Nebra Nebra: Nach Streit bleibt Tür vom Schlosshotel zu
Nebra. - Was auch immer Gäste in die Kleinstadt Nebra führen mag - die Himmelsscheibe oder nur die Aussicht auf ein schönes Wochenende. Wer per Internet-Auktion das dortige Schlosshotel für einen Kurzurlaub gebucht hatte, kann den ersteigerten Gutschein möglicherweise in den Kamin schreiben. Das Hotel ist seit Mittwoch geschlossen. Am Freitag übergab der Pächter die Schlüssel an den Eigentümer, der in Neuhaus bei Passau ein Immobilienbüro besitzt. "Es sind Pachtschulden in Höhe von 20 000 Euro aufgelaufen", begründete Inhaber Johann-Christian Haas diesen Schritt. Der Anwalt des Pächters hält dem allerdings entgegen, diese Rückstände gebe es nicht. Es habe vielmehr bis zum 10. Juni Einvernehmen darüber bestanden, das Pachtverhältnis weiterzuführen, freilich für eine geringere Miete, da erheblicher Renovierungsbedarf aufgelaufen sei.
Ventile geöffnet
Am Freitag nun hat der bisherige Betreiber des Hotels die Segel gestrichen. Dem war eine Havarie vorangegangen. In der Nacht zum Mittwoch sollen unter einem Waschbecken im Dachgeschoss Eckventile geöffnet worden sein. Fußböden weichten durch. In mehreren Etagen brachen Deckenverkleidungen herunter. Das Hotel ist derzeit nicht nutzbar. Die Polizei ermittelt gegen unbekannt.
Das Schlosshotel ist vorrangig über Internet vermarktet worden. Inhaber der Gutscheine stehen nun vor verschlossener Tür. Dass es bei Versteigerungen im Internet einen Vorlauf gebe, sei normal, erklärt der Anwalt des Pächters. Wie viele Gutscheine nicht eingelöst werden können, könne er nicht sagen. Es könnten einige hundert sein. Eigentümer Haas vermutet hingegen mehrere tausend, eine Zahl, die er von Mitarbeitern des Pächters erfahren haben will.
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Neufang wird gegen den Pächter ermittelt. Neufang: "Wir stehen noch ganz am Anfang." Inzwischen sind Vorwürfe bekannt geworden, die Familie des Pächters habe bereits andernorts Hotels in die Pleite geführt. Es gebe einen Fall, in dem sie unwissentlich als Strohmann benutzt worden sei, räumt der Anwalt ein.
Teure Sanierung
Das Schloss in Nebra, zu DDR-Zeiten Verwaltungssitz, war Anfang der neunziger Jahres vom Kreis in ein Hotel umgebaut und später an ein Umweltbildungszentrum übergeben worden. In den Jahren darauf hatten mehrere Pächter das Handtuch geworfen. 2002 wurde das Haus versteigert. Das für über sieben Millionen Mark mit öffentlichen Mitteln sanierte Schloss ging für einen Schnäppchenpreis weg. Das wurde damals vom Bund der Steuerzahler angeprangert. Eigentümer Haas kündigte unterdessen an, das Haus werde saniert und wieder verpachtet.