Berliner Landschaftsarchitektin Anke Werner. Sie hat einst „Gartenträume“ konzipiert und beschreibt die Parks in der Neuauflage des Buchs „Gartenträume - Historische Parks in Sachsen-Anhalt“ (16,80 Euro im Verlag Janos Stekovics). Das besondere an dem Projekt sei, dass man zu den Gärten geführt werde. Gerade viele kleine Parks seien geradezu versteckt. „Und wenn man dann dorthin kommt, erlebt man einen ungeheuren Überraschungseffekt“, so Werner.
Zum Dessau-Wörlitzer Gartenreich, immerhin Welterbe und Gartenträume-Leuchtturm, muss einen niemand führen. Werner meint eher die vielen kleineren Parks vor allem im südlichen Teil Sachsen-Anhalts: Von den Blankenburger Schlossgärten im Harz über das Schloss Dieskau (Saalekreis) und Reichardts Garten in Halle bis zum Schlosspark in Zeitz (Burgenlandkreis). Anlagen, die einst von Feudalherren oder reichen Bürgern angelegt wurden und in der DDR brach lagen. Dass sie wieder erblüht sind, liegt auch an massiver öffentlicher Hilfe: Gut 60 Millionen Euro an Fördermitteln sind in die Gartenträume-Parks geflossen.
30 Vereine tragen die Parks
Aber es wird in den Anlagen jetzt auch geerntet, was Bürger gesät haben: 30 Vereine tragen die Parks, entwickeln sie, kümmern sich. „Die Gärten konnten sich nur so entwickeln, weil es Gartenfans gibt“, sagt Birgit Walsch, Bauamtsmitarbeiterin in Blankenburg. Die Parks seien in der DDR so verwildert, dass es nach der Wiedervereinigung deshalb „unendlich viel zu tun“ gegeben habe. Die Blankenburger Schlossgärten etwa seien kaum zugänglich gewesen. Auf dem Gelände sei teilweise Gemüse angebaut worden. „Und im Prinzessinnenturm lagerten Gartengeräte“, so Walsch. Jetzt punkte die Stadt mit den Anlagen bei den Harz-Besuchern. „Die Schlossgärten sind heute ein touristisches Highlight in Blankenburg.“
Für Wirtschaftsminister Möllring liegt der Reiz der Gartenträume in der Vielfalt. Man könne insgesamt 400 Jahre Gartenkunst in den Anlagen sehen - von barocker Pracht über englische Gärten bis zu modernen Angeboten. Das sei besonders reizvoll für „Best-Agers, also so 50 plus“. Den seien die Parks durchaus eine Reise wert. „Die Leute schauen sich eben gerne etwas Schönes an.“ (mz)