Prozess am Landgericht Magdeburg Prozess am Landgericht Magdeburg: Tresore in See versenkt: Angeklagter räumt 30 Straftaten ein

Magdeburg - In Hettstedt versuchte Steffen R. einen Geldautomaten in die Luft zu sprengen. Das Vorhaben ging aus seiner Sicht mächtig schief. Zwar brannte der Automat, an das Geld kam der 27-Jährige im August 2013 jedoch nicht. Heiligabend versuchte R. sein Glück dann mit einem gestohlenen Auto und einem Seil. Diesmal in Aschersleben. Auch dort verursachte der Mann schweren Sachschaden, ohne an das Geld heranzukommen.
Bis April vergangenen Jahres gab es kaum eine Firma in der Region, die vor derlei Einbrüchen sicher schien. Denn Dutzende Straftaten werden R. und seinen mutmaßlichen Komplizen Mario R. und David K. zur Last gelegt. Ziel waren neben den Bankinstituten vor allem Friseurgeschäfte und Tankstellen in Aschersleben, Autohäuser in Bernburg und Goslar, eine Boutique in Quedlinburg sowie Firmen in Eisleben, Wolfenbüttel und Köthen. In einigen Fällen blieb es bei Versuchen.
Auch wenn ein psychologischer Gutachter erst am nächsten Montag gehört werden soll - ein paar Details zu den Lebensläufen der Angeklagten wurden bereits verlesen. Steffen R. zum Beispiel litt in seiner Kindheit wohl unter Übergriffen in der Familie. Solche Probleme wurden bei Mario R. zwar nicht benannt, wohl aber, dass der heute 27-Jährige schon früh verhaltensauffällig geworden sei. Einen Schulabschluss schafften beide nicht. Von einer abgeschlossenen Lehre war zunächst auch nicht die Rede. Beide sind ledig und kinderlos. Anders David K. Er schaffte immerhin den Hauptschulabschluss, kämpfte aber immer wieder mit seiner Drogensucht. Der heute 35-Jährige hat zwei Kinder. (mje)
Wegen Bandendiebstahls und schwerer Sachbeschädigung müssen sich die drei Männer aus Aschersleben seit Freitag vor dem zuständigen Landgericht in Magdeburg verantworten. Sie sollen bei ihren gemeinsamen Diebestouren nach ersten Schätzungen Schäden von mehreren Hunderttausend Euro verursacht haben. Bei einer Verurteilung drohen nach Angaben eines Gerichtssprechers Freiheitsstrafen bis zu 15 Jahren.
Immer wieder die gleiche Tour
Während Steffen R. seine Beteiligung an den Taten vor Gericht bereits einräumte, schwiegen Mario R. und David K. beharrlich. Deshalb wird es auf die Zeugenaussagen ankommen. Gehört werden sollen neben einem Gutachter und allen Geschädigten auch die Polizisten, die die Angeklagten bei den Ermittlungen vernommen hatten. Dort zeigte sich zumindest David K. geständig.
Über Monate zogen die Männer zwischen 27 und 35 Jahren laut Anklage immer wieder die gleiche Tour ab. Sie brachen in die Geschäfte ein und nahmen alles mit, was sich zu Geld machen ließ. In einem Fall in Aschersleben sollen sie mit Hilfe von etlichen Müllsäcken ein Kleidungsgeschäft halbleer geräumt haben.
Meist aber hatten sie es auf Bargeld abgesehen, was sie häufig in Tresoren fanden. In den Fällen, in denen sie nicht so einfach mit den Tages- oder Wocheneinnahmen verschwinden konnten, nahmen sie die Tresore mit und knackten die an einem anderen Ort. Später wurden diese entweder im Wilslebener See oder in der Tonkuhle in Aschersleben versenkt.
Prozess soll am kommenden Montag fortgesetzt werden
Die Diebstähle endeten erst, nachdem Steffen R. bei einem Einbruch in ein Geschäft in der Ascherslebener Innenstadt im April vergangenen Jahres auf frischer Tat von der Polizei ertappt wurde. Seitdem sitzt der 27-Jährige in Haft. Seine mutmaßlichen Komplizen sind derzeit auf freiem Fuß.
Die Gründe für die Straftaten wurden schon am ersten Verhandlungstag deutlich: Mindestens zwei der Angeklagten haben offenbar versucht, ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Klar wurde auch, dass alle nicht zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Justiz gemacht haben: Sie saßen unter anderem wegen schweren Diebstahls, Erpressung, gefährlicher Körperverletzung und Drogenbesitzes mehrere Jahre in Haft.
Der Prozess soll am kommenden Montag fortgesetzt werden. Insgesamt sind für die Verhandlung elf Tage angesetzt. Frühestens im März wird ein Urteil erwartet. (mz)