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MZ-Ferienspaß vom 21. Juli MZ-Ferienspaß vom 21. Juli: «Wikinger» erobern die Burg

Von JAKOB MASCHKE 21.07.2011, 18:53
Ulrich Vogel führt Geschichtsinteressierte durch die Burg Querfurt. (FOTO: NADINE STENZEL
Ulrich Vogel führt Geschichtsinteressierte durch die Burg Querfurt. (FOTO: NADINE STENZEL CARDO

QUERFURT/MZ. - Im Schneidersitz hockt die siebenjährige Tabitha auf der Wiese im Innenhof der Burg Querfurt. Ihre blonden Löckchen, die sie von ihrem Vater hat, tanzen im Wind. Vor ihr liegt ein kleines Holzbrett mit ein paar Nägeln, die links und rechts herausgucken. Eifrig webt sie aus einem pinken Baumwollfaden, der um die Nägel gespannt ist, ein Freundschaftsband. Ihre gleichaltrige Freundin Bertine macht dasselbe. Aber für die beiden ist heute etwas anderes das ganz Besondere: die Burg. Genauer gesagt: ein Haus aus Stein.

"Wir sind kurz nach Tabithas Geburt nach Norwegen ausgewandert. Dort sind fast alle Häuser aus Holz, und Burgen gibt es da so gut wie keine", erzählt ihr Vater Dirk Bordich. "Die beiden Mädels waren hin und weg von der riesigen Burganlage. Das erste, was Tabitha zu mir gesagt hat, war: 'Papa, wenn ich groß bin, möchte ich auch mal ein Steinhaus haben'." Die kleine "Wikingerfamilie" - Tabitha, der fast einjährige Sohn Jotham, Mutter Corina und Vater Dirk - ist während der Schulferien zu Besuch in der alten Heimat Sangerhausen. Gemeinsam mit ihrer norwegischen Freundin und deren Tochter will sie sich den MZ-Ferienspaß in der historischen Befestigung der Quernestadt nicht entgehen lassen.

Besonders für die Kinder wird an diesem Tag einiges geboten: Sie können Kerzen ziehen, Lesezeichen und Grußkarten basteln, weben, töpfern, Traktor fahren, Esel reiten, mit dem Katapult schießen, zielwerfen und und und. "Die Kinder sind total konzentriert bei der Sache und haben ein super Durchhaltevermögen", sagt Cornelia Schwarz, bei der die Besucher sich ganz offiziell die Hände schmutzig machen dürfen: Sie töpfern Igel, Burgtürme und allerlei Phantasievolles. "Das Schöne ist, dass heute auch die Omas und Opas mitmachen. Jedes Kunstwerk ist sozusagen ein Gemeinschaftsprojekt von Jung und Alt."

Cornelia Lumpe will mit ihrem Angebot dagegen neben Spaß gleichzeitig eine Botschaft vermitteln: "Die Spinnerei gibt es fast nur noch in Island. Aber wenn irgendwann das Erdöl als Kleidungsbestandteil aufgebraucht ist, wird man froh sein, auf dieses alte Handwerk der Textilherstellung zurückgreifen zu können", sagt sie, während sie ihr Spinnrad mit dem Fuß antreibt und die Kinder beim Nagelbrettweben beobachtet.

Um Bildung geht es auch Ulrich Vogel. Der Pensionär führt die Geschichtsbegeisterten unter den insgesamt rund 1 500 Besuchern des Ferientages anderthalb Stunden lang durch die Burganlage - "weil es mir so viel Spaß macht". Seine Zuhörer begrüßt er entsprechend launig: "Ich kann es Ihnen nicht verdenken, wenn Sie mit mir keine Führung machen wollen. Schließlich wurden Ihnen Burgfräuleins versprochen." Mit kurzweiligen Anekdoten würzt er seine Führung - etwa, dass die Burgkirche im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden als Schweinestall missbraucht wurde, die Kanonen nur drei Schuss am Tag abgeben konnten, weil sie sonst überhitzt wären oder die Mauern des Burgturmes "Dicker Heinrich" zum Teil einen Durchmesser von über vier Metern haben.

Beim Fangen spielen um den Turm überzeugen sich einige Kinder keuchend und schwitzend, dass es ein echt dicker Dicker Heinrich auf der Burg Querfurt ist.