Monument in Halle Monument in Halle: Zwischen Schredder und Rettung
Halle/MZ. - Vier Fäuste ragen in den Himmel über Halle. Seit 33 Jahren. Drohend und martialisch, sagen die einen. Kämpferisch und erinnernd, meinen die anderen. Jetzt ist ihr Ende besiegelt. Noch in diesem Frühjahr wird das Fäuste-Monument am Riebeckplatz abgerissen. Doch ganz verschwinden wird es nicht - zumindest nicht, wenn es nach Alexander Schlegel geht. Der Geschäftsmann aus Nordhausen will zumindest Teile des Betonklotzes vor dem Schredder retten. "Vor allem die Fäuste und die Jahreszahlen", so der 50-Jährige. Auf seinem Firmengelände könnten sie auf ihre Renaissance warten.
Dabei hatte am 6. Oktober 1970 alles so glorreich begonnen. Einen Tag vor dem DDR-Geburtstag wurde der Koloss enthüllt. FDJ-Singegruppen sangen, Fahnen flatterten. Zur "Internationale" fiel die Stoffhülle vom "Monument der revolutionären Arbeiterbewegung". Doch wer kannte je diesen Namen?
52 Betonteile, je fünf Tonnen schwer, brauchten die Künstler Gerhard Lichtenfeld, Heinz Beberniß und Siegbert Fliegel für ihre 14 Meter hohe Skulptur. Von Parteioberen bejubelt, stieß sie bei vielen Hallensern nicht unbedingt auf Gegenliebe. Manche sahen die Fäuste ironisch als Symbol für den Chemie-Pokal im Boxen. Daran konnten auch eingemeißelte Jahreszahlen wenig ändern. Vor allem die Zahl 1968 sorgte für Ärger. Offiziell an die sozialistische Verfassung der DDR erinnernd, sah mancher darin eine Huldigung der Niederschlagung des Prager Frühlings.
Mit den Jahren wuchs die Gewöhnung. Was immer man von dem Klotz hielt - er war weithin bekannt. Nach der Wende war das Werk wieder ein Politikum. Mitte der 90er Jahre entbrannte der Streit. Symbol der Diktatur, Schandfleck - so die Argumente der Gegner. Zeitzeuge, Kunstwerk - konterten Befürworter. Ein Versuch, die Fäuste zu begrünen, schlug fehl. Nach langen Diskussionen beschloss im Oktober 2001 der Stadtrat den Abriss. Weniger aus ideologischen als aus ökonomischen Gründen: Die Fäuste stören beim Umbau des Riebeckplatzes. Abriss war die billigste Variante. Als Ende 2002 der Denkmalschutz Ja sagte, war klar: Die Fäuste fallen.
Damit will sich Alexander Schlegel nicht abfinden. "Das ist Bilderstürmerei", schimpft der gebürtige Karlsruher, der seit Jahren in Nordhausen lebt und DDR-Devotionalien aller Art sammelt. Sein wichtigstes Stück? "Der Lenin-Kopf vom sowjetischen Messe-Pavillon in Leipzig", so Schlegel. Nun sollen die Fäuste hinzukommen. Halles Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) findet die Idee gut. "Ich bin generell dagegen, Zeitzeugnisse zu vernichten", sagt sie. Bezahlen muss Schlegel dafür nichts an die Stadt. Doch den Plan, das komplette Monument nach Thüringen zu schaffen, hat er schon wieder aufgegeben. "Das würde 120000 Euro kosten. Die habe ich nicht." Nun wolle er wenigstens Teile retten. Mit Kran und Laster will er zum Abriss nach Halle kommen. Unterstützung sichert ihm Olaf Dietrich von der zuständigen Projektsteuerung IPM zu. Doch kann man einzelne Fäuste überhaupt demontieren, ohne sie zu zerstören? "Das weiß keiner", so Dietrich.