Regionales Geld Regionales Geld: «Urstromtaler» soll zweite Währung neben Euro sein
Güsen/MZ. - Nein, nein - Bankier habe er nie werden wollen, schwört Frank Jansky. Das sei nicht sein Antrieb gewesen. Er habe sich nur intensiv überlegt, wie kleineren heimischen Betrieben zu helfen sei. Am Ende der Grübelei ersann der Anwalt aus Güsen (Jerichower Land) ein ungewöhnliches Mittel, um der Wirtschaft in der Region beizustehen: Er erfand den "Urstromtaler", der seit Monatsbeginn als eine Art Zweitwährung in Sachsen-Anhalt funktionieren soll.
Der 37-Jährige sieht viele kleinere und mittlere Betriebe im Land als eher schwach an. Das sei ein Grundübel der regionalen Wirtschaft: Viele der kleinen Firmen kämen nicht in den Genuss der freieren internationalen Handelsmöglichkeiten. Manchen schadeten sie sogar.
Große Supermarktketten zum Beispiel könnten Brötchen von jenseits der Landesgrenzen einkaufen - dabei bleibe aber der kleine Bäcker um die Ecke auf der Strecke. Der Urstromtaler soll dafür sorgen, dass ausgegebenes Geld nicht aus dem Land abfließt. "Der Euro kommt an die Leine", sagt Jansky. Denn in Urstromtaler getauschte Euro können Kunden nur bei teilnehmenden Geschäften und Dienstleistern in Sachsen-Anhalt ausgeben: in Form von Gutscheinen oder Verrechnungsschecks. Die Läden wiederum können für die Scheine und Schecks ihre Produkte ebenfalls nur im Lande einkaufen. So der Bäcker für die Gutscheine nur Mehl von einer sachsen-anhaltischen Mühle. 35 Betriebe - vom Architektenbüro bis zum Buchhändler - und 15 Kunden machen bisher mit. Nicht viel, "aber wir haben auch erst am 3. Oktober angefangen". Die Teilnahme ist freiwillig und die Firmen akzeptieren den Taler in unterschiedlichem Umfang. Bei manchen darf komplett damit bezahlt werden, bei anderen nur ein Teil des Kaufpreises.
Jansky schätzt, dass etwa 200 Firmen mitmachen müssen, damit sich der Taler in den Umsätzen bemerkbar machen kann. "Dann kriegen wir vielleicht sogar Menschen in Arbeit." Weil "regionale Nachfrage regionale Angebote" schaffe, sagt der Jurist. Er klingt dann schließlich doch wie ein waschechter Bankier, als er anfügt: "Geld ist der Urstrom der Wirtschaft - und dieser Strom muss fließen."