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Meteorologe aus Halle Meteorologe aus Halle: Jurik Müller nimmt Abschied

Von Thomas Schöne 29.12.2013, 07:54
Der Meteorologe Jurik Müller steht neben einem Wetterhahn
Der Meteorologe Jurik Müller steht neben einem Wetterhahn dpa Lizenz

Halle (Saale) /Leipzig/dpa - Wie wird das Wetter morgen? Wann wird es wieder richtig Sommer? Wann kommt endlich der Regen - oder Schnee? Der promovierte Meteorologe Jurik Müller aus Halle hat über Jahrzehnte hinweg immer wieder vieles erklärt, beschrieben und vorhergesagt. Als einer der bekanntesten Meteorologen in Ostdeutschland nimmt der 65-Jährige nun Abschied vom aktiven Berufsleben - nach 46 Jahren ist zum Jahresende zugleich Schluss mit einer Ära. Denn Müller kennt Tausende Bauernregeln aus dem Effeff. Aus seinem Munde sprudeln diese sofort für jeden Kalendertag daher - in einer besonderen Mischung aus Weisheit und Humor.

Neue Bauernregeln erfunden

In seinem Archiv hat er im Laufe der Jahrzehnte über 10.000 Bauernregeln, auf Erfahrung basierenden Sprüche, zusammengetragen. Aber Müller sammelte nicht nur. Er hat sein Wissen und die Erkenntnisse von Generationen dazu benutzt, neue Bauernregeln selber zu reimen. So kamen zu den Überlieferungen mittlerweile etwa 4000 Müller-Bauernregeln hinzu, wie er erzählt. „Meine Eltern meinten, Archäologie oder Metallurgie wäre etwas für mich“, sagt Müller, der zu Weihnachten 1948 in Weimar geboren wurde und dort aufwuchs, rückblickend. Aber die Liebe zur Meteorologie entdeckte er für sich schon als Kind.

„Ich machte eigene Beobachtungen und führte ein Wettertagebuch. Nach dem Abitur habe ich bei Praktika in Weimar Erfahrungen als Wetterbeobachter gesammelt.“ Schließlich studierte Müller in Berlin Meteorologie. Danach kam er nach Halle und war hier an der Wetterstation im Stadtteil Kröllwitz rund 31 Jahre tätig. Im Zuge von Strukturveränderungen wurde 2005 seine Arbeit beim Deutschen Wetterdienst (DWD) nach Leipzig verlagert.

Kenntnisse als Agrarmeteorologe

Natürlich habe er sich auch mal geirrt, erzählt Müller. Eines Tages zogen sich zum Beispiel die Wolken am Himmel zusammen. „Meine Frau sagte zur Nachbarin, es wird wohl bald Regen geben. Aber nein, sagte ich, der Wetterbericht hat null Prozent Regenwahrscheinlichkeit prognostiziert. Ein paar Minuten später ging es richtig los, es gab einen Wolkenbruch“, erzählt er heute lachend.

1978 sollte Müller für die Osterbeilage einer Tageszeitung in der DDR etwas zum Frühlingserwachen und über Bauernregeln schreiben. Das sei bei den Lesern so gut angekommen, dass er später weiter über Bauernregeln geschrieben habe. Der Agrarmeteorologe bekommt auch Lob von den Bauern. Er habe einen reichen Erfahrungsschatz angehäuft und profunde Kenntnisse als Agrarmeteorologe. Vom Wetter hänge in der Landwirtschaft eine Menge ab, zum Beispiel der Beginn der Ernte, weiß Fritz Schuhmann, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, zu berichten.

Legendär war das Anglerwetter 2000

Müllers spektakulärste Arbeit war aus seiner Sicht im Jahr 2000 das Anglerwetter, womit er bundesweit bekannt wurde. Der Spezialdienst war tabellarisch aufgebaut und enthielt für die wichtigsten 17 einheimischen Fischarten den sogenannten Beißindex - wann es sich also lohnt, zu angeln. Er reichte von null, für aussichtslos, bis zehn für extrem beißfreudig. „Das Anglerwetter war für uns sehr hilfreich“, sagt Bernd Manneck vom Landesanglerverband Sachsen-Anhalt.

Die Angler konnten auf dieser Grundlage längere Angeltouren genau planen. Immerhin habe die Vorhersagegenauigkeit bis zum vierten Tag bei nahezu 100 Prozent, danach bis zum siebten Tag immerhin noch bei 80 Prozent gelegen. Der Spezialdienst wurde nach einigen Jahren beim Deutschen Wetterdienst eingestellt. Seine Idee werde von manchem privaten Wetterdienst in abgewandelter Form bis heute umgesetzt, sagt Müller. Er schaue jetzt aber nach vorn.

Im Februar 2014 komme sein neues Buch „Die besten Bauernregeln für jeden Tag - 365 Regeln, die wirklich stimmen“ heraus. Weitere Buchideen habe er. Zum nächsten Weihnachtsfest soll ein spezielles Wetterbuch, welches den Zeitraum vom Martinstag (11. November) bis zu Maria Lichtmess (2. Februar) umfasst, auf dem Ladentisch liegen. „Darin werden auch Weihnachtsbräuche und Weihnachtssagen sowie einige Kurzgeschichten aus eigener Feder enthalten sein“, sagt Müller. Ebenso plant der Wetterfrosch einen Bildband zum Thema Bauernregeln. „Und wenn alles klappt, auch einen eigenen Lyrikband“, meint der Unruheständler.